Vorsicht Schwul

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AW: Vorsicht Schwul

Hat eigentlich jemand von euch mittlerweile rausbekommen wie alt der Verkünder ist? Würde mich auf Grund seiner veralteten Einstellung interessieren. Also er ist bestimmt Jünger als meine Großmutter.

 

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Dieser Thread hat sich ja heute nachmittag noch mal völlig verändert. Ich freue mich über so viele sachliche Argumente und soviel Weitblick.In chronologischer Reihenfolge:

„Du solltest mal richtig arbeiten gehen dann weißt du was müde und erschöpft ist.“ – Och, ich kann auch arbeiten. Warum das hier soviel Nerven gekostet hat? Weil man das Gefühl hat, die ganze Zeit gegen eine Wand zu reden und überhaupt nicht sieht, daß sich irgendwas bewegt. Das kostet sehr viel Kraft.

„Diese feinen Herren können nur austeilen, aber nicht einstecken“ - Wer mit mir diskutiert, braucht nicht einstecken, ich erwarte nur folgendes: Wenn man hier schon so provokante Thesen reinschreibt, dann muß man auch dazu bereit, sich auf eine Diskussion einzulassen. Die Thesen sollte man sich vorher gründlich überlegen.

„Ich habe eine mächtige Hochachtung vor (besonders jungen) Menschen, die sich zu ihrer Homosexualität bekennen!“ – Also das ist gar nicht so das Problem. Hier im Thread war das so ähnlich, als wenn ich mit meinem Freund händchenhaltend über eine Kirmes gehe: Eigentlich weißt Du, daß die meisten positiv darauf reagieren. Es bleibt aber irgendwie so ein seltsames Gefühl. Es ist schon so, daß man dadurch irgendwie angreifbarer wird. Man schwimmt nicht mit der Masse.

„sehe das aus dieser Entfernung und mit der entsprechenden Gelassenheit“ – Mein eigenes Coming Out ist zwar auch schon ziemlich lange her (mit 16, bin heute 24), als ich aber gewisse Formulierungen in diesem Thread gelesen haben, sind mir so bestimmte Erinnerungen, bestimmte „Nullpunkte“ in meinem eigenen Leben wieder sehr präsent gewesen.

Ich kann mir vorstellen, daß die „feinen Herren“ (Ihr wißt schon) später noch einmal hierhin zurückkommen, nach einer Entschuldigung suchen. Sagen, daß sie ihre Meinung doch geändert haben. Es wären nicht die ersten, denen es so geht. Aber solche Sachen brauchen Zeit.

 

AW: Vorsicht Schwul

wie habt ihr das nur fertig gebracht, euch mit so jungen Jahren (16 und 18) zu outen. Zu der Zeit war ich in der Ausbildung bei der Bahn als Gleisbauer. Hätte ich sowas damals gemacht, hätten mich die anderen Typen mit ins Gleisbett eingearbeitet.

Liegt das am Umgang? Wie war euer Freundeskreis? Eher aufm Dorf oder mitten in der Großstadt? Das interessiert mich jetzt echt brennend. Sich in Erkner (zur Erklärung: Kleinstadt am Ostrand Berlins) zu outen, hat was von Unmöglichkeit. Hier leben zu viele Idioten mit einem IQ von unter 0,3 (ein einziges Knäggebrot ist sehr viel intelligenter als die Masse der Jugend hier zusammen). Dann kommen noch die Alt-Ossis dazu, die noch ihren alten DDR-Gang drin haben (mein alter Herr ist auch so ein Typ, der nicht begriffen hat, dass die Mauer weg ist) ... in der DDR war Homosexualität ja fast genauso "beliebt" wie bei den Nazis.

 

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Also ich kann Dir sagen,das es auch im Osten eine "schwule Szene" gab.
Selbst in Mahlsdorf wo ich wohnte und aufwuchs gab es einige,die
eben halt "anders" waren aber man eigentlich wußte "was" sie waren.
Nur halt tuntig war keiner von denen.
Oder mal einwenig Bi-das war ja auch mal ne Zeitlang "in".

 

AW: Vorsicht Schwul

wen interessiert es, wie alt der ist? Sein geistiges Auftreten bzw. Niveau hier im Forum ist auf jeden Fall sehr viel niedriger als sein Alter.

 

AW: Vorsicht Schwul

Achja ... stimmt.
Ich kann mich an "Charlotte von Mahlsdorf" erinnern. Der lebt doch auch nicht mehr, oder?
Aber von dem hab ich auch erst nach 1990 durch 1A Fernsehen (heute TV.Berlin) erfahren.

 

AW: Vorsicht Schwul

nee,Charlotte/die ist auch schon ne Weile tot
Das Schloß ist absolut sehenswert.

 

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Zu Michael:

„Eher aufm Dorf oder mitten in der Großstadt?“ - Ich lebe hier eher auf’m Dorf, es ist aber so, daß Massenmedien wie z.B. Fernsehen natürlich längst Einfluß auch auf die Einstellung der Leute haben. Vor 12, 14 Jahren, ja, da hat sich das erste mal ein Schwuler im Fernsehen bei RTL –Der Heiße Stuhl- geoutet. Mann, das war ja ne richtige Sensation. Heute regt sich da doch keiner mehr drüber auf.

Ich habe ja schon geschrieben, daß hier Typen unterwegs gewesen sind, die es der Generation nach mir auch nicht gerade einfach machen sich zu outen. Anders ausgedrückt: Es hat ja vor mir (1996) schon viele Leute gegeben, die sich in dieser Richtung engagiert haben und mir damit natürlich den Weg geebnet haben.

„wie habt ihr das nur fertig gebracht, euch mit so jungen Jahren (16 und 18) zu outen“ – Also in dem Alter habe ich mich Hals über Kopf in jemanden verliebt, der in meiner Klasse war. Da ist nicht viel mit ignorieren. Anders ausgedrückt: Wenn man sich nicht konsequent vierundzwanzig Stunden am Tag selber belügt (das wird keiner schaffen), muß man sich wohl damit auseinandersetzen. Vor Deiner eigenen Seele kannst Du halt nicht davonlaufen.

Das nächste Problem: Man denkt, man steht auf einmal allein da. Keiner weiß was davon. Du weißt vorher nicht, wie die Leute in Deinem direkten Umfeld reagieren. Ich war hier in der Nachbargemeinde auf dem Gymnasium und habe da eigentlich in den Jahren danach ganz positive Erfahrungen gemacht. Ich habe viele Leute um mich herum gehabt, die nicht abgestumpft sind, mit denen man gut diskutieren kann. Diese Welt verändert sich ja auch ständig weiter. Vor zwanzig Jahren, da wäre das sicher noch ein ganz anderes Thema gewesen. Da paßt der Beitrag von Lechuk: Dinge werden einfach nicht ausgesprochen. Man akzeptiert sie nicht, man kann sie aber auch nicht aus der Welt schaffen. Das ist natürlich auch irgendwo ne Dauerbelastung. Wenn man sich selber als „Wurzel des Übels sieht“ (man ist ja selber „anders"), macht man sich nur selber kaputt.

Je mehr man halt Jugendliche in dieser Situation unter Druck setzt (z.B. den jungen Mann erst mal zur Rede stellen) desto schlimmer. Also desto schwieriger wird es halt, irgendwo einen Ausweg aus dem ganzen Gefühlschaos zu suchen.

 

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@Michael, zu Deiner Frage:
Nun ja so schlimm wie Du das denkst war es in der DDR nicht mehr. Zumindest in jeder großen Stadt, selbst im miefigen Magdeburg, gabs auch entsprechende Lokale. Das war auch kein Geheimnis und war auch nicht "verboten". Zumindest offiziell gabs ja auch keine diskriminierende Gesetze mehr. In der Literatur wurde das Thema sachlich und korrekt aber anonym behandelt. Wer wollte konnte sich also informieren. So weit so gut.

Aber: In den Massenmedien war Homosexualität, wenn überhaupt, nur sporadisch und trocken ein Thema. Außnahme waren vielleicht die Jugendsendungen und Zeitschriften die mitunter liberal damit umgingen. Entsprechend uninformiert und zum Teil abweisend verhielt sich "die große Masse". Dein Beispiel mit Deinen Ex-Arbeitskollegen glaube ich Dir. Entsprechend war das Bekenntnis zur Homosexualität eine ziemliche Gradwanderung wenn man im Beruf mit "denen" zusammenarbeiten musste.
Das wusste ich natürlich und habe mich bei meinen Kollegen erst einmal nicht geoutet.
Erst als ein Kollege mich fragte warum ich keine Freundin hätte und ob ich schwul sei, habe ich schlicht "Ja" gesagt. Da stutzte er. Und schwieg zunächst. (Normalerweise ein Mensch der seine Frauen wie Unterhosen wechselte, und für seine derben Witze bekannt war.) Dann am Nachmittagskaffeetisch kurz vor der Dusche zum Feierabend, sagte er in die Runde: "Eike nun sags, dann hast Du es hinter Dir." So wurde ich quasie gezwungen mich vor den Kollegen zu outen. Die haben das auch gut aufgenommen, und einige sagten nur noch das das doch klar war... Ab und zu viel mal ein Witz. Na und? Ich konterte zurück, und die Sache war gegessen.
Es hat mir und der Beziehung zu den damaligen Kollegen in keiner Weise geschadet. Zu vielen habe ich noch Kontakt, und einige sind bei mir im Reisebüro auch noch meine Kunden.

Privat war es auch nicht viel einfacher. Vor allem vor den Freunden. Da gabs schon Einschnitte, kann aber berichten das die engsten damaligen echten Freunde es auch heute sind.
Meine Eltern (beide heute leider schon tot) haben es gefasst aufgenommen. Meine Mutter war schon auf ein Enkelkind "scharf", aber musste sich dreinfinden. Vater schwieg dazu auch erst sagte aber später das ich glücklich sein solle.
Tja, und das nehme ich mir zu Herzen...

 

AW: Vorsicht Schwul

harte Sache sowas, kann ich mir vorstellen. Da muss man wohl schon ein dickes Fell haben und trotzdem werden viele Tränen geflossen sein, nehme ich an.

Und da kann ich nur wiederholen, dass ich vor Leuten, die sich zum Outing entschließen, einen riesigen Respekt habe. Gerade bei meinem Umfeld wäre sowas schlichtweg unmöglich...