Ärger mit Bundesliga: Jugendliche stoppen Twitter-Service

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AW: Ärger mit Bundesliga: Jugendliche stoppen Twitter-Service

Was ist denn, wenn ich ein kleines Video mit dem Handy aufzeichne, wo ein paar Kumpel zusammen vor dem TV, auf dem Fußball läuft, sitzen. Einer fällt vom Stuhl. Ich finde das witzig und lade es irgendwo hoch?

Oder Omas Geburtstag bei der ihr das Gebiss rausfliegt und im Hintergrund läuft Heino?

Mit wievielen Abmahnungen von wievielen Vereinen muss ich denn da rechnen?

 

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Du wirst lachen: Das IST erstmal eine Urheberrechtsverletzung (an der Flasche)! Wobei es da ca. zwei Dutzend Ausnahmen gibt, wieso es vielleicht doch keine ist. Und auch mein Beitrag ist eine, denn ich hab da oben ja weite Teile von deinem Beitrag übernommen (das Zitate _mit Quellenangabe_ hier und da erlaubt sind, ist wieder eine der Ausnahmen).

Unser Urheberrecht geht immer noch davon aus, dass jede Veröffentlichung ein "Werk" mit künstlerischem und/oder finanziellen Wert ist, dessen weitere Verwertung reguliert werden muss. Geschaffen wurde das ganze, als es pro Jahr vielleicht 100 solche "Werke" gab. Heute reden wir eher von 100 Millionen – pro Stunde… Denn jeder Tweet, jedes Facebook-Posting, jeder Forenbeitrag ist (erstmal) ein eigenes "Werk"!

 

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Bei Heino beträgt die Wahrscheinlichkeit für Post von der GEMA 99%

 

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Die Jungs haben weder ihre alte Oma noch einen vom Stuhl fallenden Kumpel gefilmt und dabei zufällig oder versehentlich eine Fußball-Szene im Hintergrund laufen gehabt. Sie saßen regelmäßig vor den Spielen und haben die Tore hochgeladen. Das ganze passierte nicht mal auf ihren Privataccount mit 20 Followern, sondern auf einem, der möglichst viele fremde Follower anlocken sollte. Man kann debattieren, ob die DFL jetzt eine hohe Rechnung schicken soll oder ob das "auf die Finger hauen" bei dem 2000 Follower-Account ausreicht. Und man kann natürlich auch debattieren, ob es überhaupt eine Urheberrechtsverletzung ist ohne lächerliche Vergleiche heranzuziehen.

Der EuGH hat nämlich in seiner Entscheidung zum Streit zwischen der britischen Pub Lady und der Premier League wegen des Imports ausländerischer Pay-TV-Angebote gesagt, dass Fußballspiele prinzipiell erstmal keinen Urheberschutz genießen. Was ziemlich logisch ist, weil es ja keinen tatsächlichen Urheber gibt und keine kreative Leistung dahinter steckt. Urheberrecht könne die FAPL laut EuGH nur auf einzelne Bestandteile wie Hymnen, Grafiken oder Highlight-Zusammenschnitte beanspruchen. Das wäre die Chance für die Account-Inhaber im Zweifelsfall um eine Strafe herumzukommen. Ob das tatsächlich der Fall ist, kann ich ohne Video nicht beurteilen. Prinzipiell würde ich aber davon ausgehen, dass durchaus ein Logo im Bild war.. und da die vermutlich Torwiederholungen aufgezeichnet haben, könnte es, je nach Aufbearbeitung, auch allein deswegen schon Probleme geben (Stichwort: Highlights).

Dass die DFL das ganze aber grundsätzlich uncool findet, ist verständlich. Sie verdient ein Teil ihres Geldes damit, dass sie Sky, ARD, ZDF, Sport1 und Bild die (zu bestimmten Zeiten) exklusiven Rechte gibt, diese Videos zu zeigen. Wobei wir hier bei einem weiteren interessanten Punkt in Sachen Urheberrecht sind, von denen die Twitter-Herren allerdings nicht profitieren könnten. Die ARD, ZDF und Sport1 kaufen zum Teil ein Recht, das sie ohnehin schon kostenlos haben. Stichwort Kurzberichterstattung. Siehe dazu auch den Streit zwischen Sky und ORF.

 

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Da magst du vielleicht sogar recht haben Wambologe. Aber selbst wenn die Jugendlichen von Seiten der DFL keine Gefahr drohen würde, weil wie du sagst Fussballspiele kein Urheberrecht geniessen. Dann bleiben aber immer noch die Programmanbieter wie Sky, die sich durchaus gegen die Vervielfältigung ihrer Programme zur Wehr setzen können.

 

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Wie siehts aus mit tore vom Fernseher abfilmen und privat (z.b. Via Whatsapp) an einen Freund schicken?

 

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Das ist auf jeden Fall erlaubt (sofern die Quelle der Aufnahme legal ist) und nennt sich Privatkopie, die du privat auch teilen darfst. Im Gegenzug hast du ja mit dem Erwerb deines Handys 40 Euro oder so an die Verwertungsgesellschaften abgeführt.

 

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Ich bezog meinen Post auch eher auf die Beiträge davor (Cola, Zitate, Sreenshots etc.)

In diesem Zusammenhang finde ich die Beispiele überhaupt nicht lächerlich, da so etwas jeden Tag im Netz landet.

Omas Geburtstagsfeier kann somit recht teuer werden, weil es Aasgeier gibt, die genau danach suchen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass dem Urheber dadurch auch nur ein Cent entgeht. Oder glauben die, Leute denen der Musiktitel gefällt würden jetzt ständig dieses Video ansehen, statt sich die CD zu kaufen?

So etwas meinte ich mit "immer schlimmer". Man kann ja praktisch gar nichts mehr fotografieren oder per Video aufzeichnen ohne dass die Gefahr einer "Urheberrechtsverletzung" oder auch "Personenrechtsverletzung" besteht.

Was die Jungs gemacht haben ist allerdings schon grenzwertig. Jedoch auch hier wird keiner einen Verlust verzeichnen können.
Vollkommen anders sehe ich es, wenn so etwas professionell durchgeführt wird und gegebenenfalls auch Profit erwirtschaftet wird oder werden soll.

 

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Dein "Es wird immer schlimmer." wird dadurch aber trotzdem nicht sinnvoller. Die Regeln galten ja schon immer.

Was im Prinzip die Schuld der Kultusminister ist. Die müssten solche Inhalte mit in den Lehrplan aufnehmen. Dass man nicht im Laden klaut, nur bei Grün über die Ampel geht und

Es geht ja gar nicht darum, ob Heino jetzt eine CD weniger verkauft, wenn du ein Video deiner Zähne verlierenden Oma mit seiner Musik ins Internet stellst. Der Gesetzgeber hat Heino das Recht gegeben, alleine entscheiden zu dürfen, wie seine Musik genutzt wird. Und Heino hat sein Recht an die GEMA abgetreten, die jedem die Erlaubnis gibt, der zahlt.

Der Vergleich mit den Fantastillionen an Einnahmen zieht die Entertainment-Branche in erster Linie nur an, um die (ihrer Ansicht nach) Dringlichkeit schärferer Gesetze zum Ausdruck zu bringen.

Wie gesagt: Es war schon immer so. Und natürlich kannst du auch weiterhin Fotos aufnehmen und Videos machen. Problematisch wird das erst, wenn du die Bilder und Videos nicht mehr an Weihnachten der Familie vorspielst, sondern sie der ganzen Welt präsentierst. Das ist die Sache, die sich geändert. Nicht mehr nur Zeitungen und Fernsehsender erreichen die Welt, sondern auch einzelne Personen mit eigenen Webseiten im weltweiten Web. Dessen muss man sich bewusst sein.

Das Strafmaß lässt sich, sollte tatsächlich ein Verstoß vorgelegen haben, wie gesagt debattieren. Und es scheint mir so, als würde die DFL das jetzt auf dem ganzen beruhen lassen. Die Jungs wurden erfolgreich verschreckt, Videos werden nicht mehr verbreitet und die DFL riskiert kein für sie negatives Urteil.

Aber grundsätzlich muss man aber immer zumindest die Möglichkeit haben, sein Recht einfordern zu können, ganz gleich wie groß der Rahmen ist. Wenn ich dich als das größte A-Loch der Welt beleidigen und deine Anschrift und vielleicht auch noch ein Bild dazu packen würde, würdest du doch auch gerne Möglichkeiten haben, dagegen vorzugehen. Auch wenn das nur eine Privat ins Internet gestellte Webseite ohne Werbung ist und du deswegen deinen Job nicht verloren hast.

Der Teil war letztlich nur eine sehr theoretische Debatte. In der Praxis sendet Sky seine Fußballsendungen ausreichend geschützt durch Logos, so dass sich Diskussionen erübrigen. Aber wenn du nur ein Foto vom Ball machst und es keine bloße Weiterverbreitung ist, könnte auch Sky Probleme haben, seine Rechte geltend zu machen. Ob ein solches Schlupfloch auf die Videos zutreffen würde, könnte man nur beurteilen, wenn wir die Videos sehen. (Dann wäre es aber auch erstmal nur eine belanglose Beurteilung).

Und um das ggf. noch anzubringen: Der EuGH hat auch angemerkt, dass Länder Sportereignissen gesetztlich durchaus einen Schutz gewähren können, der mit dem Urheberrecht praktisch identisch ist. Der deutsche Gesetzgeber hat das beispielsweise bei Filmen gemacht, denen die nötige Schöpfungshöhe für Urheberrechte fehlen. (Stichwort Laufbilder - besonders für Pornos interessant). Im Zweifelsfall könnte die DFL sicher auch ein ähnliches Recht bei der Bundesregierung anregen.

 

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Eine Kopie von Sky Inhalten ist des definitiv nicht, weil das Material ja nicht von Sky stammt sondern von der eigenen Kamera.

Und Sky muss sich auch nicht fürchten Abonennten zu verlieren. Sondern einzlene Videosequenzen, mit einem Smartphone oder einer Compactkamera von einem Sitzplatz aufgenommen, ist doch keine Konkurrenz für Sky.

Sinnvoll wären da generell Regeln, die auch mit der Lebenswirklichkeit vereinbar sind.