1. Cookies optimieren die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklärst Du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen
    Information ausblenden
  2. Willkommen im Forum von DIGITAL FERNSEHEN - dem führenden Portal für digitales Fernsehen, Medien und Entertainment. Wenn du hier neu bist, schau dich ruhig etwas um und melde dich an, um am Forengeschehen teilnehmen zu können.
    Information ausblenden

Brauchen wir einen Mindestlohn?

Dieses Thema im Forum "Politik" wurde erstellt von moonwalker5, 29. Dezember 2011.

  1. Winterkönig

    Winterkönig Guest

    Anzeige
    AW: Brauchen wir einen Mindestlohn?

    Ich war selber 10 Jahre Zeitarbeiter und kenne viele die immer noch Zeitarbeiter sind. Von den bisherigen Löhnen die ein einfacher Produktionshelfer von der vielen Zeitarbeitsfirmen bekommen kann man kaum leben und ist noch auf Staatlichen Zuschüssen angewiesen. Fakt ist das es vielen Zeitarbeiter oder andere Niedriglöhner erst mal gar nicht darum geht noch mehr zu konsumieren, ihnen geht es erstmals darum ohne Staatliche Zuwendung das wichtigste finanzieren zu können, wie Energiekosten, Miete usw. ohne ein Bittsteller am Amt zu sein.

    Viele sehen in Mindestlöhne erst mal mehr Geld für den Konsum, Niedriglöhner sehen darin aber erst mal das ansteigen ihrer Würde. Und das ihre geleistete Arbeit doch noch was wert ist.
     
  2. Robert Schlabbach

    Robert Schlabbach Talk-König

    Registriert seit:
    12. Juni 2003
    Beiträge:
    6.700
    Zustimmungen:
    165
    Punkte für Erfolge:
    73
    AW: Brauchen wir einen Mindestlohn?

    Die Wertschöpfung steigt aber nicht durch das Anhängen eines anderen Preisschilds. Sähe ein Neidriglöhner auch dann ein Ansteigen seiner Würde in einem Mindestlohn, wenn er seinen Lohn dann zwar ohne staatliche Zuschüsse verdienen, sich davon aber weniger kaufen könnte als zuvor...?
     
  3. Ceraton

    Ceraton Guest

    AW: Brauchen wir einen Mindestlohn?

    Ich bin gegen eine einheitlichen flächendeckenden Mindestlohn da man diesen für die Arbeitgeber/Arbeitnehmer nicht gerecht gestalten kann.

    Man darf nicht vergessen, dass es in Deutschland ein großes Gefälle der Lebenshaltungs- und Lohnkosten gibt, so ist z.B. ein Mindestlohn, der in der Provinz zum guten Leben ausreichen würde in München viel zu wenig.(höhere Mieten, Energiekosten usw.)
    Nimmt man jetzt einen Mindestlohn, der in München ausreichend wäre(meistens sind dort die Löhne bereits wesentlich höher als in der Provinz) ruiniert man die ohnehin schlechter darstehenden Unternehmen am Land, da diese solche Löhne einfach nicht stemmen können. Dies würde zu einer weiteren Entvölkerung solcher Landstriche führen.
     
  4. Winterkönig

    Winterkönig Guest

    AW: Brauchen wir einen Mindestlohn?

    Gegenfrage, warst du schon mal Bittsteller am Amt? Sicher, sich mehr zu kaufen ist nicht schlecht.

    Aber weist du was es schon einen bringt sich nicht am Amt blöd anschauen zu lassen? Und danach vom Amt jeden Cent den du zu viel bekommst vorrechnen lassen musst? Weist du wie es ist sprichwörtlich, nur damit du deine Miete und dein Strom bezahlen kannst, als Vollbeschäftigter am Amt deine Hosen runter zulassen? Und erstmal offen zu legen was du besitzt?

    Das ist übrigens auch der Grund warum so mancher den Weg zum Amt scheut, und sich lieber, wenn das Geld hinten und vorne nicht reicht, etwas von Verwandte oder Bekannte borgt.

    Ja die Würde steigt, wenn man weiß das man sich seine Miete und andere Lebensnotwendige Dinge ohne Staatliche Unterstützung leisten kann. Weil was nutzt mir der neueste TV-Apparat wenn ich die Stromkosten ohne Unterstützung nicht bezahlen kann.
     
  5. Gag Halfrunt

    Gag Halfrunt Lexikon

    Registriert seit:
    26. November 2001
    Beiträge:
    22.635
    Zustimmungen:
    9
    Punkte für Erfolge:
    48
    AW: Brauchen wir einen Mindestlohn?

    Es würde meiner Meinung nach ausreichen, alle Transferleistungen für diejenigen zu streichen, der einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nachgehen.

    Klingt hart. Ist hart.

    Aber was passiert dann? Wenn jemand mit Arbeit unter dem ALG2-Niveau ist, dann wäre er schön blöd, wenn er dafür dann noch arbeiten gehen würde. Einfach kündigen und mit null Aufwand dasselbe Einkommen -- genial!

    Umgekehrt haben die Arbeitgeber nun ein Problem, da ihnen plötzlich die Billiglöhner wegbrechen, da die ja auch ohne Ausbeutung ihr Einkommen haben. Wie wird der Arbeitgeber in einer Marktwirtschaft also reagieren? Na? ;)

    Denn prinzipiell haben wir ja bereits einen Mindestlohn -- der Minestlohn für "keine Arbeit". Danach müssen sich alle Löhne orientieren. Wer für 0h Arbeit rund 800 Euro im Monat bekommt, der muss demnach für 0h + x eben auch 800€ + x bekommen, weil er sonst auf das "+x" Arbeit verzichtet.
     
  6. Robert Schlabbach

    Robert Schlabbach Talk-König

    Registriert seit:
    12. Juni 2003
    Beiträge:
    6.700
    Zustimmungen:
    165
    Punkte für Erfolge:
    73
    AW: Brauchen wir einen Mindestlohn?

    Oder schwarz arbeiten und ALG2 + Niedriglohn bekommen - noch genialer, mag sich der eine oder andere denken...
     
  7. Joost38

    Joost38 Wasserfall

    Registriert seit:
    10. Juli 2005
    Beiträge:
    7.921
    Zustimmungen:
    2.790
    Punkte für Erfolge:
    213
    AW: Brauchen wir einen Mindestlohn?

    Diese Aussage finde ich immer wieder lustig und faszinierend... :eek:

    Wir haben doch bereits einen Mindestlohn - den Hartz4-Satz. Wer weniger verdient, bekommt den Rest vom Staat dazu.

    Ob die Höhe dann gerecht ist, steht auf einem anderen Blatt.

    Was aber keineswegs gerecht ist, ist die Tatsache, dass sich der Arbeitgeber die Taschen voll machen darf, während der Mindestlohn vom Staat finanziert wird. Dies ist schlicht und einfach pervers - und merkwürdigerweise finden das einige sogar normal!

    Findest du es okay, dass du mit deinen Steuern das Geld zahlst, was einige Arbeitgeber bei den Löhnen sparen und sich als Gewinn einstecken?

    Und bitte jetzt nicht die Leier, Mindestlöhne würde Arbeitsplätze kosten. Die Arbeitsplätze, die da wegfallen, gehören den Unternehmen, die unter normalen Rahmenbedingungen sowieso nicht am Markt existieren können und bieten den Arbeitnehmern ohnehin unwürdige Bedingungen.

    Ich habe selber mal in der Zeitarbeit (zum Glück nur kurz) gearbeitet - damals für ca. 4,50 die Stunde. Der Chef war etwa 25 Jahre alt und kam jeden Tag mit der Mercedes S-Klasse angefahren. Das hat nichts mit Neid zu tun - da bereichert sich einfach jemand auf Kosten darauf angewiesener Arbeitnehmer und auf Kosten des Staates. Und sowas gibt es in Deutschland Tausendfach.
     
  8. Ceraton

    Ceraton Guest

    AW: Brauchen wir einen Mindestlohn?

    Immer diese Laier, dass sich die bösen bösen achso bösen Firmen auf Kosten der amen, ach so armen "Arbeiterschaft" die Taschen vollstopfen.

    Natürlich gibt es schwarze Schaafe, aber ein Großteil der Arbeitsplätze schafft der Mittelstand und die meisten zahlen vernünftige Löhne. Nur diese werden nicht erwähnt, sonder nur die Minderheit, welche das System missbrauchen.
    Dein oben genanntes selbsterlebtes Beispiel ist so ein schwarzes Schaaf gewesen und das ist natürilich ekelhaft, aber die Minderheit.

    DeineAusführungen kann ich unterstützen, nur sind dies glücklicherweise (noch) eher Ausnahmen.

    Dein Einwand mit Hartz 4 ist richtig, aber seperat zu betrachten.
    Ich fordere die Tarifparteien auf regionale Mindestlöhne zu schaffen, dass muss doch möglich sein, oder? Könnte natürlich auch zu kompliziert werden, ist mir auch bewusst.
    Was nutzen einen 9,50€ in München? Nicht viel, oder?
    Es ist einfach eine schwierige Sache, nicht gerecht zu gestalten und deswegen muss sich meiner Meinung nach der Staat raushalten.
     
  9. Joost38

    Joost38 Wasserfall

    Registriert seit:
    10. Juli 2005
    Beiträge:
    7.921
    Zustimmungen:
    2.790
    Punkte für Erfolge:
    213
    AW: Brauchen wir einen Mindestlohn?

    1. Der Mittelstand, der vernünftige Löhne zahlt, wird von einem Mindestlohn überhaupt nicht betroffen sein, da dieser unterhalb der jetzt schon gezahlten Löhne liegen wird.

    2. Meine Ausführungen sind keine Ausnahmen. Ich bekomme anhand der Meldungen bei meiner Krankenkasse selbst mit, wie viele Menschen es gibt, die bei Zeitarbeitsfirmen sind und gleichzeitig Hartz4-Aufstocker sind. Zeitarbeitsfirmen sind Abzocker und würden bei einem Mindestlohn von selbst vom Markt verschwinden, falls sie nicht fähig sind, vernünftige Löhne zu zahlen.
    In diesem Zusammenhang ist natürlich auch Equal Pay enorm wichtig.

    In Frankreich müssen Zeitarbeitsfirmen übrigens höhere Löhne zahlen als der reguläre Arbeitgeber - als Ausgleich für kürzere Kündigungsfristen und der höheren Unsicherheit für den Arbeitnehmer. Nur gerecht, wie ich finde.

    3. Mit Aufforderungen an Tarifparteien geht da gar nichts. Die Gewerkschaften lassen sich doch von den Arbeitgebern vorführen und stecken teilweise auch mit denen unter einer Decke.

    Abgesehen davon hast du etwas nicht verstanden - die Arbeitgeber stopfen sich nicht auf Kosten der Arbeitnehmer sondern auf Kosten des Staates die Taschen voll.

    Das wäre in etwa so, wie wenn ich im Supermarkt sage, dass ich nur 75% der Preise finanzieren kann, den Rest muss dann halt der Staat bezahlen.
    In solch einem Fall würdest du mir (zurecht) den Vogel zeigen - den Arbeitgebern zeigt merkwürdigerweise niemand den Vogel...
     
  10. Ceraton

    Ceraton Guest

    AW: Brauchen wir einen Mindestlohn?

    Der Punkt geht an Dich. ;)

    Das Instrument der Aufstockung finde ich eine gute Lösung um Langzeitarbeitslose wieder ins Berufsleben einzugliedern, nur sollte man eine Höchstdauer einführen und verhindern, dass falls dem Arbeitnehmer gekündigt wird der Nochfolger auch eine Förderung für diese Stelle erhält.

    Derzeit nutzen es leider manche Firmen aus. Aber ich bleibe dabei, dass das noch die Ausnahme ist.