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Der "goldene Westen"

Dieses Thema im Forum "Politik" wurde erstellt von littlelupo, 3. März 2005.

Status des Themas:
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  1. Creep

    Creep Guest

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    AW: Der "goldene Westen"

    Das ist es aber, was viele nicht begreifen. Ich hab schon oft gehoert: "Ich habe ja eine private Rentenversicherung, da brauche ich keine Kinder, die fuer mich sorgen." Dass ohne nachwachsende Bevoelkerung auch die Geldanlage an Wert verlieren kann und einem die Sparbriefe spaeter nicht die Windeln wechseln und das Essen ans Bett bringen, so weit reicht das Denken nicht...
     
  2. tarak

    tarak Neuling

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    AW: Der "goldene Westen"

    Das ist doch schon der Fall - momentan noch unter dem Deckmantel der "Selbstbestimmung".
    Aber wenn die Kranken erst mal selbst bestimmen dürfen, wann sie ihr Leben beenden ist es nicht mehr weit zu dem gesellschaftlichen Druck, sich doch nicht krampfhaft ans Leben zu klammern und seiner Familie auf der Seele (und Tasche) zu liegen.

    Das bringt das Problem der Sterbehilfe auf den Punkt.
     
  3. atomino63

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    AW: Der "goldene Westen"

    Ich wollte dabei nicht auf die Sterbehilfe und oder den gesellschaftlichen Druck hinaus. Vielmehr meinte ich, dass die betroffene Krankenkasse der Familie erklärt, eine Weiterbehandlung ist aus Kostengründen nicht zu vertreten. Daraus ergibt sich natürlich die Frage wo in ferner Zukunft das Limit liegt. Vielleicht ist es bei der Vielzahl an gesunden Menschen auf dieser Welt nicht mehr wirtschaftlich vertretbar, eine Blinddarmoperation oder das Extrahieren eines vereiterten Zahns zu finanzieren und man nimmt aus Kostengründen das "sozialverträgliche Ableben" in Kauf.
     
  4. majo

    majo Silber Member

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    AW: Der "goldene Westen"

    Hab das Thema erst gestern entdeckt.

    Mich hat am "Westen" Technik allgemein fasziniert, Autos, Fernsehen, Radios, Uhren usw. - da konnt ich mich gar nicht dran satt sehen/lesen. Dazu hatte ich (neben gelegentlich zur Verfügung stehenden Katalogen - die wurden rumgereicht) u.a. "Jugend+Technik" abonniert (Räder-Karussell im Winter - Autos, Kräder-Karussel im Sommer - Motorräder). Die ersten Auto-Bild habe ich regelmäßig "verschlungen". Und Blasen-Kaugummis :D , hab´ich nie begriffen, warum es die in Polen und Tschechei gab, aber nicht bei uns. Das gleiche gilt für Salzstangen, die es auch nicht immer gab usw.. Von Chips war ich ja gleich begeistert :rolleyes: , aber die Westsalzstangen waren mir nicht dunkel genug, eben lasch.

    Ich war zu DDR-Zeiten regelmäßig im Urlaub, auch im Ausland, ich konnte es mir als Schichtarbeiter leisten (~1250,-netto, mein Weib brachte knapp 900,- netto mit). Man hat schon immer mehr oder weniger neidvoll auf die westliche Warenfülle geschielt. Eine "Sehnsucht" nach dem Westen verspürte ich aber nicht.
    Es war speziell im Sommer 1989 so, dass man hinkommen konnte wo man wollte - in null-komma-nichts war man in einer politischen Diskussion verstrickt. Es war ja schon länger klar, dass die DDR auf dem letzten Loch pfiff und "etwas passieren" musste. Und seit Gorbi bestand auch irgendwie eine ominöse Möglichkeit, dass tatsächlich "mal was passieren" könnte. Ich bin anfangs noch für eine "bessere DDR" auf die Straße gegangen, was sich aber schnell als Utopie herausstellte. Mit Einführung der D-Mark brachen für unseren exportorientierten 8000-Mann-Betrieb schlagartig 70% der Abnehmer weg und im Westen herrschte sowieso Überproduktion, also dahin brauchte sich der Betrieb auch nicht zu orientieren. Heute arbeiten da noch 900. Während im Osten z.B. die Schuhbetriebe zu machten, ging man in westlichen Betrieben zum Schichtbetrieb über - kurz nach der Wende, als die D-Mark da war. Alles marode? Da kann ich nur stöhnen. So mancher mittlere Betrieb im Westen hat sich an den 1,-DM-Maschinen gesund gestoßen.
    Da war dann auch schnell klar, dass im Osten keine echte Zukunft zu finden war. Eine Durchsuchung irgend eines Dachbodens bei Oma und Opa nach alten Besitzurkunden über Äcker, die für Tankstellen oder Betriebe interessant sein konnten, war in unserer Familie bekanntermaßen sinnlos. - ich bin seit 1992 in Hessen.

    Ich kannte ja den "Westen" nur aus dem TV oder gelegentlich vom "Intershop" (wenn meine Mutter mal wieder von einem Arbeitskollegen, der wieder mal Besuch gehabt hatte für anfangs 1:4,5 D-Mark eingetauscht hatte, ab 1:7 machte die das dann auch nicht mehr). Ein Schlüsselerlebnis für mein Westverständnis war für mich die Situation anfang der 80er Jahre, als in Reinhausen die Zechen geschlossen wurden und ca. 25.000 Leute gehen durften. Da kamen im Westfernsehen auch ganz normale (streikende) Kumpel zu Wort und nicht irgendwelche abgeleckten, hochgedrechselt redenden Heinis. Als ich da vernahm, wie die mit den gleichen Worten genau so sauer waren wie wir, wenn wir sauer waren, machte es klick. Siehe da, dachte ich, Otto-Normal-Bundis sind genau so kleine Leute wie ich und meine Kollegen hier. Wie gesagt: mein Westbild war gut - im Fernsehen.

    Was viele Wessis nicht verstehen können (oder wollen - egal): Mit der DDR starb eine EXISTENZANGSTFREIE Daseinsmöglichkeit. Jedoch: Wir wussten, dass die DDR platt war - also "klammerten" wir uns an eine mögliche gute(?) Zukunft, irgendwie geht es schon weiter, ne? Als sehr angenehm empfand ich kurz nach der Wende auch, dass das permanent im Ossi-Gehirn verankerte Bewußtsein einer permanenten Atomkriegsgefahr endlich weg sein konnte. Von der Euphorie damaliger Zeiten ist heute nichts mehr übrig und die Auswirkungen der Funktionsmechanismen des real existierenden Kapitalismus sind einprägsamer als es jedes Ost-Lehrbuch es je hätte vermitteln können.

    Mir geht es jetzt wie einer Schwangeren: Den Umständen entsprechend guuut :D . Ich will die DDR deshalb nicht zurück, weil ja nun definitiv klar ist, dass sie so wie sie war, nicht funktionieren konnte.

    Fazit:
    Man hatte in der DDR viel Zeit für sich selbst, konnte vielfältige kulturelle und sportliche Möglichkeiten für fast nada nutzen. Die politische Scheuklappenorientierung hat genervt - in aller Regel konnte man sich jedoch arrangieren und konnte sich trotzdem morgens im Spiegel anschauen.

    Die Freiheit die wir nun haben ist in ihrem Umfang direkt proportional an entsprechende Finanzkraft gekoppelt - also keine wirkliche Freiheit.
    Eine wirkliche Freiheit ist (im Gegensatz zur Behütetheit in der DDR) wirklich dazu gekommen: Die Freiheit grenzenlos Sche*ße bauen zu können, ohne das einen was aufhält.

    Grüße an alle, majo
     
  5. littlelupo

    littlelupo Guest

    AW: Der "goldene Westen"

    Interessant. Wie seht Ihr das? Braucht es das, ein Versprechen, bis ins hohe Alter völlig existenzfrei leben zu können?
    :D Das sehe ich positiv: Das heißt ja im gleichen Atemzug auch, daß sowas wie Entscheidungsmöglichkeiten bestehen (zB Drogen zu nehmen).

    Richtung off-topic:
    Ich denke, Creep, Du meinst hier die Gesellschaft allgemein. Man kann sich nämlich keineswegs darauf verlassen, daß die eigenen Kinder einem später die Windeln wechseln und das Essen ans Bett bringen. :rolleyes:
    Schon richtig, daß die Sterbehilfe dieses Problem mit sich bringt. Aber der Gedanke, nicht selber über den eigenen Tod entscheiden zu dürfen oder können, ist für mich selbst - ekelerregend.
     
  6. majo

    majo Silber Member

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    AW: Der "goldene Westen"

    @littlelupo:
    Eine existenzangstfreie Daseinsweise ist die Grundlage der Theorie des "neuen sozialistischen Menschentyps". Frei von Ängsten, ob morgen noch die Miete bezahlt werden kann, man noch Arbeit hat, noch Geld für´s leibliche Wohl da ist, konnte sich der Mensch geistig, kulturell, beruflich usw. (im Rahmen seiner persönlichen Grenzen) frei entfalten. ... Eine Theorie eben (theoretisch nachvollziehbar ;) :D ).

    Sicher, aber damit kann eben wirklich nicht jeder umgehen. Und diejenigen (wie wir wissen, sind es gar nicht wenige) bräuchten wirklich eine gewisse Führung. Im Kern ist es genau diese Freiheit, auf die man als Ossi eben nicht vorbereitet war, im Westen ist man damit groß geworden. Alles andere (Geld usw.) konnte man sich ja denken. Und, damit mein Standpunkt eindeutig ist: Ich sehe es ganz gewiß nicht so, dass diejenigen, welche arbeitslos o.ä. sind, SELBST schuld sind (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel).
     
    Zuletzt bearbeitet: 13. März 2005
  7. atomino63

    atomino63 Board Ikone

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    AW: Der "goldene Westen"

    Es braucht kein Versprechen, eine faire Chance dagegen schon, denn nicht jeder kommt nach der Geburt mit dem Allerwertesten nach oben und der Zuckerspritze im unteren Schallloch zu liegen, gell.
    Tolles Beispiel für freie Entscheidungsmöglichkeiten :eek: :eek: :mad:.
     
  8. Eike

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    AW: Der "goldene Westen"

    Tja littlelupo hat schon bestechendere Argumentationen gebracht...
     
  9. littlelupo

    littlelupo Guest

    AW: Der "goldene Westen"

    Einigen wir uns doch darauf.

    Wenn ich das richtig sehe, dann waren viele "Ossis" auch nicht auf die Geschäftemacherei vorbereitet, die es so in der BRD gibt. Also zB das Vorhaben eines Autoverkäufers, dem Kunden ein Auto aufzuschwatzen, was nur einen "geringen Blechschaden" hatte, tatsächlich aber bei einem Unfall mal halb zerstört worden ist. Oder wie wäre es mit einem ISDN-Anschluß für eine 80jährige Frau, die ISDN ("ist sowas denn nötig") sowieso nicht brauchen wird?
    Wie gesagt, man muß auch auf zB den Marlboro-Mann vorbereitet sein => Rauchen verheißt keine grenzenlose Freiheit.
     
  10. Lechuk

    Lechuk Institution

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    LD
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    AW: Der "goldene Westen"

    Ach der Wessi mal wieder.
    Da lebt er in einer überholten Industrieform,mit der folge einer sterbenden Gesellschaft
    und er hat nicht die Kraft das merken zu können/wollen.
    Wobei wollen es wohl mehr trifft,da man unter "konservativ" alles so schön verstecken
    und verklären kann.
    Außerdem und das ist wohl der wichtigste Punkt;es war schon immer so
    und es ist gut so.
     
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