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Was soll so schön gewesen sein in der DDR? (II)

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von Eifelquelle, 26. August 2015.

  1. Spoonman

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    Heute vor 28 Jahren: die friedliche Großdemo mit Abschlusskundgebng auf dem Alex, live im Fernsehen in Ost und West. Für mich waren das drei Stunden Gänsehaut. Ich halte diesen Tag immer noch für eine Sternstunde der deutschen Geschichte, denn nach dieser Demo war klar, dass die Bevölkerung die Diktatur besiegt hatte. Der 4. November wäre ein würdiger Nationalfeiertag gewesen. :)

    Alexanderplatz-Demonstration – Wikipedia

     
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  2. atomino63

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    Für mich war das ein äußerst zwiespältiger Tag. Seinerzeit war ich zum Grundwehrdienst bei der NVA in Strausberg einberufen und wir saßen zwangsvergattert mit unseren MPi zwischen den Beinen im Fernsehraum der Kompanie und verfolgten aus gegebenen Anlass die live Übertragung der Kundgebung im Fernsehen. Alle Mannschaftswagen standen Abmarsch bereit auf dem Appellplatz vor der Kaserne und wir hofften inständig, dass alles friedlich bleibt und wir nicht gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt werden. Uns war mulmig zumute, sehr mulmig und wir hatten allesamt ein echtes Scheißgefühl. Andererseits waren wir fasziniert über die Möglichkeit einer derartigen und nie dagewesenen Großkundgebung, mitten auf dem Alex unweit des Roten Rathauses, ohne deren Auflösung oder den Anspruch auf Organisation durch die SED und deren Meinungshoheit.

    Nachdem alles friedlich verlaufen war und wir nicht ausrücken mussten, war ich so erleichtert wie nie in meinem Leben und hatte dabei ein unbeschreibliches Gefühl, dass sich jetzt tatsächlich etwas in der DDR und grundsätzlich verändern lassen würde.

     
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  3. Eike

    Eike von Repgow Premium

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    Auftakt zu den schwärzesten Monaten in meinem Leben, was ich damals noch nicht ahnte.
     
  4. atomino63

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    Würde ich so nicht unterschreiben. Anstrengend und quasi über Nacht extrem viel auf einmal zu verdauen, zu erlernen und zu erkennen.
    Würde diese Erfahrungen so manchem klug vom hohen Ross daher schwätzenden Altbundesbürger auch mal gönnen. ;)

    Was geblieben ist, sind die hübschen Mädchen.

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    Zuletzt bearbeitet: 5. November 2017
  5. Spoonman

    Spoonman Lexikon

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    Ganz ehrlich: Man muss es der Partei- und Staatsführung im Nachhinein hoch anrechnen, dass sie zwischen August und November '89 nicht zur chinesischen Lösung gegriffen hat. Ich frag mich eigentlich bis heute, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist, denn nach der Logik des Systems hätte man eigentlich eingreifen "müssen". Waren es humanitäre/moralische Bedenken? Angst vor Bürgerkrieg und späterer Lynchjustiz? Wollte keiner derjenige sein, der den Befehl gibt? Hatte man einfach den "richtigen" Zeitpunkt zur nachhaltigen Einschüchterung der Bevölkerung verpasst? Dieser Zeitpunkt wäre wohl spätestens Anfang Oktober in Leipzig oder in Berlin während der Jubiläumsfeier gewesen. Wobei ein Eingreifen in Berlin, vor den Augen Gorbatschows, natürlich eine enorme Blamage für die Staatsführung gewesen wäre.

    Nach Honeckers Sturz war es für eine gewaltsame Niederschlagung der Bürgerrechtsbewegung eigentlich zu spät. Dennoch hätte es natürlich leicht passieren können, dass jemand die Nerven verliert. Deshalb muss man wirklich froh sein, dass Krenz, Modrow & Co. die Nerven nicht verloren haben.
     
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  6. Nelli22.08

    Nelli22.08 Lexikon

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  7. Nelli22.08

    Nelli22.08 Lexikon

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  8. Eike

    Eike von Repgow Premium

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    Davor gab es aber diese umständliche Formulierung in einer Pressekonferenz, die ich ganz und gar nicht als allgemeine Grenzöffnung angesehen habe und so auch nicht gedacht war.
    Es sollte nur eine Möglichkeit darstellen die DDR nicht über Drittstaaten ständig zu verlassen...
    Und das auch nicht "sofort", sondern eigentlich erst am nächsten Tag.
    Auch war das keine allgemeine Freigabe der Reisefreiheit sondern nur eine Ausreiseregelung.
    Ein geregeltes Reisegesetz, war erst in Planung. Schabowski ist hier übrigens noch ganz Genosse...
    Hier mal ungeschnitten und mit den verwunderten und ungläubigen Blicken der Reporter..


    Und so war es tatsächlich geplant:
     
    Zuletzt bearbeitet: 9. November 2017
  9. Spoonman

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    Das ist ja allgemein bekannt. Allerdings glaube ich nicht, dass die Sache grundsätzlich anders verlaufen wäre, wenn die Reiseverordnung wie geplant am 10. November in Kraft getreten wäre. Der Ansturm auf die Grenzübergänge hatte dann bloß ein paar Stunden später stattgefunden.

    Die negativen Schlüsselworte in der Verordnung lauten "beantragen" und "genehmigen". Die DDR-Bürger hätten also nach den Vorstellungen der Staatsführung ganz brav eine Privatreise beantragen müssen. Es hätte am nächsten Tag zunächst endlos lange Schlangen bei den VP-Dienststellen gegeben, dann wären die Leute schnell unruhig geworden, weil sie befürchteten, dass man ihren Antrag auch hätte ablehnen können. Das Misstrauen der Bürger gegenüber den Behörden war zu dieser Zeit gigantisch. Und sobald in Ost-Berlin auch nur einer mit einem abgelehnten Antrag (aus welchem Grund auch immer) aus einer VP-Dienststelle rausgekommen wäre, hätten sich die Wartenden sofort auf den Weg zum nächsten Sektoren-Übergang gemacht.

    Der Unterschied wäre nur gewesen, wie Krenz sagte, dass die Grenztruppen am 10. November Befehle gehabt hätten. Wie diese Befehle gelautet hätten, hat er allerdings nicht gesagt. Die Situation, dass Tausende oder Zentausende ohne offizielle Reisegenehmigung an den Schlagbäumen aufgetaucht wären, wäre die gleiche gewesen.
     
  10. Eike

    Eike von Repgow Premium

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    Na ich glaube gar nicht das eine generelle Grenzöffnung geplant gewesen ist zu diesem Zeitpunkt.
    Es war ja auch gar nicht mit den vier Besatzungsmächten abgesprochen... Speziell in Berlin eigentlich problematisch....
    Sondern nur für Ausreisewillige eine Vereinfachung ohne Rückkehrmöglichkeit.
    Man wollte weiterhin unschöne Bilder über die CSSR vermeiden.

    Mit dem Stempel im Ausweis in den ersten Stunden und Tagen war dieser übrigens formal ungültig gemacht.
    Das alles anders gekommen ist, wegen einer falschen Auffassung bei der Pressekonferenz ist eigentlich immernoch der Witz des Jahrhunderts.

    Ich bin übrigens erstmal ganz arglos ins Bett gegangen, erst später habe ich nochmal Rundfunk gehört und vom Andrang gehört.

    Da habe ich dann sofort gesagt: Die DDR können sie nun auch einmotten. Hat keinen Zweck mehr.
     
    Zuletzt bearbeitet: 9. November 2017