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Wieder mal Air France

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von Satikus, 2. Juni 2009.

  1. Berliner

    Berliner Lexikon

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    AW: Wieder mal Air France

    hier siehts im Moment scheinbar so aus. Die meisten haben regelrecht drauf gewartet welches darüberhinaus gehende gravierende Problem die Flugschreiber offenbaren. Scheinbar keines. 1min vor Aufschlag die Übergabe an den anderen Co mit "mach du mal" finde ich auch erschreckend. Ein ausgebildeter Verkehrsflugpilot ist nach 3min mit seinem Latein am Ende und faltet die Hände zum Gebet. Keine so angenehme Vorstellung als Passagier. Ausserdem scheinen sie die Kiste ständig mit Rechtsdrall gefolgen zu haben, gem. der Grafik schlugen die ja praktisch entgegen der eigentlichen Flugrichtung auf.

    Wieso der Kapitän bei diesen gravierenden Problemen nicht ans Steuer ist wundert mich auch. Ratlosigkeit? Auch nach dem Motto "macht ihr mal, ich weiß auch nicht weiter"? Oder war er sicher, mit dem gelernten Programm "Nase hoch" würden die Beiden das schon schaukeln?

    Als Laie wundert mich auch, wieso sie überhaupt die Nase hochziehen wenn schon der Stall da ist? ich würde auch denken mit Nase runter nimmt man wieder Speed auf, sinkt aber erstmal schneller. Was haben denn die beiden am Ende gemacht? Lt. BEA gab es über beide Sticks gleichzeitig Eingaben. Wieder gezogen?
     
  2. manuma1

    manuma1 Neuling

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    AW: Wieder mal Air France

    Ergänzend muss man sagen, dass bei Airspeed-Angaben von unter 30 Knoten die Angaben als Ungültig gekennzeichnet werden. Die Angabe des Angle of Attack(Winkel zwischen Längsachse des Flugzeuges und der anströmenden Luft) wird unterhalb von 60 Knoten als ungültig gekennzeichnet. Das führt dann auch dazu, dass die Stall-Warnung stoppt. Ich denke mal, dass dies den Piloten durchaus bekannt ist.

    Während des Sturzes aus FL 380 hörte die Stall-Warnung auf, weil die Airspeed auf unter 30 Knoten fiel. Als Sie die Nase senkten, stieg die Airspeed an und die Stall-Warnung ging erneut los. Das Flugzeug hat keinen Fehler gemacht, verwirrend ist die Situation aber schon. Du senkst die Nase und das Flugzeug erzeugt eine Stall-Warnung. Für die ohnehin schon verwirrten Piloten ist nun wohl eine Welt zusammengebrochen.

    Als Sie dann auf FL 100 sind, bricht wohl Panik aus. "Oh Gott, wir schlagen gleich auf" oder so etwas ähnliches werden sie gedacht haben. Dann ziehen beide die Sticks nach hinten um die Abwärtsbewegung zu stoppen. Da das Flugzeug im Stall war, verbesserte dies die Situation überhaupt nicht. Irgendwann wird das Handeln von Instinkten beherscht und dies war wohl schon eingetreten.

    Ob das Flugzeug aus dem Sturzflug überhaupt nochmals hätte abgefangen werden können, weiß ich nicht. Zu dem Zeitpunkt als AP/ATHR deaktiviert abschalteten, scheint die Situation bei weitem noch nicht dramatisch. Es gibt zwar ein Problem, um dass man sich kümmern muss, aber die Situation muss keinen solch desaströsen Verlauf nehmen. Innerhalb der Zeitspanne, wo das Flugzeug von FL 350 auf FL 380 steigt und stallt, scheint sich die Situation dramatisch zuzuspitzen. Diese Umstände muss man hinterfragen.
     
  3. manuma1

    manuma1 Neuling

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    AW: Wieder mal Air France

    http://www.bea.aero/fr/enquetes/vol.af.447/note29juillet2011.de.pdf

    Hier könnt ihr euch den Zwischenbericht selbst durchlesen.

    Es schaut derzeit so aus, als wenn abgesehen von einer Unreliable Airspeed infolge der verstopften Sonden kein Problem vorlag. Die Besatzung hatte auch festgestellt, dass die Geschwindigkeiten Unstimmigkeiten aufwiesen, das entsprechende fliegerische Prozedere für Unreliable Airspeed aber nicht durchgeführt. Stattdessen wurde wohl ein Steigflug eingeleitet und der Rest ist bekannt. Es schaut also so aus, als wenn die Besatzung mit der Situation komplett überfordert war.
     
  4. Berliner

    Berliner Lexikon

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    AW: Wieder mal Air France

    schon nett....Überziehwarnung und der Pilot zieht als "Gegenmaßnahme" hoch. Ich versteh das alles irgendwie nicht was die da veranstaltet haben. Hatte gehofft es gibt heute mal eine vernünftigte CVR Abschrift, aber die kommt dann wohl erst im Endbericht.
     
  5. manuma1

    manuma1 Neuling

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    AW: Wieder mal Air France

    Keiner der Piloten hat auf die Überziehwarnung verwiesen oder den Stall formell erkannt. Ich bin mir also nicht einmal sicher, ob sich die Piloten wirklich bewusst waren, dass der Strömungsabriss bereits eingetreten war. Das Flugzeug aus einem Strömungsabriss wieder herauszuholen (Stall Recovery) ist auch keine einfache Sache.

    Was mir nicht wirklich in den Kopf möchte, ist die Frage, wieso man das Verfahren für Unreliable Airspeed nicht angewendet hatte, nachdem man die Geschwindigkeitsangaben als falsch identifiziert hatte. Das sind sozusagen die Basics.

    Die Erkenntnisse aus den Untersuchungen der Wrackteile waren schon ziemlich genau. Das muss man so sagen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 30. Juli 2011
  6. Berliner

    Berliner Lexikon

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    AW: Wieder mal Air France

    Ja das ist merkwürdig. Und mich würde interessieren, was die alles noch gesprochen haben während der Kapitän im Cockpit war. Das Ende mit "mach du" als der eine Co dem anderen die Steuerung gab zeigt ja schon, dass es scheinbar totale Konfusion und Resignation gab und die Ideen ausgegangen sind.
     
  7. Berliner

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    AW: Wieder mal Air France

    Nu schieben sich AF und Airbus gegenseitig die Schuld zu. AF sagt Airbus habe mit verwirrenden Anzeigen ein planvolles Vorgehen mind. beeinträchtigt, Airbus sagt durch die Blume, die Piloten seien wohl nicht gerade besonders gut ausgebildet gewesen.
     
  8. horud

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    AW: Wieder mal Air France

    So als Laie finde ich das Verhalten der Piloten ja schon erschreckend. Ich meine, das sind ja Profis, die eigentlich für solche Situationen ausgebildet sein müßten. Und dann so ein Chaos?

    Selbst mir erscheint es als logisch, bei einem Strömungsabriß die Nase nach unten zu ziehen, um wieder Geschwindigkeit und Strömung zu bekommen...
     
    Zuletzt bearbeitet: 1. August 2011
  9. Berliner

    Berliner Lexikon

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    AW: Wieder mal Air France

    Es sind auch weitergehende Abschriften der Cockpitgespräche veröffentlicht worden. Es sieht alles fast so aus wie damals 96 bei Birgen Air. Ein kleines Problem, eigentlich locker zu beherrschen, plötzlich wirre Warnmeldungen, anders als man sie gelernt hat und das Unheil nimmt seinen Lauf. Auch wenn sich beide Gesellschaften die Schuld zuschieben...beide haben ihren Anteil. Die Piloten, vor allem der, der erstmal garnicht eingegriffen hat, hat die Probleme eigentlich größtenteils erkannt, aber statt selber mal einzugreifen, hat er dem mit weniger Flugstunden fast als so ne Art "Überlebenstraining" nur Tipps gegeben. Als der Kapitän da war, haben sie ihm nichts von der Stall Warnung erzählt, die mittlerweile wieder aus war. Also hat der auch im Kopf ein anderes Programm abgespult. Im Endeffekt dachten die sie seien noch gut auf Geschwindigkeit, tatsächlich waren sie seit 2-3min mit 10.000 Fuß/min am sinken. Gehandelt haben sie aber so, als wenn sie noch ganz gut in Fluglage und Höhe wären.