Papandreu entdeckt die Demokratie

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AW: Papandreu entdeckt die Demokratie

Es ist eine sehr komplexe Krise und so sucht sich jede politische Richtung seinen Schuldigen aus. Meines Erachtens spielen da eine ganze Reihe an Fehlentscheidungen mit. Erstens die Einführung des Euros ohne fiskalische Union - das passierte aus rein politischen Gründen aus dem Ideal des vereinigten Europas heraus, und zur(wirtschaftlichen) Machtbegrenzung Deutschlands. Daher wurde der Euro quasi als Gegenleistung für die dt. Einheit von Frankreich gefordert. Welch Ironie ist es, dass es nun gerade das Gegenteil herauskommt - Deutschland ist de facto in der Krise zum hegemonialen Entscheider geworden.
Darauf folgten weitere Fehlentscheidungen: jeder, der in den Euro wollte, wurde aufgenommen. Auch aus dem Ideal heraus. Wirtschaftliche Bedenken spielten keine Rolle bzw. durften keine spielen.
Dann kam Mitte der 00ler Jahre die sich mittlerweile als desaströs herausstellende Liberalisierung des Finanzmarktes (die berühmten Heckenfonds etc).
Ab da wurden die Fehlentscheidungen nicht mehr von der Politik, sondern von den Banken gemacht: eine Bank soll nicht nur einfach Geld herleihen, sie soll den, dem sie es leiht beurteilen ob er kreditwürdig ist. Das wurde nicht gemacht, den Südländern wurde die Kohle blind hinterher geworfen. Die haben sie gerne genommen und geprasst. Daher wären auch die Eurobonds fatal: noch mehr billiges Geld zum Verprassen, ohne die Einbeziehung der eigentlichen Kreditwürdigkeit. Und so hat mans in den USA mit den Häusern etc gemacht.
Tja, und nun sitzt man drin im Mist, und weiß, dass man im Grunde Länder wie Griechenland so nicht halten kann. Auch ein Schuldenschnitt bringt nichts.

Daher hat Papandreu genau das Richtige getan: er sagt seinem Volk - wenn ihr nicht grundlegend umsteuert, bzw. dazu bereit seid, dann geht es nicht. Er sagt mit einiger Berechtigung: das kann die Regierung nicht mehr alleine entscheiden. Den Griechen wird damit erst richtig klar gemacht, in welcher Misere sie sich befinden.
Was allerdings schlicht unverschämt ist, ist die Tatsache, dass er die anderen Regierungschefs nicht informiert hat. Das sollte in einer Währungsunion eine Selbstverständlichkeit sein.

 

@Terranus Du erwähnst aber ein wichtiges Ereignis nicht, nämlich die Subprime Krise des Jahres 2008. Die Folgen waren für Staaten äquivalent zu einem Hausbauer, der seinen Job verloren hat, und der seine Schulden nicht mehr begleichen kann.
Was wir jetzt sehen ist die Finanzkrise Teil 2. Wir sehen seitdem ja zudem auch Zinsen auf Staatsverschuldungen, die deutlich unter der Inflationsrate liegen, also eine Entschuldung von Staaten nicht durch In- sondern Deflation.

 

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Japan ist das allerdings auch nicht sonderlich gut bekommen.

Der Euro hat halt einen Geburtsfehler: Europaweite Geldpolitik, aber nationale Wirtschaftspolitik. Trotzdem, steht der Euro nicht so schlecht da, wie das Bauchgefühl von vielen sagt.

Und wenn die Griechen meinen, sich selbst den Todesstoß zu versetzen. Dann bitte. Gesamt-Europa braucht jetzt Instrumente gegen die Spekulation und gegen die Rating-Agenturen. Wenn das nicht gelingt, wirds bitter.

 

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@NickNite: das stimmt schon, nur war gerade Griechenland auch vor der Subprime Krise schon extrem verschuldet (nur offiziell nicht, man hat ja die Bilanzen gefälscht). Ohne 2008 wäre das auch gekommen, nur später.
Daher sage ich ja, jeder nimmt die Krise die ihm besser passt. Die linke Seite kennt nur die Bankenkrise von 2008 als Begründung, die rechte Seite kennt nur die Schuldenpolitik der Staaten.
Im Falle von Irland gilt 2008 fast zu 100%. Daher kommen die aber auch vergleichweise schnell wieder auf die Beine.
Griechenland war schon lange vor 2008 de facto am Ende, nur hat man es nicht nach Brüssel gemeldet. Bis es dann nicht mehr anders ging. Daher ist Griechenland auch auf die Schnelle nicht zu retten, weil das ganze Staatswesen im Eimer ist. Wer keine Steuern zahlen will, zahlt keine usw. Griechenland muss sozusagen erst mal ein funktionierendes Finanzwesen aufbauen.

 

Sehr viel Angst hat man vor den Credit Default Swaps den Kreditausfallversicherungen. Die kann man ja nicht nur auf reale Kredite abschließen, sondern auch als pure Wette im Finanzkasino. Die werden bei einer Pleite Griechenlands fällig mit nicht absehbaren Folgen für das Finanzsystem und dann haben wir eine ähnliche Lage wie vor drei Jahren. Diesmal nur können viele Regierungen Banken gar nicht mehr retten, weil entweder schon verstaatlicht (siehe GB) und/oder man kann nicht weiter verschulden (auch GB, aber auch Irland Italien ect).
Man hatte drei Jahre Zeit, die Finanzindustrie zu regulieren, aber dievAngelsachsen haben es erfolgreich verhindert, kein Wunder, wenn man sich mal anschaut, wieviele ex Goldman Sachs Mitarbeiter im US Finanzministerium arbeiten.

@ Terranus sicher, nur hätte man ohne die Subprime Krise nicht auch noch Spanien, Irland, Portugal und Italien im Fokus.

 

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Bei Spanien, Portugal und Irland stimme ich voll zu, Italien.... eher nicht. Da sind es auch die Strukturen, die schon vorher dringend reformbedürftig waren. Nur Silvio macht ja nix. Sogar das Volk in Italien sagt mehrheitlich, dass sich was tun muss.

 

Aber Italien liegt auch noch aus einem anderen Grund anders. Viele Bonds werden von heimischen Fonds gehalten und die Verschuldung der Privathaushalte in Italien ist gering, fast nur halb so hoch wie D bzw fast nur ein Drittel von GB. Insofern ist die Staatsverschuldung Italiens durchaus in einem anderen Licht zu sehen.

 

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Ja natürlich... wäre es anders, würde uns die ganze Sache sowieso längst um die Ohren fliegen. Der Punkt bei Italien ist: die können die Kurve noch kriegen, aber dazu müsste man endlich reformieren.

 

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Nie im Leben.
Höchstens den Zeitpunkt der Erkenntnis, dass Wachstum durch sparen unmöglich ist, etwas verschieben.

 

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Für die Griechen wird das auf jeden Fall keine einfache Entscheidung: Denn die Einschnitte durch die Sparmassnahmen würden vorallem die Normalbevölkerung treffen und das Land ausbluten. Aber eine Rückkehr zur Drachme würde bedeuten das die Drachme massiv gegenüber dem Resteuro abgewertet wird. Und für ein Land wie Griechenland, das massiv auf Importe angewiesen ist, wäre das auch eine sehr düstere Zukunft, gerade auch für die Normalbevölkerung.

Und für uns in Deutschland weis ich ehrlich gesagt auch nicht was besser für uns währe. Eine Rückkehr zur Mark würde allein jedenfalls keine Verbesserung bringen, sondern eher auch ne Verschlechterung.