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DAB+ Bandbreiten

Dieses Thema im Forum "Digital Radio / DAB+" wurde erstellt von BB12345, 26. Dezember 2017.

  1. Radiowaves

    Radiowaves Gold Member

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    Danke für den Link! Das Dokument ist zwar veraltet, fasst aber den Systemstandard sehr gut zusammen. Was die dort diskutierten Bitraten betrifft, dürfte inzwischen Ernüchterung eingekehrt sein. So hat 2009 die EBU einen extrem umfangreichen Hörtest durchgeführt und in der Publikation BPN 094 "EBU Subjective Assessment and Objective measurements of DAB+"veröffentlicht. Online frei zugänglich ist der Report nicht, aber ich habe von einem der maßgeblichen Autoren die Datei und auch sein schriftliches OK, daraus zu zitieren.

    Was hat man gemacht? Man hat sich einen Sack Audio-Beispiele quer durch das im Rundfunk mögliche Spektrum gegriffen und mit Hard- sowie Softwarecodecs in den unterschiedlichsten Bitraten und Settings reduziert, danach wieder auf PCM decodiert und in Blind-Hörtests umfangreichem Publikum angeboten. Die Testhörer (die nie alle Audiofiles bewerteten, das wäre zu stressig geworden, die Arbeit wurde geteilt) hatten einen einheitlich eingemessenen Kopfhörer an einem anständigen Audiointerface laufen und ein Tool auf dem Bildschirm, das es ihnen ermöglichte, die Beispiele (anonymisiert bezeichnet) immer wieder wahlfrei anzuhören. Neben jedem Beispiel war ein "Schieberegler", mit dem die Qualitätseinschätzung von 0 bis 100% getroffen werden konnte. Dazu gab es noch einen Button zum Anhören der "Referenz" (unreduziertes Original).

    Das Hörtest-Team kam aus zahlreichen europäischen Ländern: Deutschland (IRT), Norwegen (NRK), Schweden (SR), Schweiz (SRG, EBU). Zuerst hatte man Audio-Professionals hören lassen. Die Ergebnisse waren katastrophal, die EBU hätte nach Aussage des Beteiligten, mit dem ich Kontakt hatte, die Ergebnisse am liebsten unter Verschluss gehalten. Das missfiel Gerhard Stoll, damals Codec-Entwickler-Legende ("Mr. MPEG 1 Layer 2") am IRT und inzwischen leider viel zu früh verstorben. Es wurde dann nochmals testgehört, diesmal mit akustischen Laien. Beide Ergebnisse für jeweils alle Audio-Beispiele je Codec-Setting zusammengefasst zeigen wunderbar das Elend von AAC und DAB:

    Pic-Upload.de - EBU-BPN094-listeningtestDABMP2-AAC.png

    In den damals verwendeten Settings gab es nur minimalste Mengen an XPAD-Daten (Slideshow etc), mehr als 2 kbps waren es nie, bei den niedrigeren Standards sogar nur 1 kbps.

    "01_original" war eine "Hidden Reference", ein anonym reingeschmuggeltes Original, das also 100% hätte bringen müssen - wenn die Testhörer denn gewusst hätten, dass es das Original ist. Die Profis kamen immerhin auf etwa 97%, die Laien auf 96% Qualität.

    Platz 2 hinter dem Original belegte das alte MPEG 1 Layer 2 mit 192 kbps (netto-Audio im Test: 190 kbps) aus dem alten DAB-Standard. Das ist in etwa die Audioqualität, die wir bis kürzlich oder auch bislang bei DLF Kultur auf UKW bekommen, denn da läuft die alte Zuführung mit 192 kbps MPEG 1 Layer 2. Die Profis gaben 88%, die Laien bewerteten mit ca. 92% besser.

    Platz 3 belegt bei den Profis LC-AAC mit 128 kbps brutto (2,26 kbps XPAD, 113,3 kbps netto-Audio). Das sind nur noch 80% Qualität laut Profi-Ohren. Die Laien finden, das wäre mit 90% also leicht besser als 192 kbps MPEG 1 Layer 2 bei den Profis.

    Platz 4 bei den Profis belegt 96 kbps HE-AAC (AAC+SBR, 1,07 kbps XPAD, 84 kbps netto-Audio). Die Profis geben dem nur noch 68%, die Laien spendieren immer noch ca. 87%. Mit heutigen XPAD-Raten (Slideshow) von durchaus 8 kbps entspräche das in etwa einem DAB-Modus mit 104 kbps HE-AAC, also dem, was der DLF macht. Und der gilt heute bei erfahrenen Hörern als "erträglich" - da passen 68% recht gut.

    Heutige "Bundesmux-Qualität" (Privatsender) mit 72 kbps HE-AAC brutto hat ca. 2-4 kbps XPAD und liegt deshalb recht nahe / knapp oberhalb der Werte, die damals im Test für 64 kbps HE-AAC ermittelt wurden. Nur noch 44% bewerteten die Profis - die Laien gaben noch 74%. Etwa gleich bewerteten die Profis die schäbigen 128 kbps MPEG 1 Layer 2 - und einem einfach nur auf 10 kHz tiefpassgefiltertem Original gaben sie sogar eine etwas höhere Bewertung: "lieber nur dumpf als kaputtgematscht und verkrisselt".

    Und so wurde das System dann realisiert: DAB ist meist Low-Fi weit unter UKW-Qualität und bis auf wenige öffentlich-rechtliche Ausnahmen ausschließlich für nicht hörerfahrene Menschen gemacht. Als akzeptabel bei hör-erfahrenen Menschen können höchstens Bitraten über 100 kbps gelten, auf die damaligen Werte müsste man noch die heute deutlich erhöhte XPAD-Rate aufschlagen.
     
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  2. KlausAmSee

    KlausAmSee Wasserfall

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    Äußerst interessante Studie!
    Das der Datenraten-Geiz zugunsten vieler Sender eines der größten Probleme bei DAB+ ist, habe ich vor einigen Tagen schon mal geschrieben. Vor allem kann der Benutzer nicht mehr durch mehr Aufwand bzw. eine bessere Antennenanlage die Qualität positiv beeinflussen, weil das Audiosignal ja schon "kaputt" gesendet wird. Auf genau den Effekt hatte ich übrigens auch schopn vor Jahren zum Thema "digitales Fernsehen" hingewiesen.
    Mehr Datenrate zu spendieren bedeutet aber weniger Programme pro Multiplex und damit mehr Kosten pro Programm. Trotzdem sollten auch bei höheren Datenraten die Kosten pro Programm und Region geringer sein als bei UKW. Man muss es nur eben wollen...
     
  3. Wechsler

    Wechsler Platin Member

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    Zumal heutzutage schon bessere Codecs als der Fraunhofer-Kram zur Verfügung stehen, wie bspw. Opus. Unklar, warum man jetzt solchen Uraltkram einführt, der für niedrige Bitraten gar nicht geeignet ist.

    DAB+ - Ein typisches Komitee-Projekt.
     
  4. KlausAmSee

    KlausAmSee Wasserfall

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    Mir ist vielmehr unklar, warum man - weil man beim Umstieg von DAB zu DAB + eh schon neue Geräte braucht - nicht auch "DAB 2" mit weiteren Modulationsverfahren und einem moderneren Fehlerschutz eingeführt hat. Oder alternativ gleich ein DVB-T2 mit geringerer Kanalbandbreite für reine Audio-Multiplexe oder terrestrisches "SCPC"-Fernsehen. (Die Bezeichnung "SCPC" macht natürlich bei einem OFDM-Verfahren gar keinen Sinn, beschreibt aber am besten, was ich meine).
     
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  5. pomnitz26

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    DAB+ wurde schon vor über 10 Jahren getestet. Nicht viel später gab es die ersten Geräte.

    Ein Programm wie Bayern+ mit 96kBit/s sendet den Ton um die 75kBit/s, der Rest wird für andere Sachen verblasen. Sowas klingt dann theoretisch nicht viel besser wie der Bundesmux.
     
  6. DPITTI

    DPITTI Guest

    Dab+ wurde vor über 10 Jahren getestet? Na dann Frage ich mich wieso man neue Geräte brauchte @pomnitz26. Dann so günstig waren ja Dab alt Geräte nicht. Ich denke er meint Dab- nicht +. Er wird wohl langsam Vergesslich unser @pomnitz26 :D
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 28. Januar 2018
  7. pomnitz26

    pomnitz26 Board Ikone

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    Guten Morgen!!!

    Da wo jetzt die Small Scale Geschichten gestartet werden hat man zum größten Teil auch schon DAB+ schon getestet. Auch DMB Tests gab es aus Leipzig, die DAB alt Geräte mit unvollendeter Software haben es noch eingelesen. Erst mal wird getestet um dann die passenden Geräte für den Consumer auf den Markt bezahlbar herzustellen.

    Warum baut man eigentlich nicht gleich 8K Fernseher und bleibt bei 4K hängen? Die Prozessoren sind noch nicht so weit. Für Geld geht natürlich alles aber das will er ja wieder nicht zahlen, nicht mal für die Privaten in HD spendet er.

    DAB ohne + ist übrigens seit den 90ern in Betrieb, weil die Sender nicht ganz ausgereift waren hatten wir bis zur Abschaltung letztes Jahr auch regelmäßig SFN Probleme.
     
    Zuletzt bearbeitet: 29. Januar 2018
  8. KlausAmSee

    KlausAmSee Wasserfall

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    Für ein SFN müssen die Modulatoren synchronisiert werden. Genau diese sind doch aber gleich geblieben, es hat sich von DAB zu DAB+ nur der Inhalt des Datenstroms geändert.

    Abgesehen davon kannst du mal pauschal davon ausgehen, dass in der Broadcast-Technik nichts dauerhaft "on air" ist, was nicht ausgereift wäre.
     
  9. DPITTI

    DPITTI Guest

    Moin @pomnitz26. Wozu sollte man für einen Service Freenet bzw HD+ zahlen wo man nicht mal ein Mehrwert hat? Mir reicht SD Qualität auch heute noch aus. Das Dab Alt schon in den 90ziger lief weiß ich. Nix gegen Digitalradio trotzdem ist UKW immer noch im Vorteil :D Der Verbraucher ist doch nicht verpflichtet sich andere Geräte zu kaufen. Bloß weil das Digitalradio Streikt wenn eine Powerbank bzw Powerlan läuft. Das ist dann ziemlicher Müll :)
     
  10. RPSmusic

    RPSmusic Talk-König

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    Ich presönlich schaue Pro Sieben, Eurosport 1 und co. ausschließlich über die HD+ Plattform. Schalte ich jetzt auf den SD-Kanal, dann graust es mir, da ich mich an die Bildqualität auf den Sendern gewöhnt habe und diese auch nicht mehr missen möchte. Speziell bei Snookerübertragungen auf Europsort ist die SD-Variante schon grenzwertig, wenn ich nur an die verschwommenen Kugeln auf dem Tisch denke.
    Und was DAB+ betrifft: Ja - UKW hat noch einen Vorteil von der Empfangbarkeit, jedoch bietet mir UKW nicht die Möglichkeit, unterwegs im Auto sunshine live zu empfangen.