1. Cookies optimieren die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklärst Du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen
    Information ausblenden
  2. Willkommen im Forum von DIGITAL FERNSEHEN - dem führenden Portal für digitales Fernsehen, Medien und Entertainment. Wenn du hier neu bist, schau dich ruhig etwas um und melde dich an, um am Forengeschehen teilnehmen zu können.
    Information ausblenden

Vodafone: „Die meisten wollen im Kabel bleiben“

Dieses Thema im Forum "DF-Newsfeed" wurde erstellt von DF-Newsteam, 12. Juli 2023.

  1. Medienmogul

    Medienmogul Großkapitalist

    Registriert seit:
    30. September 2012
    Beiträge:
    4.036
    Zustimmungen:
    2.861
    Punkte für Erfolge:
    213
    Anzeige
    @lg74: Meine Linux-Boxen hatten keinerlei Problem mit der Technik-Umstellung, sondern konnten schon vorher NRK Radio von 1º West empfangen.

    Da die Norweger mutig voran gegangen waren, war eigentlich jedem seit Jahren bekannt, wie - aus Kostengründen - die Technik-Umstellung ablaufen würde. Deine Kritik ist unbegründet.
     
  2. mischobo

    mischobo Lexikon

    Registriert seit:
    3. März 2003
    Beiträge:
    28.941
    Zustimmungen:
    3.364
    Punkte für Erfolge:
    213
    ... die Umstellung betraf aber auch nicht nur die Sathaushalte, sondern gleichermaßen die Kabelhaushalte.
    Mit SD-Receiver, die für den Hörfunk genutzt wurden, waren damit bis auf wenige Ausnahmen die ARD-Hörfunkprogramme nicht mehr nutzbar.
    Die Ausnahmen hier in Bonn vor der Vodafone-Netzumstellung: Antenne Saar (SR), Bremen Next (RB), UnserDing (SR), WDR 2 Rhein-Ruhr und WDR 2 Ruhrgebiet.
    Seit der Netzumstellung: Antenne Saar (SR), SWR 4 Koblenz, UnserDing (SR) und WDR 2 OWL.
    Die privaten Stationen sowie die Deutschlandradios werden weiterhin in MPEG-Audio verbreitet.
    1LIVE, Cosmo, hr1, hr2, hr3, SWR 1 P, SWR 2, SWR 3 (überregionale Version), SWR 4 RP Koblenz, WDR 2, WDR 3, WDR 4 und WDR 5 können hier im Kabel b.a.w. analog empfangen werden.

    Und was die Vorlaufzeit angeht:
    Am 14.06.2021 schrieb ich
    (die darin verlinkte Infosat-Meldung existiert nicht mehr)

    Dennoch ist auch eine Vorlaufzeit von 6 Monaten schon sehr knapp bemessen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Juli 2023
  3. lg74

    lg74 Board Ikone

    Registriert seit:
    7. Dezember 2021
    Beiträge:
    3.195
    Zustimmungen:
    1.825
    Punkte für Erfolge:
    163
    Welche Codecs ein DVB-Gerät unterstützen muss, legt die Region / der Markt fest, in das es verkauft oder vermietet werden soll. Die DVB-Codec-Spezifikation ETSI TS 101 154 sagt das sogar ganz ausdrücklich: Codecs sind nicht verpflichtend, nur müssen sich verbaute Decoder halt dann an die Spec halten:

    [​IMG]
    (IRD: "Integrated Receiver-Decoder", also das, was wir "Receiver" nennen)


    Üblicherweise legen Plattformbetreiber ausreichend lange (Industrie-Vorlaufzeiten) vor Inbetriebnahme einer Plattform fest, welche Decoder benötigt werden. Fiktives Extrembeispiel: ein europäischer PayTV-Anbieter, der nur via Satellit und nur in einem Land anbietet und ausschließlich seine Programmpakete mit den Leihgeräten spielbar haben will, könnte z.B. ausschließlich H.265 und AC-4 als Decoder einbauen lassen. Solange das in seinem "Universum" ausreicht, wäre das ok und für die Nutzenden auch gar nicht spürbar. Solche Geräte wären, wenn beide Decoder fehlerfrei sind, auch DVB-konform.

    Teils erfolgt die Spezifizierung in länderübergreifenden Strukturen wie z.B. der NorDig, die sowas für die skandinavischen Länder festlegt (und noch mehr, z.B. die Art der Signalisierung er Kanalbelegungsliste beispielsweise). Bei der NorDig ist AAC in einer Subregion verpflichtend, in der anderen nicht (dort ist E-AC-3 verpflichtend), entsprechen ergeht die Empfehlung an Gerätehersteller, beides zu implementieren.

    Die erste mir bekannte Anwendung von AAC im DVB-Bereich in Europa war dann auch in Skandinavien: DVB-T Norwegen ab Herbst 2007. Entsprechend findet sich in Fernsehern häufig ab ca. 2008 AAC-Support wenigstens in Stereo, denn das DVB-T1-Empfangsteil war meist das erste DVB-Empfangsteil, das in Fernseher integriert wurde. Später kamen dann DVB-C und/oder DVB-S/S2 als integrierte Empfangsteile hinzu und konnten freilich auf die wegen DVB-T vorhandene AAC-Funktionalität zurückgreifen.

    --> mit Fernsehern, die integrierte DVB-Tuner haben, spielt ARD-Hörfunk folglich auch meist zumindest in Stereo "irgendwie", wenn auch zuweilen nicht richtig, also pumpend, blechern, irgendwie kaputt klingend.

    Völlig anders sieht das bei Sat und Kabel aus. Im deutschsprachigen Raum wurde AAC nicht genutzt über diese Wege und auch meines Wissens nach seitens der ARD nie die Nutzung in Aussicht gestellt. Entsprechend wurde in viele Empfangsgeräte für den deutschsprachigen Markt kein AAC eingebaut. Das kostet nämlich Lizenz, 1 US-$ für Stereo und 1,50 US-$ für Multichannel. Das summiert sich also bei Stückzahlen im hunderttausender-Bereich nett auf. Die erste Generation Premium-HDTV-Receiver von TechniSat kam z.B. 2008 raus und kann kein AAC. Auch zahlreiche HD+-lizensierte Receiver (also mit integriertem HD+-Kartenleser und 12 Monaten HD+ verkauft, schon deswegen nur in Deutschland im Handel) können kein AAC, auch wenn es prinzipiell für die verbaute CPU eine AAC-Decoderbibliothek gegeben hätte. So ein Gerät ist u.a. der Technotrend TT-select S845HD+:

    [​IMG]

    Dank 43-cm-Gehäuse und 16-stelliger Programmnamenanzeige sowie Ortsbedientasten ist das Gerät optisch und haptisch ideal für Stereoanlagen gewesen, es bleibt beim ARD-Hörfunk seit 14.12.2021 stumm. Die CPU könnte formal AAC bis zu HE-AAC 5.1, behauptet zumindest der Hersteller STMicroelectronics. Die entsprechende Funktionalität ist aus Gründen fehlender Notwendigkeit aber nicht implementiert worden.

    Die TechniSat-Geräte waren sogar besonders für Hörfunk ertüchtigt: sie decodierten RDS-Radiotext aus den ancillary data - aber nur bei MP2. Auch erlaubten sie das direkte Aufzeichnen des MP2 anstatt des Aufzeichnens des Transportstromes, so dass man sich das spätere externe Demultiplexen in Software sparte.

    Der einzige Hinweis darauf, dass auch in HDTV-Verbreitungen deutscher Öffis AAC verwendet werden könnte, steht der EBU TECH 3333. Aufgrund der Formulierungen in diesem Dokument bleibt unklar, wie verbindlich das wirklich ist. Und es gilt nur für HDTV, nicht aber für Radio. Auch kam es 3/2009 mehr als ein Jahr zu spät für die erste Generation hochwertiger HDTV-Geräte.

    Da AAC lizenzpflichtig ist, müsste jedes einzelne Gerät nachlizensiert werden. Ein mechanismus dafür, z.B. über eine individuell auszulesende Seriennummer / MAC-Adresse etc. einen Lizenzschlüssel erzeugen zu lassen, ist im Consumerbereich nicht vorgesehen (bei Broadcast-Grade-Receivern hingegen schon). Stellt ein Hersteller also eine AAC-taugliche Software frei zum Download, muss er für alle jemals verkauften Exemplare Nachlizensierung zahlen. Von welchem Geld soll er das machen? Mein Vorschlag wäre ja gewesen, das sollten die bezahlen, die der ARD AAC vorgeschlagen haben trotz genau dieser Probleme und auch die, die es innerhalb der ARD durchgesetzt haben, dass so gehandelt wird.

    Also wurden die Upgrades für die DVB-Kabelradios von TechniSat (Cablestar 100) und Bemondis (Vistron VT855N) verkauft, inkl. einem Aufschlag zur Kompensation der zu erwartenden Streuverluste (ein gekauftes Upgrade für mehrere Geräte verwendet) und natürlich inkl. Kosten für USB-Stick, Handling, Porto, ... - immerhin, denn für viele andere Geräte gab es eben NICHTS.

    Die ARD selbst musste ihre eigenen Rückempfänger für das Monitoring, die Havariezuführungen bei Leitungsausfall und in manchen Fällen für UKW-Standorte zum Signalbezug via Satellit auch aufrüsten. Da geht das einzeln je Gerät über Lizenzkey, kostet aber - profisektor - auch gleich deutlich mehr: 2wcom AAC Option for DSR Satellite Receivers

    Beim MDR müssen so allein mehr als 40 Geräte für MDR Aktuell an UKW-Kleinstandorten aufgerüstet worden sein. Und die sind höchstwertig - trotzdem kostet das Upgrade Geld.

    Auch die UKW-Umsetzer für Kabelnetze konnten alle kein AAC. Es wurden ab Sommer 2021 dann teils fieberhaft Ugrades entwickelt, im günstigsten Fall konnte dann für mehrere 100 EUR Lizenzgebühr AAC-Tauglichkeit hergestellt werden ohne Verlust an Umsetzungen. In einem Fall verlor der Umsetzer bei AAC-Aufrstung 8 der 16 Umsetzungen (= Halbierung der Funktionalität). Und etliche weit verbreitete Umsetzer bekamen aus diversen Gründen kein Upgrade. So auch in meinem Heimatnetz - dort hätte Neukauf stattfinden müssen, einfach aus Laune, weils die ARD so wollte. Das fand nicht mehr statt, sind halt seitdem 21 ARD-Programme auf UKW weg. Nach etwa einem Jahr hörten die Betroffenen dann auch auf, sich zu erkundigen, wanns denn weitergeht.

    Die ARD hat allein mehrere hunderttausend DVB-Kabelradios entwertet, von denen zum Zeitpunkt der Umstellung noch viele im Handel waren. Es gab eine Petition gegen die Umstellung, die u.a. von einem ehemaligen Leiter einer DVB-Abteilung einer ARD-Anstalt unterzeichnet wurde, auch von einem Entwicklungsleiter eines einstigen Herstellers von Kopfstellentechnik, vom einstigen Entwicklungsleiter Receiver eines großen deutschen Receiverherstellers, von mehreren GF bzw. technischen Leitern von Großkabelnetzen, von etlichen Verantwortlichen von Kleinkabelnetzen.

    In die Presse kam tatsächlich fast nichts, das wurde weitgehend ignoriert. Erst gegen Ende veröffentliche die Süddeutsche einen haarsträubenden Artikel, in dem so viele fachliche Fehler drin waren, dass man nur noch den Kopf schütteln konnte. Eine erbärmliche Leistung gab die einstige HiFi-Presse ab, die in Verkennung der Situation offenbar die ARD-Propagandalügen von weitgehender AAC-Unterstützung in den Endgeräten glaubte und sich regelrecht einlullen ließ. Ausgerechnet das "highendigste" Empfangsgerät schweigt bis heute: https://www.restek.de/dvb-informationen/

    Betroffen von der Aktion waren mindestens mehrere 100.000 Kabelradio-Hörende über die DVB-Kabelradios (aktuell zum Zeitpunkt der Umstellung untauglich im Handel!), dazu weitere 100.000e Receiver-Nutzer für Radio via Satellit und Kabel, dazu diejenigen, die in kleineren Kabelnetzen UKW-Radio hörten und natürlich die Netzbetreiber, deren Inventar entwertet wurde.

    TechniSat selbst geriet massiv unter Druck, da nicht klar war, ob die CPU der Cablestar-Geräte ausreichen wird für AAC-Decoding und wie da slizenztechnisch zu lösen ist mit der Nachlizensierung. Aber TechniSat musste auch die Füße still halten - sie sind als Lieferant für gebrandete DAB-Radios mit der ARD verbandelt, also befangen.

    Die ganze Aktion war aus meiner Sicht kriminell. Ein Jahr später und man hätte den Business-Insider drauf ansetzen können.

    Allein die ganze Nutzerführung nervt mich an, dazu der meist vorhandene Portalzwang, die Favoritenverwaltung nur nach Online-Registrierung und ggf. per App (ich komme an Apps aus dem App Store nicht ran, da ich nicht gewillt bin, mich bei Google zu registrieren). Dazu weiß man nie, ob der jeweils hochwertigste Stream in den Portalen hinterlegt ist. Dazu ist keine verlustfreie Direktaufnahme möglich.

    Klar. Eine Wohnzimmerwanze. Und kein HiFi.

    Es gibt - soviel weiß sogar ich - viele Menschen, denen diese Kofferradio-Qualität und die potentielle Möglichkeit zur bespitzelung egal sind. Mir sind sie es beide nicht.

    Es dürften weit mehr Geräte durch die AAC-Umstellung entwertet worden sein als durch die DSR-Abschaltung. Aber Tatsache ist halt auch, dass viele der DSR-geräte optisch und haptisch weit wertiger waren als die entwerteten DVB-Geräte. Und auch zum Zeitpunkt der Anschaffung weit teurer. Die entwerteten Kabelradios kosteten UVP um die 70 EUR, Straßenpreis um die 55-60 EUR. Schlimm ist, dass es für die entwerteten HDTV-Receiver keinen optisch, haptisch und funktionell vergleichbaren Ersatz gibt (16-stellige Programmnamenanzeige, 43er Gehäuse).

    Es bleibt aber absurd, dass zum Radiohören bei der ARD nun die Hürde höher liegt als zum HDTV-Schauen.

    Die Vorlaufzeit betrug ca. 7 Monate. Das ist viel zu wenig für die Industrie. Da kündigt man so einschneidende Veränderungen Jahre vorher an. "Roadmap" und so. Und sowas macht man eigentlich auch nur, wenn eine verbesserte Qualität / höhere Funktionalität gegeben ist mit einem Codec-Wechsel - wie z.B. beim Übergang DVB-T mit Matschbild auf DVB-T2 mit exzellentem Bild. Da rechtfertigt sich meist der Codec-Wechsel allein über die reale Produktverbesserung, die wirklich in den Haushalten ankommt. Die Hörfunk-Umstellung auf deutlich schlechtere Qualität mit zusätzlicher Qualitätsminderung durch fehlerhaft decodierende Endgeräte, weniger Komfort (RDS inkompatibel) und kaum möglicher Nutzbarkeit von Mehrkanalton bei den Kulturwellen ist alles andere als eine Verbesserung. Die Beitragszahler sollten also für schlechtere Qualität als bislang zusätzlich Geld ausgeben. Sowas geht nicht.

    "meist kompatible Geräte" ist ganz klar Lüge. Allein hunderttausende DVB-Kabelradios - genau und nur für diesen Job gekauft - waren stumm. Dazu viele HDTV-Receiver der Premium-Klasse, die sich nicht ersetzen lassen, weil es passendes nicht mehr gibt. Dazu die UKW-Kabelumsetzer.

    Software-Update gab es nur für wenige Geräte: die DVB-Kabelradios von TechniSat und Bemondis, dazu soweit ich mich erinnere Software-Updates für zwei billige TechniSat-Satreceiver ohne Programmnamenanzeige und ein Softwareupdate für Bemondis-HDTV-Receiver, das die Nutzung der zeitweise Mehrkanalton verbreitenden Kulturwellen wenigstens in Stereo ermöglichte. Alles kostenpflichtig.

    7 Monate Vorlauf - soweit ich mich erinnerte, war die Info auch durch eine Nutzerinformation eines Kopfstellenherstellers rausdiffundiert und sollte noch gar nicht im Mai 2021 an die Öffentlichkeit. Ich wusste vom Vorhaben seit 10/2020, konnte aber freilich nichts unternehmen, da ich mich ansonsten für wirtschaftliche Schäden hätte haftbar machen können. Ich musste also bis zum Tag der Bekanntmachung warten, bevor ich offiziell aktiv werden konnte.


    Sat und Kabel zusammen Nennung als "meistgenutzte Empfangsart" je nach Jahr in der fraglichen Zeit ca. 1,4 - 2,3 Mio. laut Digitalisierungsbericht der Medienanstalten. Wohlgemerkt "meistgenutzte Empfangsart", da zählen also Fälle, in denen tagsüber auf UKW oder DAB im Büro oder auto gehört wird und abends 2 mal pro Woche eine Jazz-Sendung oder ein Hörspiel im Wohnzimmer via DVB, gar nicht dazu. Es sind also noch deutlich mehr.

    14 Bit mit Umrechnung auf 16 Bit: an niedrig ausgesteuerten Stellen liefen vereinfacht gesagt die kleinsten Bits, an hoch ausgesteuerten Stellen die größten Bits. Somit blieb der Quantisierungsrazschabstand unangetastet hoch.

    12 Bit war / ist bei DAT Longplay. Da ist es nichtlinear skaliert.

    DSR läuft übrigens wieder:



    Quelle ist der ARD-Hörfunk, Transcoder ist wohl FFmpeg, DSR-Coder und Modulator ist eine Freeware, die, weil es sich nicht um psychoakustische Datenreduktion handelt, auch auf kleinen Rechnern läuft (Mini-PC etc.). HF-Erzeugung z.B. mit einem HackRF - sogar wahlweise als Kabelsignal (118 MHz) oder als Sat-ZF. Man könnte DSR heute also wieder in Kabelnetze einspeisen, wenn man denn wollte. Kommt halt 25 Jahre zu spät und die Qualität wäre schlechter, da durch das Quellsignal limitiert.
     
    Koelli, Pete Melman und mischobo gefällt das.
  4. lg74

    lg74 Board Ikone

    Registriert seit:
    7. Dezember 2021
    Beiträge:
    3.195
    Zustimmungen:
    1.825
    Punkte für Erfolge:
    163
    Und wer will sich das als normaler Mensch und nicht-IT-Profi antun? Ich hatte in der Zeit der Umstellung massiv mit Betroffenen zu tun, die meist älter waren, einfach nur Kulturmenschen waren und keine IT-Profis. Denen sind teils 3 oder 4 Empfänger (gern TechniSat-HDTV-Receiver, auch Kathrein SD-Receiver, die es allerdings schon wegen der Umstellung DVB-S auf DVB-S2 erwischt hätte) im ganzen Haus "fernabgeschaltet" worden und sie suchten verzweifelt eine Lösung, auf einfache (!) Weise wieder zu ihrem BR Klassik oder SWR 2 in hoher Qualität zu kommen. Die waren dann entsetzt, als sie sahen, dass die Nachfolgelösung wohl eine schrabbelige Vollpastbox mit Ziffernanzeige sein soll.

    Die ARD hat einen Millionenschaden bei ihren eigenen Finanzierern (Beitragszahlenden) angerichtet durch diese technisch und finanziell unnötige Umstellung. Es wäre wesentlich kompatibler gegangen, wenn man gewollt hätte - ohne Anmietung weiterer Transponderkapazität. Die Verachtung der ARD gegenüber ihren eigenen Auftraggebenden (der Bevölkerung, vor allem gegenüber den Kulturradio-Hörenden) trat da wieder deutlich zu Tage. Wer Hilfe suchte, wurde regelrecht verarscht von der ARD - entsprechende Antworten liegen mir vor, teils mit Falschaussagen. Sowas darf sich ein öffentlich-rechtlicher Programmveranstalter nicht erlauben. Das zeugt von sozialethischer Verwarlosung im Management - ein Jahr später hat der Business Insider diese Verwarlosung und diese "Selbstverständichkeiten" im ARD-Management über andere Baustellen aufgedeckt.

    Aus den "unteren Reihen" innerhalb des ARD-Hörfunks weiß ich von Frustration deswegen, teils von regelrechter innerlicher Kündigung. Da wussten so manche ganz genau, was das vor allem für die Kulturwellen bedeutet. Und dass die aufwendigen Mehrkanalproduktionen nun weitgehend fürs eigene Archiv sind.

    Die Schweizer Öffis haben ihre Transponderkapazität halbiert (!) und den Hörfunk 1:1 in 256 kBit/s MP2 belassen. Die wussten schon, warum. Der ARD ist sowas einfach völlig egal. Der fehlt im Management jegliches Bewusstsein für den Auftrag und jegliche Demut gegenüber denen, die das alles finanzieren (gegenüber uns).


    Übrigens war es im Vodafone-Kabelnetz noch skurriler. Die Vodafone hatte im Sommer 2021 verkündet, sie werde transcodieren, so dass bei ihr alle Geräte weiterlaufen. Die entsprechende Technik hatte die Vodafone sowieso schon, damit hat sie jahrelang die hochwertigen ARD-Signale (320 kBit/s MP2) in minderwertige (192 kBit/s MP2 mit 13,5 kHz Frequenzgang) runtergerechnet. So wurde das dann auch in den special-Interest-Medien kommuniziert: ARD-Radios künftig in AAC codiert - inkl. Spekulation über die Bitrate. Journalismus mit Recherche geht anders. Ich kannte die Bitraten (meist 128 kBit/s) bereits im Mai 2021. Wenn sowas zu mir "Nobody" kommen kann, dann können es auch Journalisten irgendwo erhaschen.

    Danach ist man offenbar mit dem Hersteller der bei der Vodafone / KDG ausgeteilten DVB-Kabelradios Vistron VDR100 / VDR110 ins Gespräch gegangen und fand heraus, dass diese Geräte von LaSAT/Bemondis sehr wohl LC-AAC stereo können, wenn denn ein Upgrade eingespielt wird. Ich kenne keine vertraglichen Details, aber da dieses Upgrade sogar über Kabelnetz eingespielt werden konnte (es sind dazu aber mehrere Schritte Bedienhandlung nötig, die kaum irgendwo kommuniziert wurden), wurde man sich offenbar einig über eine entsprechende Lizenzzahlung seitens Vodafone (die damit dann etwas mehr "Ruhe" hatten) und hat ein entsprechendes Upgrade zum Ausspielen bereitgestellt. Damit war es seitens der Vodafone auch kein Problem mehr, AAC durchzuleiten. Andererseits gibt es von der Vodafone die Aussage "auf Wunsch des Anbieters" für die Durchleitung von AAC.

    Die Meldung, dass auch im Vodafone-Kabel auf AAC umgestellt wird, kam dann Ende Oktober mit Stichtag 16. November. Die Vodafone schaltete also die kompatible Version sogar einen Monat früher ab:

    [​IMG]

    Die Meldung, dass am 16.11.21 umgestellt wird, kam dann auch schon am Tag zuvor ins Vodafone-Forum - nebst Nennung der von der Vodafone vermarkteten Geräte, die stumm bleiben werden:

    [​IMG]

    Im freien Handel gekaufte Vistron VT855 (ohne "N") sind softwaregleich zu den VDR100 und VDR110 und wurden im Vodafone-Netz als "Streuverlust" gleich mit geupgradet. Wer einen VT855 besaß und keinen Vodafone-Anschluss hatte bzw. niemanden mit Anschluss, zu dem man gehen könnte mit dem Gerät, ging leer aus - zu kaufen gab es dieses Upgrade erst seit 2023, warum auch immer.

    Wer einen TechniSat Cablestar 100 betrieben hatte und am 16.11. von Stille überrascht wurde, bekam von TechniSat die Aussage, dass das Gerät nicht aufrüstbar wäre und man sich ein neues kaufen solle. UVP 85 EUR (15 oder 20 EUR mehr als der alte). Für Betroffene, die sich bei TechniSat meldeten, gab es einen Gutschein über 20 EUR für den Kauf eines Neugerätes. Das haben dann wohl auch manche sofort in Anspruch genommen (so die Rückmeldungen, die bei mir eintrafen) - noch Weihnachten hatten sie teils keine Lieferung erhalten. Etwa ein bis zwei Wochen nach der Abschaltung der kompatiblen Variante bei der Vodafone (und damit bei ca. 13 Mio. Haushalten) kam dann die Meldung, dass TechniSat ein Kauf-Upgrade für den alten Cablestar 100 anbieten wird. Auch da war die Lieferzeit soweit ich mich erinnere bis teils in den Januar 2022 hinein.

    War halt alles sehr knapp von der Zeit her. Zu knapp. Und unverschämt von der ARD war es auch, da eben völlig unnötig. Es wäre anders gegangen: https://www.openpetition.de/pdf/blo...n-daten-des-aac-regelbetriebes_1627640253.pdf

    Ich hatte am 16.11.21 dann getestet Vodafone KDG gegen Satellit und fand stichprobenweise bei mehreren Programmen identische Datenströme. Immerhin gibt es für die Vodafone-Haushalte seitdem die gleiche (generell deutlich geminderte) Qualität wie für die Sat- und nicht-Vodafone-Kabelhaushalte. Ausnahme offenbar NDR Kultur, die als einzige in AC-3 laufen. Da unterschieden sich die Daten bei der Vodafone von dem, was via Satellit kam, warum auch immer. Der Unterschied war aber extrem gering und definitiv unhörbar.

    Dafür spielt der TechniSat Cablestar 100 / 400 kein NDR Kultur, denn die Verwnedung von AC-3 für dieses eine Programm hatte die ARD nirgendwo angekündigt. Die Geräte sind also für NDR-Kultur-Hörende völlig wertlos geworden. Auch mit Upgrade.

    Die Vistron-Geräte können AC-3 und spielen also auch NDR Kultur, auf Wunsch sogar mit Bitstream-Ausgabe für die Mehrkanalanlage. Damit ist NDR Kultur da das einzige Programm, bei dem Multichannel noch spielt. Bei den anderen Multichannel-Programmen bekommt man nur die beiden Front-Hauptkanäle als "Stereo" und den richtigen Stereo-Mix kann die ARD bei WDR 3 und MDR Kultur / MDR Klassik gar nicht mehr anbieten, da sie jeweils nur eine Spur hat.

    Und noch bis Mitte Januar 2022 knackte es auf den Programmen von BR, NDR und Bremen minütlich bei Bemondis-Geräten, andere Fabrikate leierten messbar und teils auch hörbar. Ursache war vermutlich die Umsetzung auf ASI und weiter auf SDI hinter den Encoderservern der drei Anstalten (nein, zwei, Radio Bremen wird beim NDR mit encodiert). Das Problem wurde erst nach Intervenieren dadurch kosmetisch behoben, dass die Differenz PCR-PTS verdreifacht wurde. Der dreifache Pufferfüllstand der Empfangsgeräte sorgte dann für knackfreien Betrieb der Bemondis-Receiver bzw. weniger "jaulende" Ausregelvorgänge bei anderen Geräten. Behoben ist die eigentliche Ursache damit aber vermutlich nicht.

    Alles perfekt gelaufen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Juli 2023
    Pete Melman gefällt das.
  5. Koelli

    Koelli Lexikon

    Registriert seit:
    5. Januar 2003
    Beiträge:
    27.108
    Zustimmungen:
    7.967
    Punkte für Erfolge:
    273
    Interessante Infos.
    Dann frage ich mich, warum die ARD damals diese Umstellung gemacht hat und andere, sinnvolle Änderungen wie 1080 statt 720 bei HD-TV bis heute nicht
     
  6. yander

    yander Guest

    ich habe mich eben noch mal erkundigt ,
    z.z zahlen wir über die NK 6 €,
    an unserer Adresse kostet Kabel TV künftig 9.99 ab
    dem 7. Monat 14.99 mit Box & Giga TV ,
    Mobil App > was immer das darstellen soll ?
    eine Ermäßigung wird nicht angeboten auch kein günstigeres CI+ Modul nicht mehr man muss offensichtlich die Zwangs Box nehmen .

    Zwangs Box & Giga TV,
    also ich habe den Technisat STC und Digicoerder SC
    und lasse mir garantiert kein Minderwertiges auch noch Leih Gerät durch VF aufzwingen,wenn ich das Kabel TV weiter nutzen wollte ,
    Alle Bewohner hier die nur normal TV schauen keine weiteren Ansprüche haben den TV normal am Kabel angeschlossen haben ,
    Alle haben keine Lust auf einen Extra TV Kasten und das es noch teuer wird nur um weiter wie gewohnt TV schauen zu können,
    den meisten ist es auch zu umständlich und zu kompliziert
    gibt hier viele Rentner .
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 24. Juli 2023
  7. yander

    yander Guest

    Ja eben nur um die freien Unverschlüsselten Sender die sonst nichts extra kosten soll man bei Vodafone so viel Geld bezahlen nur weil es über Kabel kommt , hier wäre das eine Preissteigerung von über 60 %
    14.99 € kostet es reell .
     
  8. lg74

    lg74 Board Ikone

    Registriert seit:
    7. Dezember 2021
    Beiträge:
    3.195
    Zustimmungen:
    1.825
    Punkte für Erfolge:
    163
    Die ARD wollte den Hörfunk-Transponder 93 mit Auslauf des Vertrages Ende 2021 halt abgeben und nicht verlängern. Das kann ich auch nachvollziehen. Hinter vorgehaltener Hand hieß es "das ist das Opfer dafür, dass SDTV abermals verlängert worden ist".

    Es wäre halt auch ohne TP 93 gegangen mit MP2 und AC-3, für alle HDTV-Satreceiver weiterhin empfangbar, für SD-Satreceiver nicht wegen DVB-S2 statt DVB-S, für alle SD- und HD-Kabelgeräte und für die Kabelradios aber schon. Und einige der UKW-Umsetzer wären weiterhin gelaufen, andere hätte man mit Zähneknirschen extern adaptieren können zu Preisen, die deutlich niedriger sind als Neukauf. Dafür hätte die ARD die Datenkarusselle für den grafikfähigen HbbTV-Videotext (je Programm 400 kBit/s) von den Transpondern nehmen müssen, um Platz zu bekommen. Der HbbTV-Text wäre dann nur noch bei Anschluss des Fernsehers ans Internet gelaufen. Also so, wie von Anfang an vorgesehen:
    ARD Digital - Digitales Fernsehen der ARD - Digitalfernsehen - Digital TV - HbbTV
    Gemeinsame Initiative: "Auf ROT geht's los!" - ARD Digital

    Dass nicht 1080 (1080i wäre das geworden, 1080p ist bei H.264 nicht durchgehend sauber unterstützt) verwendet wird, ist eine hochgradig "politische" Entscheidung. Soweit mir bekannt wäre vor allem das ZDF dagegen gewesen, da dort eine 720er Sendeabwicklung eingerichtet worden war. Warum man bis heute nicht mal mutig eine Regio eines Dritten auf 1080i umstellt und parallel mitlaufen lässt zwecks Vergleichs an den heute üblichen Empfangsgeräten, wüsste ich auch zu gerne.
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Juli 2023
    Koelli gefällt das.
  9. fernsehen

    fernsehen Silber Member

    Registriert seit:
    17. Juli 2001
    Beiträge:
    732
    Zustimmungen:
    116
    Punkte für Erfolge:
    53
    das macht bei Vodafone mit GEZ und EINZELKABELANSCHLUSS 39,00 Euro nur für ARD und ZDF!

    NÖ entweder Sat oder Antenne ich werde wohl DVB-T2 ARD und ZDF schauen das reicht für 18,00 Euro GEZ Gebühr im Monat.

    Vodafone :poop:
     
  10. mischobo

    mischobo Lexikon

    Registriert seit:
    3. März 2003
    Beiträge:
    28.941
    Zustimmungen:
    3.364
    Punkte für Erfolge:
    213
    @yander
    ... in einer Wohnanlage in meiner Nähe mit 30 Wohneinheiten sind derzeit noch die Mieter zwangsverkabelt. Über die Mietnebenkosten zahlen sie derzeit 157,80€/Jahr (13,15€/Monat). Der Vermieter hat mit Vodafone bereits eine Vorsorgungsvereinbarung getroffen und dementsprechend können die Mieter TV Connect Start für 9,99 €/Monat buchen. Wenn sich Mieter dafür entschieden haben, können sie mit dem Ende der "Zwangsverkabelung" den Kabelanschluss wie gewohnt weiternutzen.
    Der Preis von 9,99€/Monat wird auch nicht nach 7 Monaten erhöht.
    Screenshot inkl. Sternchentext:
    [​IMG]

    Oder siehe z.B. den Hausaushang:
    [​IMG]
    Quelle -> Änderungen der Umlagefähigkeit

    Nirgends sind die Ergebnisse deiner Erkundigungen aufgeführt. Wo hast du dich denn erkundigt?
     
    Pete Melman und lg74 gefällt das.