Wiedereinführung des G9-Abiturs in Niedersachsen

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AW: Wiedereinführung des G9-Abiturs in Niedersachsen

Ich finde es richtig, am Gymnasium eine romanische Sprache zu lernen.
Ich mochte Französisch nie, bin im Nachhinein aber froh drum. Es ist ein ganz anderes Sprachverständnis, ich kann in Ansätzen einfache spanische oder italienische Sätze verstehen, Wörter, die ich im Englischen nicht kenne, über den romanischen Stamm herleiten etc.

Einen Zehnfingerkurs hatten wir einmal. Allerdings war das ein Reinfall. Keiner wollte sich mit den Übungen quälen und das Ende vom Lied war die Demonstration, dass viele mit ihrem seit Jahren selbsterlernten "Freestyle"-System weit schneller waren, als der Lehrer mit seinem Zehnfingersystem; bei ähnlicher Fehlerzahl!

 

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unser Nachbarland ist, muß man ja nicht gleich Französisch lernen. Nach der Logik hätte ich Dänisch lernen sollen, das hätte mir sogar etwas gebracht (sogar noch heute!). Wenn man mal von Frankreich und ein paar Afrikanern absieht ist Französisch doch unbedeutend, da kommt man mit Spanisch wesentlich weiter, und zwar nicht nur im Urlaub.
Ansonsten sollte man im Englischen möglichst sattelfest sein, aber das hat man ja heute auch schon in der Grundschule. Zudem wachsen die Kinder heute mit viel mehr englischem "input" auf als wir früher. Für mich war Englisch in der 5. Klasse eine abstrakte Sprache, die irgendwo weit weg gesprochen wurde und deswegen nicht sinnvoll erschien. Das ist heute dank Satellitenfernsehen und Internet völlig anders, außerdem macht man eher auch mal im Ausland Urlaub als früher.
Das mit dem Zehnfinger-System sehe ich so: man muß damit anfangen, bevor man firm mit dem Computer ist. Zu meiner Schulzeit war Zehnfinger-Schreiben etwas für Sekretärinnen und es gab als ich in der 10. Klasse war einen Computerraum mit einem (!) VC 20. Ich hätte doch nie daran gedacht, dass ich später (also heute) mal so viel am Computer sitzen würde. Ich schreibe mit etwa sechs Fingern einigermaßen blind und recht schnell, wobei mich neulich erst wieder jemand fragte, darum ich beim Schreiben meinen linken Zeigefinger nicht benutze. Keine Ahnung, den vermurksten Stil habe ich mir selbst beigebracht und den bekommt man wohl auch nicht mehr aus mir raus. Aus diesem Grund sollte man Zehnfinger-Schreiben schon in der Grundschule erlernen. Solche Dinge meine ich mit "Entrümpeln" bzw. den heutigen Anforderungen anpassen.

 

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Nichts gegen einen Tippkurs, den sollte man in der Grundschule erledigen. Aber das kann doch nicht der Grund sein, wofür wir Kinder auf eine höhere Schule schicken, ebenso wenig wie Fahrunterricht oder Kochkurs.
Wer entrümpeln will, muss schlüssig erklären, was er für verzichtbar hält: eine fundierte Meinung zu politischen Ereignissen, Kenntnis der Weltgeschichte, die Fähigkeit, in einem Museum mehr als nur Farbkleckse zu sehen oder Bach von Bushido zu unterscheiden, Weltliteratur, abstraktes mathematisches Denken, Evolution, der Weltraum, und, und, und.
Erfülltes Leben, Unabhängigkeit, soziale Kompetenzen, kritisches Denken, eine fundierte ethische Haltung -- wer will das nicht? Streamlining auf wirtschaftliche Verwertbarkeit hin kann da nicht der einzige Weg sein.

Gruß
th60

 

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Mehr ist zu diesem Thema nicht zu sagen.

 

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Interessanterweise gibts in der 5. Klasse Kochunterricht. Den halte ich aber für nicht verkehrt.

Ich greife mal einige Punkte auf:
fundierte Meinung zu politischen Ereignissen: dazu muß man verstehen, was in den letzten Jahrzehnten passiert ist und sich nicht großartig in der Steinzeit oder bei der frenzösischen Revolution aufhalten.
Kunst: ist denke ich zeitlos
Musik: auch recht zeitlos, der Unterricht ist hier inzwischen recht modern, hängt aber sicher vom Lehrer ab
Mathematik: ist auch auf Zeit, man multipliziert heute sogar anders als vor 30 Jahren
Evolution: heikles Thema, steht immer im Konflikt insbesondere mit der katholischen Religion

Das Leben heute unterscheidet sich nun mal von dem der 1950er Jahre, in denen viele Bildungspläne ihren Ursprung haben.

 

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Man wird die weltpolitische Lage nicht recht verstehen können, wenn man nichts vom Zweiten Weltkrieg weiß. Den wiederum kann man ohne den Ersten nicht komplett verstehen, den wiederum nicht ohne Preußen, Preußen nicht ohne Napoleon, und schon sind wir bei der Französischen Revolution. Klar muss nicht jeder alles wissen, aber künstlich dumm halten sollte man die Kinder auch nicht.

Wo du das mit der Evolution und der katholischen Kirche her hast, weiß ich nicht. Nach meiner Kenntnis besteht der Konflikt da mit evangelikalen Fundis.

Heutige Lehrpläne haben wenig bis nichts mit den Fünfzigerjahren zu tun, ich kenne mich da ein wenig aus.

Gruß
th60

 

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Bei uns ging es wie ein roter Faden vom antiken Griechenland über Rom, Völkerwanderung, HRR, Bauernkriege, Reformation, Absolutismus, Französische Revolution, Hambacher Fest, 1848, 1866/1871, Industrialisierung, Schutzgebiete, 1. Weltkrieg, Weimar, 2. Weltkrieg, geteiltes Nachkriegsdeutschland, Wiedervereinigung bis zur EU.
So sollte es im groben meiner Meinung nach auch sein. Wir hatten - wohl regionalbedingt - noch einen spezielle Fokus auf das Hambacher Fest, inklusive Wanderung.

 

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Die Schule ist zu allererst dafür da, Allgemeinbildung zu vermitteln. Nicht politische Meinungen. Das ist sogar untersagt.

 

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Ja, mit dem "Entrümpeln" muss man vorsichtig sein. Mir kam es in einigen Fächern eher zu knapp (gerade in Geschichte!) als zu überfrachtet vor. Bestimmte Felder wurden in Geschichte schon nur sehr knapp behandelt, während dann eben besonders das Dritte Reich sehr ausführlich gemacht wurde, der Krieg selbst wurde dagegen auch eher wieder überflogen. Galt besonders auch für den ersten Weltkrieg, der Kriegsverlauf wurde da gar nicht genauer beschrieben, eher nur ein ungefähres Bild: Stellungskrieg, technischer Einsatz usw.
Vieles sollte man vielleicht etwas verschieben. Ich zB war im Nachhinein der Auffassung, dass man zB sowas wie Musik in den unteren Klassen machen sollte, dann aber in den höheren Klassen nur noch als Wahlfach und lieber Geschichte stärker (in Sachen Stunden) gewichten.
Allgemein ist der Stoff eigentlich nicht zu viel gewesen, es wurde nur oft ineffizient vermittelt, was teils eben auch an den Lehrern lag - das galt besonders für Geschichte. Da hatte ich nen heftigen Vergleich, einen ziemlich guten Lehrer, und einen schlechten. Das hört man ungerne in den höheren Kreisen, aber das ist fast wichtiger als die genaue Ausgestaltung der Lehrpläne...

 

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Wenn das so ist, erfüllt die Schule das aber kaum.

Dann müsste das ohnehin schon umfangreiche Fach Deutsch noch mal deutlich ausgeweitet werden, während andere Fächer, etwa Chemie, Physik und sogar Mathe, deutlich gekürzt werden müssten, da letztere in höheren Klassen größtenteils Spezialwissen enthalten, das ca. 90 Prozent der Schüler niemals benötigen - und der Rest lernt es nicht selten auf der Uni, etc. noch mal...

Fürs Leben wirklich wichtige Fächer, etwa Finanzbildung, fehlen dagegen meistens komplett.