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Wir war das In DDR zu leben?

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von Dr Feeds, 24. August 2004.

  1. Leo

    Leo Junior Member

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    AW: Wir war das In DDR zu leben?

    Zweifelsohne hatte die DDR innerhalb des Ostblocks den höchsten Lebensstandard.
    Um diesen weitestgehend zu halten, wurde unter Honecker hauptsächlich konsumiert anstatt investiert.
    Ähnlich ungünstig verhielt es sich mit den Erlösen aus Exportgeschäften.

    Aus gemachten Fehlern sollte und kann man lernen...

    MfG Leo.=
     
  2. Wilfried56

    Wilfried56 Platin Member

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    AW: Wir war das In DDR zu leben?

    Interessant, was ihr diskutiert, während ich notgedrungen (Operation) lange abwesend war.

    Zweifellos hatte die DDR materiell einen höheren Lebensstandard als die anderen RGW-Staaten, aber: Viele von denen waren weltoffener als wir. Was habe ich in der CSSR oder in der Sowjetunion über die Reisemöglichkeiten gestaunt. Und was da teilweise für Filme liefen. Oder die Lizenzplatten (Beatles) meiner Sammlung...
    Vergessen sollten wir auch nicht, dass - nicht nur ideologisch - vieles vom "großen Bruder" kam. Ökonomisch wurden auch Dinge unkritisch übernommen, die hier nicht funktionieren konnten: Offenställe (Folge: Rinder-Massensterben), Maisanbau (mit Sorten aus Mittelasien, die hier nicht gedeihen konnten)...
    Was die Möglichkeiten zu Studium / Beruf angeht: Ich hatte selbst nie Jugendweihe und war in keiner Partei, konnte aber problemlos das Gymnasium (EOS) besuchen und studieren. Mein Klassenkamerad war Sohn des Dorfpfarrers und studierte Medizin...Es kam wohl sehr auf das Rückgrat der jeweiligen Lehrer an (auch beim Problem Sitzenbleiber, Offizierswerbung...). Ich habe selber jahrelang als Lehrer (Oberschule, Hochschule) gearbeitet und weiss, wovon ich rede.
    Hauptgründe für die Unzufriedenheit mit dem System aus meiner Sicht (jeder hat je nach Alter, Wohngegend, sozialem Umfeld seine individuellen Erfahrungen):
    • Widerspruch zwischen Theorie und Praxis des Sozialismus
    • gleichgeschaltete Medien, Zensur (Ventil: kritische Literatur, Kabaretts)
    • Mangelwirtschaft (hochwertige Konsumgüter, Autos, Baustoffe für private Zwecke, Ersatzteile, Südfrüchte)
    • fehlende Reisemöglichkeiten
    • Bevorzugen der "roten Socken" bei Wohnungen, Reisen, Autobezug, Telefon... - Die Erfahrung, dass Reden im Sinne "der Partei" Vorteile brachte, erklärt u.a. das massenhafte Auftreten von Wendehälsen 1989/90
    Nicht zu verachten war neben anderen positiven Dingen auch die solide naturwissenschaftliche Ausbildung (Scharlatane hatten weniger Chancen als heute, mit dem teilweise absurden Wunderglauben der Leute ein Schweinegeld zu machen!) in den Schulen mit DDR-weit gleichen Lehrplänen und zentral vorgegebenen schriftlichen Abschlussprüfungen.
    Auffällig, dass der Staat viel kinderfreundlicher war als unsere heutige reiche Gesellschaft. Dabei ging es nicht nur um die frühzeitige ideologische Einwirkung vom Kindergarten an oder um rein ökonomische Zwänge (Frauen wurden als Arbeitskräfte wegen der geringeren Produktivität dringend gebraucht).
    Auch die Erfolge im Sport sollten wir nicht vergessen. Es ist absurd, wenn das heute sehr einseitig als Ergebnis des "flächendeckenden" Dopings gesehen wird! Absoluter Quatsch, wenn man nicht auch an die gezielte Talentesichtung und Förderung der Spotler sieht. Klar, es wurden die Sportarten bevorzugt behandelt, die viele Medaillien versprachen, aber das war effektiver als das heutige x-mal teurere System (siehe Athen).
    Ich sehe schon, das Thema ist zu komplex, um alle Facetten zu erleuchten, aber PLUS und MINUS sollten schon ausgewogener dargestellt als in den Medien heute.
    Und (nun wirklich zum Schluss!) - glaubt mir einfach, dass die Leute trotz aller Beschwernisse auch viel Grund zum Lachen (z.B. über politische Witze!) und zur Freude hatten. Es kommt eben immer auf den Maßstab an.
     
  3. riffraff

    riffraff Gold Member

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    VDR
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    Hauppauge DEC 3000-S
    dbII
    ....
    AW: Wir war das In DDR zu leben?

    @Wilfried56

    Ich kann deinen Ausführungen fast 100% zustimmen. Das Problem ist, dass man nicht alles schwarz weiss sehen kann. Die DDR hatte auch viele Grautöne. Das viele Menschen heute die miesen Seiten verdrängt, und dafür die guten hervorheben ist irgendwie normal :) Nichtsdestrotrotz war die DDR kein "gutes" System. Ich habe während des Studiums erlebt wie die Stasi die Nikolaikirche "beräumte", habe Leute wie Werner Eberlein und auch Jürgen Kuczynski kennengelernt und auch Anrdé Brie und Lothar Bisky erlebt. Ich hab den Umgang der Polizei mit vermeintlichen Straftätern bewundern dürfen und habe lange genug gearbeitet um zu wissen wie es um die DDR bestellt war. Ich habe in der Neptunwerft Rostock Rost geklopft und mich im StuSo in Leunawerken fast vergiftet. Eine Studienkollegin lebte in Hoyerswerder und meine Freundin während des Studiums kam aus Bitterfeld.
    Genauso gab es auch andere Dinge wie die AGs in den Schulen, den Zusammenhalt in den Arbeitskollektiven oder auch die Kulturveranstaltungen.
    Dagegen standen dann wieder solche Dinge wie die ewige Jagd nach den Konsumgütern, ständige Gängeleien oder auch die schleichende Militarisierung des Alltags. Sicher waren Grundnahrungsmittel billig, aber unter Grundnahrungsmittel fielen nur die einfachsten Dinge: Brot, Butter, bestimmte Sorten Fleisch und Wurst. Alles andere waren Luxusgüter und wurden in die Sonderläden ( exquisit, delikat ) geschafft. Wie gesagt, ich empfand die DDR nicht als schön oder toll