Fall der Mauer.

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AW: Fall der Mauer.

Ich war am 11.November in der DDR. Meine Eltern wollten das unbedingt ausprobieren. Wir mussten da nur die Ausweise vorzeigen (ich damals den Kinderausweis) und bekamen da einen Grenzerstempel rein. Deswegen hab ich den Kinderausweis noch, zur Erinnerung.

Kein Vergleich zu Frühjahr 1989, da waren wir in Merseburg zu Besuch bei Bekannten. Wir durften für 3 Tage einreisen, da gab es eine Regelung genannt "Kleiner Grenzverkehr für Bewohner in grenznahen Gebieten"
Ich wohne nur 60km von der BY-THÜ Grenze weg.
Da wurde man richtig gefilzt, das Gepäck wurde durchsucht. Vorallem die Ausreise zurück war eine Tortour.
Am 11.Nov allerdings ging das alles sehr schnell. Wir fuhren über die A9 bis nach Gera, und abends wieder zurück. Ich war damals 10 Jahre alt, was mich am meisten beeindruckt hat waren die schlechten Straßen. Wir machten immer Witze im Auto dass man da keine Karussels braucht, im Auto schunkelt man ja ständig

 

AW: Fall der Mauer.

@Creep: ja die "Chinesische Lösung", die ja nur ein paar Monate vorher demonstriert worden war, konnte keinesfalls ausgeschlossen werden. Umso erstaunlicher war der Mut der Leute damals.
Ich vermute auch sehr stark, dass man Krenz deswegen recht glimpflich wegkommen ließ in Sachen Mauerprozesse usw. Man hat ihn ja wirklich so sanft wie möglich seine Haftzeit verbringen lassen. Er hätte eben auch die Panzer einsetzen können, und Milke hätte da nicht gezögert zuzustimmen.
Wäre Honecker noch im Amt gewesen ...

 

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Kann man das irgendwie einschätzen, was mit Euch Soldaten passiert wäre, wenn Ihr den Befehl, gegen die eigene Bevölkerung vorzugehen, verweigert hättet?

 

AW: Fall der Mauer.

Wenn die Situation wirklich eskaliert waere... Standrechtliche Erschiessung? Ich weiss es nicht. So hochgepeitscht, wie die Emotionen bei Soldaten und Vorgesetzten damals waren, haette ich das jedenfalls fuer moeglich gehalten.
Schikane und Soldatenschinden (nach 22:00 Uhr 10x in Vollschutz den Gang rauf- und runterrennen, Kloputzen mit Zahnbuerste, koerperliches Antreiben bis zum Umfallen usw.) waren eh an der Tagesordnung. Wahrscheinlich auch, weil die Uffze die Anspannung irgendwie loswerden mussten.

Im Dezember haben wir dann alle zusammen auf meinem neuen Videorecorder Rambo und Pornos gesehen, auf meinem ATARI ST Silent Service gespielt und zusammen die Uebung im Winter verweigert

 

AW: Fall der Mauer.

Honecker war noch im Amt bei der ersten großen Demo in Leipzig. Krenz wird nachgesagt das er das herannahende Drama vermieden hat.

Das zweite ist schwer einzuschätzen. Zumindest wenn sich die Soldaten kollektiv verweigert hätten.

 

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Kollektiv haetten sie das bestimmt nicht getan. Die Situation kann man nur einschaetzen, wenn man zu der Zeit in der Kaserne war. Als Soldat war man einfach nur staendig im Stress und wollte einfach nur seine Ruhe haben und abends im Bett liegen. Ich hatte mir vorgenommen, im Ernstfall eher auf die Vorgesetzten zu schiessen. Was ich getan haette, weiss ich zum Glueck nicht.

 

AW: Fall der Mauer.

Ich war auch in MD dabei, allerdings nur wie es die Zeit zuließ. Habe zu dieser Zeit in Schichten gearbeitet.

Die ersten Demos im Oktober waren aber nicht ungefährlich. Da wurde noch massiv mit Schlagstöcken dazwischengegangen und etliche durften sich den Stasiknast Moritzstraße von innen "besichtigen".

Bei uns auf der Arbeit gab es zu dieser Zeit jeden zweiten Tag so 'ne Schichtversammlung. Weil wir ja Geheimnisträger sein und es doch tatsächlich jemand aus der anderen Schicht "gewagt" hat, die DDR über den Umweg Ungarn zu verlassen. Ich habe damals in 'nem Rechenzentrum gearbeitet.

...

Gestern war im MDR so 'ne Reportage.
Da wurden Mitschnitte und Telegramme des Ministeriums für Inneres zitiert. Die "chinesische Lösung" war wohl die eigentliche Option im Umgang mit den Demonstranten. Vielleicht wird die Sendung nochmal wiederholt.

Warum es dazu nicht gekommen ist, weiß wohl keiner so Recht.
...


Gruß

Hardy

 

AW: Fall der Mauer.

So hab ich das in MD auch erlebt. Und auf dem Altem Markt wurde auch draufgehauen.

 

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Weil die DDR am Ende war, es hätte die Hauptprobleme nicht beseitigt.

 

AW: Fall der Mauer.

@P800: ja, das glaube ich auch. Wenn man die Originalprotokolle der Sitzungen liest oder hört, ist eine Perspektivloskeit nicht zu übersehen. Man wusste einfach nicht mehr weiter.
Außerdem war der harte Kern machtmüde geworden.