Reinhard Lakomy gestorben

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AW: Reinhard Lakomy gestorben

Muss jeder, der in der DDR gelebt und bis zur Wende 1989 keinen Fluchtversuch vorzuweisen hat,
sich für sein Leben in diesem Land rechtfertigen?

Eine ziemlich kranke Denkweise. Als hätten wir in Höhlen gelebt und wären
jeden Tag verprügelt worden. Wie der Junge, der aus der Knabe-Gedenkstätte
kam und davon beeindruckt war, dass die Fieslinge von der Stasi selbst
Schwangeren in den Bauch geboxt haben (Original Interview Berliner Zeitung,
"Kommunistenblatt"?).



Schöne Geschichtsschreibung.

 

AW: Reinhard Lakomy gestorben

Dazu wird niemand gezwungen, aber letzten Endes wird jeder seine eigenen Entscheidungen in unterschiedlichem Maße reflektieren. Jemand wie Lakomy, der im öffentlichen Leben stand und in der DDR eine halbwegs konforme Karriere gemacht hat und sich danach stark verbittert über Nachwende-Deutschland äußerte, wird natürlich danach gefragt und dann kann er diese Fragen ignorieren oder solche Antworten geben, wie er sie gegeben hat.

Seine Antworten fallen aber meiner Ansicht nach in den Bereich der "Lebenslügen", da man sich historische Sachverhalte nun mal nicht einfach aussuchen kann und der Charakter der DDR als Unrechtsstaat und Besatzungsstaat nun einmal von Anfang an ziemlich eindeutig war. Das wusste natürlich nicht jeder unbedingt 1965 oder 1985 im Osten, aber Lakomy äußerte seine Ansichten in den 90er Jahren. Da konnte man so etwas ja offen diskutieren, was leider im Osten aufgrund der Sensibilitäten von eben Leuten, die sich nichts vorwerfen lassen wollten, aber wussten dass man ihnen vielleicht etwas vorwerfen würde, dann aber öffentlich nicht genug gemacht wurde. Es gab ne kurze Phase der Diskussion und Aufarbeitung und schwup es war 1994 und man war halt Bundesbürger und Kohl war an allem Schuld.

Meiner Ansicht nach musste Lakomy sich nicht unbedingt rechtfertigen, er stand ja nicht vor Gericht, aber dennoch gibt es eine menschliche Grundtendenz sich die Sachlage so hinzubasteln, wie man es am ehesten braucht um mit sich selbst glücklich zu werden. Das trifft auf Menschen, die vom systematischen Druck in Staaten wie der DDR regelrecht hingebogen werden mit am meisten zu. Denn darum geht es ja bei vielen Mechanismen in der Diktatur, man will ja die Leute verbiegen und in ein Korsett zwingen. Als jemand der zwar nur die Jugend in der DDR verbracht hat, war mir das dennoch auch damals schon bewußt. Nur halte ich es für enorm wichtig, dass man ehrlich ist und auch ehrlich akzeptiert, dass es in der Tat Schuld gab und einige, nicht alle aber so einige, Leute sich auch teilweise verbrecherisch verhalten haben. Es hat über zehn Jahre gedauert bevor eines meiner Familienmitglieder, jemand der eine hohe Funktionärsrolle hatte, sich dazu durchringen konnte auch Fehler einzugestehen, von einigen MfS-MA in meinem familiären Umfeld habe ich bis heute noch kein Zeichen der Selbstkritik oder gar eines schlechten Gewissens gesehen.

 

AW: Reinhard Lakomy gestorben

Ähm, doch genau das ist aber beim Wessi so verankert.
Belassen wir es dabei würde ich vorschlagen.

 

AW: Reinhard Lakomy gestorben

Definitiv.
Wer kennt ihn nicht?

 

AW: Reinhard Lakomy gestorben

Nur bin ich kein "Wessi", was seine polemische Reaktion noch überflüssiger macht als sie es eh schon war.

Ich bin halt nur kein Typ, der sich aus Vita-Cola und FDGB-Urlaub ne heile Welt hinbastelt und auf jede Kritik am Osten übersensibel reagiert.

 

AW: Reinhard Lakomy gestorben

Und ich bin der Meinung das Deine Anmerkung zum R. Lakomy war deplaziert.