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"Wer braucht den Osten?" MDR führt Dreiteiler-Doku fort

Dieses Thema im Forum "DF-Newsfeed" wurde erstellt von DF-Newsteam, 4. Juni 2018.

  1. Gast 144780

    Gast 144780 Guest

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    Falsch. Erst, bzw. bestenfalls, wenn jene verschieden (gestorben) sind.
     
  2. jochenboe

    jochenboe Senior Member

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    Wo war in den Post 11 und 12 von Ossi-Wessi Gerede die Rede? Man sollte doch die Tatsachen, wie sie wirklich waren auch anerkennen.
    Auch heute noch verspüre ich (auch an den Beiträgen hier im Forum) bei vielen Altbundesbürgern eine Ostmauer in ihrem Denken.
    Oder weshalb sagen viele dieser Zeitgenossen noch heute: In die Ostzone bringt mich kein Mensch?!?
    Schwingt da etwa Neid auf das Erreichte in Ostdeutschland mit?
    Also bitte übt etwas Toleranz und zeigt guten Willen und zwar auf beiden Seiten.
     
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  3. Radiowaves

    Radiowaves Gold Member

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    Ich bin Ostdeutscher und so bitter das für mich selbst ist ("fremdgewordene" Heimat, unerträgliches gesellschaftliches Klima): die "Wessis", die ich in meine ostdeutsche Heimatstadt schleppte, um ihnen die sehr schöne Landschaft drumherum und die teils wunderbare Stadtarchitektur zu zeigen, konnten beides als angenehm erkennen, waren aber verstört über das Straßenbild, über die vielen verrohten Menschen, die Bildungsfernen, die Dumpfen, die das Stadtbild so prägen, dass es verstörend auffällt. Über die auffällig vielen Kinder, die sowohl geistig als auch hinsichtlich ihrer körperlichen Koordinationsfähigkeit gefühlt Jahre zurückgeblieben sind gegenüber den Gleichaltrigen in anderen Landesteilen. Über die jungen Familien, in denen die Väter alle Glatze haben und ungelenk durch die Straßen humpeln, weil ihre durch Kraftsport verkürzten Muskeln keine geschmeidigen Bewegungen mehr zulassen. Und in denen die Mütter mit zugetackertem Gesicht und Zigarette in der Hand ständig ihren Welthass in das Smartphone rotzen. Über die Einheitskleidung, in denen FreiWild-Shirts regelrecht als linksextrem durchgehen würden.

    Es wurde mir jedes mal entsprechend als Rückmeldung gegeben und ich weiß, dass es anderen, die in meine Heimatstadt gekommen sind, genauso erging oder noch ergeht. Ich kenne Fälle, in denen Familien hier wieder weggezogen sind, weil sie ihre Kinder nicht in einem dumpfen, bildungsfernen, xenophoben Milieu aufwachsen sehen wollten und im Umfeld niemanden fanden, mit dem sie einigermaßen zivilisert kommunizieren konnten. Ich kenne Fälle, in denen aus beruflichen Gründen Zugezogene das blanke Entsetzen packte, als sie mehr und mehr die Stadt und das in ihr dominierende Klima kennenlernten. Und ich habe eine syrische Familie erlebt in der Eisenbahn, die es in meine Heimatstadt verschlagen hatte: Vater Mathematiker, Mutter Informatikerin. Sie wollten schleunigst wieder weg, denn "keine progressiven jungen Leute, keine anspruchsvolle Arbeit, keine Perspektive". Sagte mir der Mann - in einem Deutsch, das verglichen mit dem regionalen Dialekt regelrecht "Höchst-Deutsch" war.

    Und etwas weiter geblickt: ich kenne Leute, die sind aus Ostdeutschland wieder weg gezogen, teils fluchtartig, weil sie in ihrem ganz normalen aus ihrer westdeutschen Vergangenheit gelebten engagierten Bürgertum heraus regelrecht als "Volksschädlinge" angefeindet wurden. Ich wurde sowohl in Norddeutschland als auch in der Schweiz, wenn ich mich als Ostdeutscher "geoutet" habe, gefragt, warum "wir" solche Faschisten und Rassisten wären. Und warum ich noch dort wäre und nicht ausgewandert, bevor es zu spät ist.

    Das sind keine Erfindungen, das ist real das, was ich erlebt habe und auch noch erlebe - als jemand, der aus einer Region stammt, von der es heißt, 50% der Ärzte dort wären AfD-nah (um das Märchen mit den armen Menschen, denen keine andere Wahl zum Protest bleibt, mal etwas aufzubrechen).

    Und stünde in Ostdeutschland nicht mein Elternhaus und wäre da nicht meine Mutter, die alters- und krankheitsbedingt Unterstützung braucht, würde ich mich dort auch nicht mehr blicken lassen. Es ist einfach keine Lebensqualität möglich, wenn man weiß, dass man, benimmt man sich wie ein anständiger Mensch mit etwas ökologischem Bewusstsein, als "Volksschädling" gilt. Und das ist nicht nur privat zum Heulen, es ist ein Drama und eine Katastrophe allererster Kategorie für Ostdeutschland selbst, das damit wie ein Destillierapparat in der Chemie wirkt: die leicht flüchtigen Bestandteile sind weg, was bleibt, ist ein klebriger Bodensatz, der zunehmend unappetitlich braun wird. Da aber der Fokus der (medialen) Öffentlichkeit auf ganz anderen Themen liegt, kann diese Entwicklung wie in den vergangenen 28 Jahren schon hübsch weiter unter dem Radar ablaufen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 5. Juni 2018
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  4. samsungv200

    samsungv200 Talk-König

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    Damals kam die Wiedervereinigung für den Westen genau richtig, da der Ossi sämtliche Ladenhüter und auch Schrottplätze im Westen leergekauft hatte, das ergab einen ordentlichen Aufschwung...
     
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  5. Radiowaves

    Radiowaves Gold Member

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    Ja, die gebrauchten Audi Quattro musten ja irgendwohin. Und in Kronach muss es gewesen sein, da stand ein Mitarbeiter der Tengelmann-Filiale Ende 1989 vor dem Laden und machte aggressiv Werbung für Dosenchampignons - für die 3. Wahl, den Verschnitt, den sonst niemand haben wollte. Die Ossis kauften sich dumm und dämlich. Zum Fremdschämen.

    Dann wurde Ostdeutschland hübsch ausgeschlachtet, hat die Treuhand das "Volkseigentum" (nennt man heute "Gemeingüter") hübsch verscherbelt. Silly hat damals ein Lied draus gemacht, wie so oft bei Ost-Musik war eher der Text als die Musik selbst das Entscheidende:



    Um mal wieder zum Foren-Grundthema zu kommen: das Funkhaus Nalepastraße in Ostberlin beherbergte die weltweit raumakustisch besten Rundfunkstudios sowie heute noch weltweit geachtete exzellente Aufnahmesäle und -studios. Das hat man weitgehend vernichtet (den Sende-Teil komplett, die wertvollsten Studios müssen heute auf dem kapitalistischen Straßenstrich anschaffen gehen, sind letztlich also auch geschändet). Ein Blick in den legendären Studio-Teil, aus mehrfacher Hinsicht inzwischen wieder von der Zeit überholt, obwohl erst 3 Jahre alt:



    Eine Schande, so etwas nicht als nationales Kulturerbe zu pflegen und weiterzuführen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 5. Juni 2018
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  6. samsungv200

    samsungv200 Talk-König

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    Am liebsten hätte man alles platt gemacht, es hieß damals nicht umsonst "Wie können die komplette Versorgung im Osten sicherstellen"
     
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  7. Radiowaves

    Radiowaves Gold Member

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    Dann hätte man aber auch die komplette Bespaßung der überflüssig gewordenen Bevölkerung *) sicherstellen müssen. Und das schafft man nicht, trotz aller Segnungen der westlichen Waren- und Show-Welt, es war den Westimporten, die nun an der Macht waren, offenbar auch klar. Und sie hatten Angst, dass ihnen diese Macht wieder abhandenkommen könnte, deshalb baute man sehr subtil ein fieses Konstrukt aus Feindbildern auf, in denen jeder, der Kritik an den Entwicklungen äußerte, in die Ecke "Ewiggestriger" und "will die DDR wieder haben" (wollte wohl tatsächlich kaum jemand, also irres Konstrukt) gestellt wurde.

    Das System hat sich heute nach knapp 30 Jahren fein verselbständigt und wird den einstigen Machthabern nun auch zur Gefahr, nur von einer anderen Seite als der, gegen die man die ersten 10 Jahre massiv und eigentlich teils bis heute noch jedes mögliche Geschütz zur Diffamierung auffährt.

    Was wir 1989/90 erlebt haben und was in Geschichtsbüchern als "friedliche Revolution" verklärt wird, war nur Teil 1 des Ganzen. Teil 2 folgt so langsam, weil der "Bananen-Bonus" aufgebraucht ist und der Rausch, in den die ostdeutschen im Herbst 1989 gerieten, so langsam verfliegt. Und es steht zu befürchten, dass Teil 2 nicht friedlich sein wird. Es war aber schon im Herbst 1989 abzusehen, wohin es eigentlich führen soll, muss, wird.


    *)
    Prof. Michael Succow, Biologe, Moor-Experte, "Vater" der ostdeutschen Biosphärenreservate, Träger des "Alternativen Nobelpreises", sagte schon im Jahre 2000

    Wir leben in einer Zeit , in der die Zahl der „Umsonstgeborenen“ - ein hartes Wort, aber es ist so - immer mehr ansteigt. Zum Beispiel kommen aus allen Teilen Deutschlands Studenten nach Greifswald, um bei mir zu studieren. Doch schon heute haben sie keine Aussicht mehr auf einen Arbeitsplatz nach dem Studium. Diesen Jungen sage ich ständig: Studiert, wie man ökologischen Landbau betreibt, das muß nicht an der Universität sein, da reicht auch eine Fachhochschule. Bildung und Wissen sind wichtig, aber dann tut selbst etwas, die Gesellschaft wird euch keine Arbeit mehr geben.
    (aus: ARCHIPEL, Monatszeitung des Europäischen Bürgerforums)
     
    Zuletzt bearbeitet: 5. Juni 2018
  8. Kapitaen52

    Kapitaen52 Foren-Gott

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    Jeder Beitrag der letzten Seiten liest sich wie ein Hassbild auf die Wessis bzw. auf den Westen.
    Die Wessis (oder viele) sehen das glaube ich komplett anders.
    Seit der Wiedevereinig ist alles Geld in den Osten geflossen, alles ist erneuert worden. Die Städte sind erblüht,
    Der Soli, zur Finanzierung der erblühten Landschaften im Osten ist erfunden, die Steuererleichterungen für die Firmen im Osten, Schwimmbäder, Stadthallen, alles neu, alles schön.
    Zur gleichen Zeit im Westen, die Eltern müssen die Klassenzimmer selber renovieren weil kein Geld mehr da, die Toiletten in den Schulen sind nicht benutzbar weil nicht mehr Instand gehalten werden können, die Straßen verkommen, für nichts in der öffentlichen Hand ist mehr Geld da, und und und.
    Nicht umsonst haben selbst Ostdeutsche Politiker oft gesagt, jetzt müßte der Soli aber langsam mal in den Westen fließen, sonst wird der Abstand der blühenden Landschaften im Osten gegenüber den herunter gekommenen Städten im Westen zu groß. Aber was will man von einer Ossitante die die Fäden in der Hand hält auch anders erwarten.
    Aber wenn man die Seiten hier so mitliest ist das wohl alles in einem anderen Osten passiert.
     
  9. srumb

    srumb Guest

    Einspruch Euer Ehren:
    So schnell wie das Geld im Osten war, ist es wieder nach Westen abgeflossen. Da ist nur die Fassade geblieben.
    Denn es gab keine Ost-Firmen, die den Osten aufbauen konnten, weil sie entweder durch die Treuhand kaputt gemacht wurden oder West-Firmen durch die Treuhand funktionierende Betriebe für einen Appel und ein Ei zugeworfen bekommen haben.
    Übrig geblieben ist nur das Geld im Osten, was an Billiglöhnen (und jetzt noch nach fast 30 Jahren unter West-Tarif) gezahlt wurde und wird.

    Noch ein Märchen:
    Wer hat von 50 % Sonder-AFA nach der Wende profitiert? Kaum ein Ostdeutscher hatte das Geld, Wohnungen und Bürohäuser zu kaufen.
    Was für Firmen im Osten? Zum größten Teil sind es nur Ableger von West-Firmen und dahin fließt auch der Überschuss zurück.
    Ich denke nur an den Waggonbau Niesky als Beispiel der jüngsten Vergangenheit: ein Betrieb mit vollen Auftragsbüchern von Finanzinvestoren aus dem Süddeutschen aufgekauft, sämtliche Erlöse (im Millionenhöhe) abgezogen und die Firma in die Insolvenz geschickt.
    So wird ein Schuh draus!
     
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  10. LucaBrasil

    LucaBrasil Talk-König

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    Toller Beitrag, genau meine Empfindungen. Ich habe eine Zeit in Ostdeutschland gelebt und kann hier nur zu 100% beipflichten.