"Arabischer Frühling" nun in der Türkei

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AW: "Arabischer Frühling" nun in der Türkei

Ich würde das als "Kinderkrankheiten bei der Entwicklung zur Demokratie" bezeichnen. Von der Diktatur direkt zur Demokratie mag in (sehr) wenigen osteuropäischen Ländern funktioniert haben, aber das scheint statistisch eher die Ausnahme als die Regel zu sein. Häufiger gibt es Rückschläge, die sich über Jahre hinziehen können. Dennoch ist die Entwicklung besser als Stillstand. Die positiven Veränderungen kommen ja - nur leider viel langsamer als erhofft.

Demokratie braucht eben eine demokratisch funktionierende Bevölkerung, welche fair um die besseren politischen Konzepte ringt und auch eine Niederlage "sportlich" zu nehmen in der Lage sein muss. Und die Entwicklung von einer entmündigten Bevölkerung zu mündigen Bürgern dauert leider (viel) länger als eine Revolution oder die Vorbereitung einer Wahl...

 

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Die Frage ist, will die Bevölkerung überhaupt Demokratie.

 

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Gegen die Demokratie ist wenig einzuwenden:

- Freie Wahlen
- Mehrheitsprinzip
- Achtung der Menschenrechte
- Rechtsstaatlichkeit
- Existenz einer Opposition

Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass die Menschen diese Werte dem Wohlstand und der Sicherheit unterordnen würden.

Demokratie kann also dort schwer entstehen, wo es weder Wohlstand, noch Sicherheit gibt (Afghanistan, Irak, Syrien, Libyen, ...) oder ist in Gefahr, wo der Wohlstand oder Sicherheit auf Dauer gefährdet ist (Europa?).

 

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Die Bezeichnung "Kinderkrankheit" könnte man anwenden, wenn die Entwicklung nur etwas ins Stocken geraten würde.

Aber wie man am Beispiel vom Iran sieht, geht dort die Entwicklung nun schon seit mehreren Jahrzehnten mehr in Richtung Gottesstaat als in Richtung Demokratie.

Ausserdem denke ich muss eine Revolution innerhalb von so 2-5 Jahre spürbare Erfolge einbringen, sonst ist die gescheitert. Denn nach spätestens 5 Jahren ist der grösste Teil der Bevölkerung "zermürbt" und gibt dann auf. Damit sind die Revolutionsbedingunen dann tot.

Man kann sogar Deutschland als Beispiel nehmen. 1848 ist ja damals leider auch gescheitert. Darauf folgten dann mehr 71 Jahre strengere Monarchie als zu vor. 71 Jahre war zu dieser Zeit wohl mehr als ein Menschenleben.

Ich denke es kommt drauf an wie totalitär ein Regime ist.

Mit sowas wie dem Gadaffi-Regime, das zwar undemokratisch ist, aber sich nicht in die persönliche Freiheit des Einzelnen einmischt, könnte ich mich persönlich schon arrangieren. Vorallem wenn man bedenkt das es Lybien zu Zeiten Gadaffis wesentlich besser ging, also anderen Ländern in Nordafrika.

Ein Islamisten-Regime, das aber die Persönliche Freiheit des Einzelnen aufs Massivste einschränkt, z.B. Vorschriften über Bekleidung, Religion und mit wem man Reden darf macht, ist da schon eine ganz andere Hausnummer. Damit könnte ich mich nicht arrangieren.

 

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Das siehst Du deutlich zu rosig: In einer Diktatur entscheiden Regime und Exekutive, ob sie sich mit Dir arrangieren und nicht umgekehrt. Da braucht doch nur einem (Geheim)Polizisten Deine Nase nicht zu passen, oder Deine Freundin zu sehr zu gefallen, und Du landest auf unbestimmte Zeit im Kerker - wenn Du "Glück" hast und nicht gleich hingerichtet wirst.

 

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Aha, und deshalb haben die Leute in den meisten Arabischen Ländern in freien Wahlen sich für Islamistisch orientierte Parteien entschieden.
Bestimmt weil die Demokratie so Klasse finden.

 

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Ich denke eher die Islamisten haben die Wähler mit dem Versprechen von Wohlstand für Alle und Gerechtigkeit geködert. Dabei ging es ihnen nur um ihre eigenen Ziele.

Verstehen kann man die Wähler schon. Denn in einer Welt voll Armut und Korruption sind Verprechen von Wohlstand und Gerechtigkeit schon starke Argumente.

 

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Die arabischen Länder sind alles andere als arm.
Die haben die mit einer Islamischen Lebensweise geködert.
Sitte und Moral und nicht Westlicher Schmutz und Schund.
Strenge Gesetze gegen Kriminelle und nicht Abschaffung der Todesstrafe und ein Du Du für Diebe.
Alkoholverbot und nicht Saufen bis zum geht nicht mehr.
Verschleierung der Frauen anstelle von Playboy usw.

 

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Es gibt zwar reische, islamische Länder wie Saudi-Arabien, Katar, Bahrein, Kuwai, Arabische Emirate, ... aber um die geht es ja beim beim "Arabischen Frühling" nicht bzw. sind allenfalls ein Nebenschauplatz. Ich glaub in Bahrein war mal auch irgendwas.

Aber die Länder des "Arabischen Frühlings", also Ägypten, Lybien, Tunesien und Marokko sind alles andere als reich. Und den begrenzten Reichtum den es gibt ist äusserst ungerecht verteilt, noch ungerechter als in Europa.

Die Menschen dort haben deshalb die Islamisten gewählt, weil sie sich erhofft haben, das sie den Wohlstand gerechter verteilen als die korrupten Regime davor. Das "Islamzeugs" hat von ein paar Hardlinern abgesehen sicher niemand gewollt. Sondern allenfalls billigend in Kauf genommen. Meist aber eher gehofft das es wohl nicht so schlimm wird.

Ich denke die Situation ist ähnlich mit der Situation von Deutschland 1933 als die Wähler die NSDAP gewählt haben.

Die wurde auch vorallem deswegen gewählt, weil die Menschen von den vorherigen Regierungen die Nase voll hatten und sich ungerecht behandelt und ausgebeutet fühlten. Und nicht weil die Deutschen damals wollten das England bombadiert und Juden vergast werden.

 

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Die Lage in der Türkei könnte weiter eskalieren. „Die Welt“ berichtet, dass sich das Militär auf die Seite der Demonstranten schlagen würde.

Militär schlägt sich auf Seite der Demonstranten

Wenn das Militär tatsächlich eingreifen sollte, könnte das die Region weiter destabilisieren. Das Auswärtige Amt hat die Demonstrationen bereits in seine Reisewarnung für die Türkei aufgenommen.