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Besonderheit dCSS Einkabelsignal (auch Richtigstellung)

Dieses Thema im Forum "Digital TV über Satellit (DVB-S)" wurde erstellt von raceroad, 21. Oktober 2019.

  1. raceroad

    raceroad Wasserfall

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    Vorab:

    Mehrfach und besonders ausführlich in Der JESS-Thread, #290 hatte ich auf eine (faktische) Eigenheit des dCSS-Signals und darauf hingewiesen, dass es dadurch zum Ausfall einzelner Transponder kommen kann. Eine u.a. im gen. Beitrag getroffene Aussage hat sich im Nachhinein als falsch herausgestellt. Auch zwecks Richtigstellung gehe ich noch einmal auf das Thema ein, allerdings in einem gesonderten Thread, weil es nur wenig Bezug zu JESS gibt.

    Aber der Reihe nach:

    "Analoge" Einkabelumsetzer, deren Funktionsprinzip man in Anlehnung an dCSS (für 'digital Channel Stacking System') als aCSS (für 'analogue Channel Stacking System') bezeichnen könnte, unterscheiden sich zwar in nicht unwesentlichen Details, arbeiten aber alle nach demselben Prinzip: Der angeforderte Transponder wird durch Mischen mit einer Oszillatorfrequenz auf die Frequenz des Userbands verschoben. Anschließend wird das Signal um die Userbandfrequenz herausgefiltert, um Raum für die weiteren Userbänder frei zu lassen.

    Auch die gebräuchlichen Ku-Band-LNBs verschieben das Signal in der Frequenz durch Mischen:

      f (LNB, out) = f (LNB, in) – f (Oszillator)    (typ.: f (Oszillator)= 9750 bzw. 10600 MHz)


    So kann man ein Signal aber nur zu niedrigeren Frequenzen hin verschieben. Für einen Einkabelumsetzer ist das keine Lösung, weil sowohl das Eingangssignal wie auch die Userbandfrequenz irgendwo im Bereich 950 … 2150 MHz liegen kann (Eingangsfrequenzbereich mit Wideband noch größer.). Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, das Eingangssignal auch auf eine höhere Frequenz verschieben zu können. Deswegen nutzt man – übrigens ähnlich wie bei C-Band-LNBs – ein anderes Mischprodukt, das sich, weil am Einkabelumsetzer die Eingangsfrequenz der Ausgangsfrequenz des LNBs entspricht, so darstellen lässt:

      f (Userband) = f (Oszillator) – f (LNB, out)

    Je nachdem, ob f (Oszillator) kleiner oder größer als die zweifache Frequenz des Eingangssignals ist, wird dieses Eingangssignal im Frequenzraum nach "unten" oder "oben" verschoben.


    Dass die Frequenz des Eingangssignals subtrahiert wird, geht mit einer Inversion des Signals einher. Niedrige / hohe Frequenzen wechseln die Seiten. Wenn im Regelfall ein Transponder einen frequenzniedrigeren und einen frequenzhöheren Nachbarn hat, sieht man dem Signal im Spektrum eine Inversion nicht an. Anders verhält es sich, wenn etwa 19,2°-Transponder 11494 MHz (h) (mit u.a. Das Erste HD) bis Ende September nur einen Nachbartransponder mit niedrigerer Frequenz (11464 MHz (h) mit u.a. Pro7 HD), aber keinen mit höherer hatte. Im aCSS-Signal (links) sieht man wegen der Inversion in der Umgebung umgekehrt nur Signal mit höherer Frequenz:

       [​IMG]
       (Linker Teil entspricht dem aus dem JESS-Thread.)


    Für aCSS war Inversion kein Selbstzweck, sondern sie ergab sich quasi zwangsweise daraus, dass das beschriebene Verfahren den noch einfachsten Weg zu einem Einkabelumsetzer bedeutete. dCSS arbeitet mit digitaler Aufbereitung logischerweise komplett anders. Zunächst werden die Eingangssignale analog > digital gewandelt (> Hier gibt es eine Parallele zum FBC-Frontend.), dann die Einkabelumsetzungen im digitalen Abbild berechnet und schließlich das Ergebnis digital > analog gewandelt. Ein Blockschaltbild, in dem man vier AD-Eingangs- und an jedem Ausgang einen DA-Wandler erkennen kann, findet man in MaxLinear: EN5520 Product Brief.

    Noch bevor dCSS auf den Markt kam, fragte ich mich, ob auch dCSS mit Inversion umsetzt. Zunächst war das eine Frage ohne Hintergedanken. Aber da war ja noch etwas: Der Tuning-Wert wird für "Unicable" (EN 50494) so gebildet:

      Tunig (EN 50494) = round [ f (Oszillator) ÷ 4 ] - 350

    Der gewünschte Transponder kann also nur in Schritten von 4 MHz angefordert werden. Wird korrekt gerundet und mit der Annahme, dass Transponder- und Userbandfrequenz in ganzen MHz gestuft sind, bedeutet dies, dass das Signal 1 MHz niedriger, 1 MHz höher oder auch 2 MHz höher als die Userbandfrequenz liegen kann.

    Beispiel: Wird [f (Oszillator) ÷ 4 ] von n,5 auf n+1 aufgerundet, ist die Oszillatorfrequenz 2 MHz (= 0,5 MHz × 4) zu hoch, und auf der Userbandfrequenz liegt das Signal der um 2 MHz erhöhten Transponder-ZF. Wegen der Inversion bedeutet dies, dass der Transponder auf f (Userband) + 2 MHz umgesetzt wird.

    Obwohl die Abweichung korrekt gerundet max. 2 MHz beträgt, sieht die EN 50494 eine Korrektur vor:
    (Quelle als Preview)​

    Im Folgenden wird zunächst beschrieben, wie das zum Einkabelumsetzer zu sendende Kommando berechnet wird. Aber an dieser Stelle ist noch nicht Schluss. Es folgt eine Beschreibung dazu, wie das Empfangsgerät mit dem Signal umgehen soll:
    Wenn in einer Erklärung zur Arbeitsweise von "Unicable" geschrieben wird, dass mit "Unicable" ein Tuner fix auf der konfigurierten Userbandfrequenz arbeitet, ist das für die Beschreibung des Funktionsprinzips eine sehr sinnvolle Vorgehensweise, aber eben doch nur eine Vereinfachung. Am anschaulichsten verdeutlicht dies das Beispiel am Ende von Anhang A.4, in dem der Tunig-Wert aufgerundet und entsprechend eine gegenüber der konfigurierten Userbandfrequenz erhöhte Startfrequenz für die Suche des Signals berechnet wird, was faktisch eine Festschreibung von Inversion bedeutet. Da auf diese Weise der Rundungsfehler komplett kompensiert werden kann, wird zunächst festgestellt:
    (Dennoch wird, aber erst nach diesem Basisvorschlag und in einer Fußnote kleiner gedruckt, vorgeschlagen, den AFC-Fangbereich auf +/- 8 MHz zu vergrößern. )

    Aber: Folgte ein Endgerät dem Basisvorschlag der EN 50494, würde sich die Wirkung der Korrektur ohne Inversion des Signals ins Gegenteil verkehren. Denn während ein invertierender Umsetzer im Beispiel von oben den Transponder auf f (Userband) + 2 MHz ausgibt und das Endgerät sein Suchzentrum dahin verschiebt, läge das Signal ohne Inversion bei f (Userband) - 2 MHz, so dass sich zwischen Signal und Suchzentrum eine Differenz von 4 MHz ergeben würde!

    Als ich das erste Mal mit einem dCSS-Umsetzer zu tun hatte, schaute ich zwar, ob invertiert wird oder nicht, stufte aber die alleine wegen der fehlenden Inversion bis 4 MHz Abweichung als meist unkritisch ein (Das war ziemlich inkonsequent, denn vor inzwischen > 10 Jahren (??) hatte ich wegen eines LNBs mit Frequenzversatz begonnen, mich näher mit Sat-Technik zu beschäftigen.). Dass das Fehler #1 war, merkte ich erst, als ich im Sommer 2018 die Gelegenheit hatte, einige dCSS-Komponenten in Ruhe an der eigenen (Zweit)Anlage zu testen. Der Schwerpunkt lag dabei zwar auf der Stromaufnahme dieser Bausteine, aber natürlich teste ich auch den Empfang. Dabei ging ich zunächst wie ein "gewöhnlicher" Sat-Nutzer vor: Anschließen, konfigurieren, einschalten. Als Endgerät nutzte ich neben meinem E²-Receiver auch einen Tuner eines Samsung H6600. Dabei zeigte sich, dass 19,2°-Transpnonder 11494 MHz (h) mit u.a. Das Erste HD an allen dCSS-Testkandidaten zumindest zeitweise nicht sicher empfangen wurde (> Wie sich erst später herausstellen sollte, hatte ich zufällig eine kritische Kombination von Testtransponder und Userbandfrequenz gewählt.). Oft war nach dem Wechsel auf Das Erste HD für längere Zeit (meint: bis mehrere Minuten!) gar kein Empfang gegeben, aber wenn sich Empfang einstellte, dann mit angezeigten 100 % Signalqualität. Es lag damit das typische All or Nothing Verhalten wie mit einem LNB mit abweichender LOF vor.

    Auch wenn mir das Verhalten sehr bekannt vorkam und darauf schließen ließ, dass der Tuner das Signal nicht findet, war mir die Ursache dafür anfangs ganz und gar nicht klar. Denn vom Legacy-Betrieb wusste ich, dass der Samsung einen recht großen AFC-Fangbereich hat. Also schaute ich mir das Signal an und musste feststellen, dass, obwohl der Samsung auf UB 2 / 1420 MHz konfiguriert war, das Signal auf 1424 MHz ausgegeben wurde (> Der rechte Teil des Screens oben gehört zur Anforderung 11493 MHz (h) auf UB 2 / 1420 MHz durch den Samsung, geliefert von einem johansson 9733/PL und gemessen vom nicht steuernden Messempfänger). Das war schon seltsam, denn korrekt aufgerundet hätte das angeforderte Signal 1 MHz unter der Userbandfrequenz bzw. die korrekte Mittenfrequenz des Transponders berücksichtigend genau auf der Userbandfrequenz liegen müssen. Als Ursache dafür stellte sich heraus, dass der Samsung falsch von n,75 auf n ab- statt korrekt auf n+1 aufrundet. Dadurch wird 11493 MHz (= Listenwert Samsung) – 3 MHz = 11490 MHz auf die konfigurierte Userbandfrequenz abgebildet, so dass 11494 MHz auf 1424 MHz erscheint. Dennoch: Ich hatte zwar keinen exakten Wert für den früher einmal ausgetesteten Fangbereich des Samsung im Kopf, war mir aber sicher, dass das deutlich mehr als 4 MHz in jede Richtung waren. Daraus schloss ich, dass der Samsung dem Vorschlag der EN 50494 folgt, das Suchzentrum zu verschieben. Alleine auf diese Vermutung wollte ich mich nicht verlassen, sondern hatte außerdem in diesem Aufbau getestet:

    LNB HL ===  9733/PL  ==========  E²-Reciceiver mit JESS steuernd
                   ║
                   ╚====== DC-Block === Samsung-TV


    Dabei verschiebt der E² das Signal in 1 MHz-Schritten, während man sich am Samsung ansehen kann, ob noch auf das Signal gelockt wird. Fehler #2 war, dass ich während Empfang gegeben war das Signal so lange verschoben habe, bis es zum Ausfall kam. Dass das falsch war, hätte ich ob der Parallele zum LNB mit Frequenzfehler eigentlich wissen müssen. Denn ich habe noch nie erlebt, dass es in diesem Fall dazu kommt, dass für das laufende Programm der Empfang wegbricht. Einmal auf das Signal eingelockt, ist die Toleranz gegen eine Fehllage des Signals deutlich größer. Da sich im Test mit falschem Ansatz, der außerdem zu hastig durchgeführt und schlecht dokumentiert wurde, (scheinbar) zeigte, dass man das Signal deutlich weiter zu niedrigen Frequenzen hin verschieben kann, sah ich mich in der Vermutung bestätigt, dass der Samsung das Suchzentrum verschiebt. Im JESS-Thread schrieb ich daher:
    An andere Stelle ist dieses Thema etwas "hochgekocht", was ich zum Anlass nahm, diesen Aspekt mit mehr Sorgfalt als im Sommer 2018 noch einmal zu untersuchen. Dabei stellte ich zwar denselben Testaufbau wieder her, ging aber in einem entscheidenden Punkt anders vor: Nach jedem Test für eine bestimmte Frequenz des zugeführten Signals wechselte ich am Samsung zunächst auf ein Programm eines Transponders mit anderer Symbolrate, so dass auch technisch kein Empfang mehr gegeben war, verschob im nächsten Teilschritt das Signal um 1 MHz (+ oder - ) und wechselte erst danach wieder auf TP 11494 MHz (h) zurück, um zu testen, ob neu auf das Signal eingelockt wird oder nicht.

    In Testreihe #1 wurde der Samsung auf Legacy konfiguriert, die am Samsung konfigurierte LOF aber so an das Einkabelsignal angepasst, dass die Sat-ZF für Legacy der Userbandfrequenz des dCSS-Umsetzers (> betrieben auf UB13 / 1484 MHz) entsprach. Dabei zeigte sich mehrfach reproduzierbar eine harte Grenze "Empfang" / "kein Empfang".

      Lock für Legacy: 1484 MHz +/- 10 MHz


    Für die Testreihen #2 bis #5 wurde der Samsung auf "Unicable" UB 3 (> Adresse nicht relevant, weil nicht steuernd.) / 1484 MHz konfiguriert. Die Testreihen unterschieden sich durch unterschiedliche Werte für die konfigurierte LOF. Getestet wurde mit 9750, 9751, 9752 und 9753 MHz. Aber nicht vom realistischen Grundwert 9750 MHz blenden lassen. Da der Samsung nicht steuert, hätte ich z.B. auch 10002 …. 10005 MHz wählen können. Es kam "nur" darauf an, ob der Samsung auf die unterschiedliche Rundung mit einer Verschiebung des Suchzentrums reagiert. Es zeigte sich, dass dies nicht der Fall und damit die oben markierte Aussage falsch ist (> Dass der Samsusng den LOF-Wert für die Berechnung des Einkabelbefehls berücksichtigt, war mir aus früheren Tests bekannt.). Sehr interessant ist das Ergebnis aber dennoch:

      Lock für "Unicable" ohne Inversion:  1483 MHz +/- 3 … 4 MHz

    Hier waren die Ergebnisse nicht mit Sicherheit vorherzusagen. Mit 3 MHz Abweichung wurde mit > 90 % Wahrscheinlichkeit fast immer gelockt, mit 4 MHz grob geschätzt in nur rund 40 % der Fälle. Auf jeden Fall zeigte sich eine andere Ursache dafür, dass manche Transponder am Samsung nicht immer (gleich) zu empfangen waren. Der Demodulator erwartet offenbar ein Signal mit Inversion, fehlt diese, führt das zu einem deutlich kleineren Fangbereich. Das bedeutet auch, dass eine fehlende Inversion selbst im 1 MHz genau steuernden JESS zu einem weniger zuverlässigen Tuning führen könnte. Es wäre interessant zu wissen, ob die aktuellen Samsung-TVs nicht nur JESS steuern können, sondern der AFC-Fangbereich inzwischen von der Inversion des Signals unabhängig ist.

    btw: Ganz überrascht mich dieses Teilergebnis rückblickend betrachtet nicht. Mit dem Messempfänger ist es oft hilfreich, sich nicht steuernd das von einem Receiver / TV angeforderte Signal nur anzuschauen. Ohne Konfiguration dafür lockt das Messgerät aber fast nie auf ein "Unicable"-Signal mit Inversion. Ehrlich gesagt weiß ich im Moment nicht mehr, wie die Messung im Screen links unten zustande kam. Entweder hängt das von der Tagesform ab, oder es gab eine Änderung in der Firmware.


    Testreihe #6 war eine Gegenprobe: Auch weil ich keinen JESS-kompatiblen aCSS-Umsetzer zur Verfügung hatte, wurde dem dCSS 9733/PL ein aCSS JPS050x-3 nur zum Zweck der Inversion nachgeschaltet und am Samsung die LOF so konfiguriert, dass mit EN 50494 steuernd die Eingangs-ZF 1484 MHz punktgenau (= kein Rundungsfehler dafür) wieder auf 1484 MHz umgesetzt wird.


    LNB HL ===  9733/PL  ==========  E²-Reciceiver mit JESS steuernd
                   ║
                   ╚====== aCSS JPS... === Samsung-TV


      Lock für "Unicable" mit Inversion:  1483 MHz +/- 10 MHz

    Dabei sind die 1483 MHz in diesem Fall nicht nachgemessen, weil das Messgerät ohne Einkabelkonfiguration nicht auf das Signal mit Inversion lockt und mit Einkabelkonfiguration eine Messung im Modus Sat-ZF nicht möglich ist. Entscheidend ist der wieder deutlich größere Fangbereich.



    Darüber hinaus hat mich sehr interessiert, ob die in der EN 50494 vorgeschlagene Verlagerung des Suchzentrums auch praktiziert wird. Die Wahl für das nächste Testobjekt fiel auf einen S845 von Technotrend (= meines Wissens seinerzeit irgendwie Ableger von KATHREIN und damit eines "Unicable"-Pioniers). Auch hierfür wurde analog zur Testreihe #1 der Fangbereich im Legacy-Modus ermittelt:

      Lock für Legacy: 1484 MHz +/- 5 MHz


    Nachfolgend wurde der S845 auf "Unicable" mit Frequenz 1484 MHz und verschiedene Werte für LOF low konfiguriert. Da der S845 den Transponder mit u.a. Das Erste HD korrekt mit 11494 MHz führt, ergibt sich für LOF 9750 und 1484 MHz schon vor der Rundung ein ganzzahliger Wert.

      Lock für "Unicable" ohne Inversion mit LOF 9750 MHz:  1484 MHz +/- 5 MHz
      Lock für "Unicable" ohne Inversion mit LOF 9751 MHz:  1481 MHz +/- 5 MHz
      Lock für "Unicable" ohne Inversion mit LOF 9752 MHz:  1482 MHz +/- 5 MHz
      Lock für "Unicable" ohne Inversion mit LOF 9753 MHz:  1483 MHz +/- 5 MHz


    In grundsätzlicher Übereinstimmung mit der EN 50494 verlagert der S845 sein Suchzentrum. Allerdings müsste es für LOF 9751 MHz eigentlich um 1 MHz, für LOF 9752 MHz um 2 MHz nach oben verschoben werden. Die gemessenen Verschiebungen passten dazu, dass auch der S845 grundsätzlich abrundet, was eine Kontrolle der Einkabelbefehle bestätigte. Übrigens wirkt sich die falsche Rundung an klassischer aCSS-Technik nicht negativ aus!


    Schließlich hat es mich noch gereizt, den Spieß umzudrehen: Am Samsung gab ein Empfangsproblem die Motivation, nach der Ursache zu suchen. Umgekehrt lässt der Fangbereich des S845 von nur +/- 5 MHz gepaart mit der Tatsache, dass wegen falscher Rundung das Suchzentrum um bis zu 3 MHz verschoben wird, vermuten, dass auch am S845 bestimmte Transponder ausfallen müssen, und zwar konkret die, für welche sich vor Rundung ein Wert n,75 ergibt, so dass um besagte 3 MHz verschoben wird. Denn in diesem Fall liefert ein Umsetzer ohne Inversion das Signal 2x 3 MHz = 6 MHz oberhalb des Suchzentrums und damit außerhalb des 5 MHz-Fangbereichs. Das trifft etwa auf 10891 MHz (h) und Userbandfrequenz 1210 MHz zu. Um andere Effekte ausschließen zu können, wurde der Empfang nicht nur für 10891 MHz (h), sondern auch für 11362 MHz (h) und dies außer für Userbandfrequenz 1210 MHz zunächst für 1680 MHz getestet.

    Bingo: Wie zu erwarten war, konnte der S845 von diesen Kombinationen nur 10891 MHz (h) auf 1210 MHz nicht empfangen, und zwar im Unterschied zum Samsung rein gar nicht. Parallel zu den Tests am S845 wurde das Signal mit dem (nicht steuernden) Messempfänger überwacht. Bedingt zeigt die Messung rechts unten, dass für besagte Paarung kein Empfang am S845 gegeben war. Denn ohne Empfang wiederholt der S845 regelmäßig den Befehl, wodurch der Umsetzer neu abstimmt, was wiederum zu einem kurzen Ausfall des Signals und damit zum Auflaufen von Paketfehlern (PE) führt.

       [​IMG]


    Fazit:
    1. Die Einkabelnorm EN 50494 erwähnt Inversion nicht direkt, gibt sie über die Vorschläge für die "Unicable"-Implementierung am Endgerät zwar nur indirekt, letztlich jedoch klar vor.
    2. Arbeitet ein Einkabelumsetzer ohne Inversion, kann das auf verschiedenen Wegen zum Ausfall einzelner Transponder führen.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 17. Januar 2025
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  2. raceroad

    raceroad Wasserfall

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    Abgetrennt (weil nicht hart an den technischen Gegebenheiten) noch einige Bemerkungen:

    Selbst für meine Verhältnisse ist Teil #1 ein sehr langer Beitrag (Wer deswegen lästern möchte: Nur zu, da steh' ich drüber.). Für die Ausführlichkeit gibt es verschiedene Gründe:

    Es ärgert mich, seinerzeit zu schlampig nach der Ursache für die partiellen Ausfälle am Samsung-TV gesucht zu haben. Die Beschreibung dessen, was ich konkret falsch gemacht habe, bedeutet auch den Versuch klarzumachen, dass ich mir die fehlerhafte Feststellung nicht einfach aus den Fingen gesogen habe.


    Wesentlich wichtiger: Ich bleibe dabei, dass die nicht-invertierende Aufbereitung nicht mit den Vorgaben der EN 50494 vereinbar ist. Zwar empfiehlt die EN 50494 nur, dass ein Endgerät Rundungsfehler durch eine Verlagerung des Suchzentrums kompensieren soll, aber erstens muss ein Anbieter von Empfangstechnik mMn einkalkulieren, dass zumindest ein Teil der Endgeräte dieser Empfehlung folgt. Ist das aber der Fall, verkehrt sich ohne Inversion der Korrekturmechanismus ins Gegenteil, was sicherlich nicht im Sinn der EN 50494 ist. Zweitens hat sich am Beispiel H6600 gezeigt, dass selbst ohne Verschiebung der Startfrequenz der unerwartete Verzicht auf die in EN 50494 faktisch festgeschriebene Inversion problematisch ist.

    Damit behaupte ich als ambitionierter Laie allerdings auch, dass Anbieter von Verteiltechnik gleich reihenweise Komponenten auf den Markt werfen, die in einem Punkt nicht mit EN 50494 kompatibel sind. Das hat nicht nur etwas von Don Quixote gegen Windmühlen, ich musste mir bereits anhören, wie lustig es sei, dass ich es Laie mehr zu wissen glaube als die Produzenten.

    Wer nicht blindlings der Mehrheitsmeinung hinterherläuft, tut aber gut daran, sauber und nachvollziehbar zu argumentieren. Im Endeffekt geht es mir nicht darum, nur zum Selbstzweck für die Beachtung einer Norm zu plädieren. Vielmehr ist es schlicht praxisrelevant, wenn es prinzipbedingt auch nur an manchen Endgeräten zu Ausfällen kommt, die es weder mit altbekannter, noch mit aktueller normkonformer Technik geben würde.

    Daher z.B. die ausführliche Darstellung dessen, was am nach Norm korrigierenden Technotrend S845 passiert. Jeder, der zufällig über einen solchen Receiver verfügt, könnte den Test im Prinzip nachstellen. Umgekehrt lehne ich mich bestimmt nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich bezogen auf das Beispiel S845 behaupte, dass die wenigsten Sat-Profis in der Lage wären zu erklären, warum am S845 10891 MHz (h) auf UB 1680 MHz einwandfrei, aber auf UB 1210 MHz gar nicht empfangen wird. Dass einzelne Transponder wegen der Art der Aufbereitung fehlen, wird vielen also gar nicht bewusst sein.


    Dass so viele Anbieter bei konsequenter Regelauslegung nicht normgerechte Umsetzer anbieten, dürfte etwas weniger wundern, wenn man zwei Dinge bedenkt: Den ersten Faktor kann jeder mit einem Blick auf die Preisschilder nachvollziehen: dCSS macht vor allem für eine größere Zahl von UBs Einkabeltechnik billiger (> Kostendruck). Zum zweiten Aspekt kann ich nur weitergeben, was ich am Rande mitbekommen habe. Danach haben sowohl ST Microelectronics als auch Entropic Communications (> später von MaxLinear übernommen) ihre aCSS-Chips schon vor Jahren abgekündigt. Demnach mussten die Anbieter umstellen. Leider weiß ich weder, ob bzw. welche Alternativen es zu dCSS von MaxLinear gibt (> FTA (Luxemburg / "Inverto") und Unitron (Belgien / "johansson") verwenden jedenfalls beide (u.a. ?) den EN5520 (> Link in #1)), auch nicht, wie aufwändig es wäre, Inversion in die Berechnung zu integrieren.
     
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  3. KlausAmSee

    KlausAmSee Wasserfall

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    Ergänzungen von mir:

    - Es ist korrekt, dass sowohl der SATCR1 (ST), als auch der RF52xx-Serie (auch RF5218, Entropic/MaxLin) abgekündigt sind. Vom SATCR1 geistern aber noch massenweise verfügbare Chips im Markt herum, diese werden z.B. neuerdings in Wideband-nach-Quatro-Wandlern eingesetzt (wobei sich wieder die 4 MHz Schrittweite rächt...).

    - Auch Broadcomm bietet dCSS Chipsätze an. Broadcomm und MaxLinear haben aber die gleiche Vertriebsstrategie, kaufst du nicht zu Hunderttausenden, bekommst du gar keinen Support und kannst die Chips damit faktisch nicht einsetzen. Das ist der Grund dafür, dass dCSS quasi nur von OEM-China-Massen-Herstellern verfügbar ist. Zudem ist dCSS ein komplettes "System on Chip", wodurch nur der Chiphersteller Einfluss auf die Funktion hat.

    - Im Gegensatz zu aCSS hat a²CSS intern eine doppelte SSB-Frequenzumsetzung, nämlich von der Sat-ZF in eine niedrige (ca. 10..50 MHz) 2. ZF, von dort nach der Filterung wieder hoch ins Userband. Somit wäre grundsätzlich auch eine nicht invertierte Umsetzung möglich. Verwendet wird aber absichtlich die invertierende Umsetzung.

    - Sat-Enpfänger sollen laut Astra-Empfehlung (mir bekannt seit 2004) automatisch auch invertiertes Spektrum empfangen können. Es wird sogar empfohlen, die Lage zu speichern. Entsprechend der bekannten Lage kann das Frontend nicht nur schneller "locken", sondern der Empfänger weiß dann auch, in welche Richtung die AFC korrigieren muss. Bei der AFC ist zu beachten, dass der Demodulator selbst zwar einen AFC-Bereich hat, der aber nichts bringt, wenn im Userband schon die Transponderflanke abgeschnitten wird. Daher kommt üblicherweise ein neuer Tuningbefehl mit entsprechendem Frequenzoffset, wobei der Offset sinnvollerweise für die jeweilige Pol-Ebene gespeichert und beim nächsten Tuning gleich berücksichtigt wird. Dabei ist es aber ganz schlecht, wenn der Offset wegen (Nicht-)Invertierung in die falsche Richtung läuft. Noch schlechter ist, wenn dem Empfänger eine falsche UB-Frequenz mitgeteilt wurde.

    - Einige dCSS-Einkabelumsetzer haben die Eigenart, nicht frequenzstabil zu sein. Das macht sich dann insbesondere dadurch bemerkbar, dass SCPC-Signale nicht empfangbar sind.
     
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  4. Dipol

    Dipol Wasserfall

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    Lieber @raceroad, du bist kein ambitionierter Laie, sondern ein ausgebuffter Autodidakt mit methodischer Analyse, der die meisten EFK antennentechnisch in den Schatten stellt.

    Und immer wenn ich dir an "anderer Stelle" gegen einen RFT-Kollegen - den ich fast mein ganzes Berufsleben kenne und schätze - beispringen will, hat sich das erledigt, weil du dich schon so wacker geschlagen hast, dass jedes weitere Wort überflüssiger Ballast gewesen wäre.

    Die beiden Beiträge, wie schon andere, hätten auch Foren zur Ehre gereicht, die nicht von Laien dominiert werden.

    @Ricardo oder @Mods: Bitte das Thema festpinnen.
     
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  5. Volterra

    Volterra in memoriam †

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    Im Satforum ist doch nichts mehr los.....
     
  6. Dipol

    Dipol Wasserfall

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    6 "Danke" in so kurzer Zeit von nur lesewilligen oder gar fachkundigen Usern, sprechen für sich.
    Der Markt ist gesättigt, Firmen von denen man es früher nicht erwartet hätte sind insolvent oder mussten zerschlagen werden, u. a. das Netzweltforum und MyKathrein nicht mehr online. Im Keywelt-Board schreibt ein Moderator in seinem letzten Beitrag vom 27.05.2018:
    Ein Urgestein im Keywelt-Bord weniger, das man am typ. "Machste nix dran" auch unter anderen Nicks erkennen konnte. :D

    EDIT nach Einwand von onzlaught in #7 :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 23. Oktober 2019
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  7. onzlaught

    onzlaught Platin Member

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    eigene Satanlage
    Das Du mich mitzählst ist ein Ritterschlag :)

    Ich habe ehrlich gesagt nur grob die Hälfte verstanden aber meine Schlüsse gezogen.
    Wenn was in einer JESS Anlage hakt könnte der Fehler auch eingebaut sein, ich habe aber (ausser Technisat) noch nie den JESS Fähigkeiten von SmartTVs getraut.

    Für die Unkundigen wäre eine grobe Übersicht toll welche Hersteller mit Vorsicht zu geniessen sind bzw. welche Hersteller/ Geräte den raceroadTÜV bestanden haben.
     
  8. KlausAmSee

    KlausAmSee Wasserfall

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    Oh Vorsicht, da werden jetzt wieder Dinge in einen Topf geworfen, die nichts miteinander zu tun haben (so wie DVB-S2 nicht automatisch HD ist...)!!!

    JESS ist "nur" ein Steuerstandard, der als EN 50607 die aktuelle Europanorm für Einkabelsysteme ist.

    dCSS ist eine Umsetzertechnologie. dCSS-Chipsätze lassen sich aber üblicherweise mit JESS-Befehlen steuern.

    Es ist aber keinesfalls so, dass alles, was sich mit JESS steuern lässt, auch dCSS als Umsetzertechnologie haben muss. So bietet der Erfinder von JESS, nämlich die Firma JULTEC, überhaupt keine Umsetzer mit dCSS-Technologie an, sondern ausschließlich a²CSS-Umsetzer.
     
  9. King W.

    King W. in memoriam †

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    CAS 90
    4 x Alps Quattro
    JRM1716T
    Gigablue
    @ Dipol
    Leider richtig.

    Bei Netzwelt hat aber auch noch eine andere Ursache mitgespielt, wie mir Sascha Hottes, einer der Inhaber, mitgeteilt hat. Es waren User, die ziemlich rücksichtslos Bilder und anderes Material mit Copyright eingestellt haben und damit Ärger und Abmahnkosten provozierten. Das wollte Netzwelt einfach nicht mehr länger mitmachen. Das unschöne und ziemlich frustrierende Ende steht auf einem anderen Blatt.

    Die Marktsättigung hat aber auch noch die Folge, dass nicht nur ehemals renommierte Firmen (Spaun) sondern auch Shops um ihr Überleben kämpfen müssen. Verschärft wird die Situation noch durch Kraken aus Übersee, die allein aufgrund ihrer Bekanntheit, trotz teilweise höherer Preise, sich ein gehöriges Stück von dem kleiner werdenden Kuchen abschneiden.

    Mit der Einstellung "Machst du nix dran" möchte ich mich aber nicht abfinden. Es kann doch einfach nicht sein, dass ein chinesischer Massenhersteller, mit zumindest zweifelhafter Qualität, sich gegen Top Hersteller aus Deutschland oder zumindest Europa durchsetzt.

    Und genau aus diesem Grund ist die Diskussion hier wichtig.
     
    Zuletzt bearbeitet: 23. Oktober 2019
  10. KlausAmSee

    KlausAmSee Wasserfall

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    Ein großer Teil der Problematik ist den Halbleiterherstellern geschuldet. In den letzten Jahren gibt es im Markt so viele Firmenübernahmen und Bauteilabkündigungen, dass man als Entwickler/Hersteller kaum noch weiß, was man denn überhaupt noch an Bauteilen einsetzen soll. Dies und die Konzentration der Halbleiterhersteller auf Massenmarkt sorgt dafür, dass viele langjährig am Markt bekannte Anbieter und Hersteller von Verteiltechnik tatsächlich keinen Zugriff mehr auf Komponenten für bestimmte Anwendungen haben, so dass am Ende fast nur noch die Möglichkeit bleibt, sich an OEM-Massenanbieter dranzuhängen. Nicht ohne Grund findet man z.B. "Inverto"-dCSS-Einkabelumsetzer mit so viel verschiedenen Labels (wobei "Inverto" heute auch nur noch ein Vertriebsname einer inzwischen in China ansässigen Firma ist). Die dCSS-Anbieter haben alle irgendeinen Pay-TV-Operator im Hintergrund, welcher Stückzahlen beschert.
    Eigene und unabhängige Produkte in den Markt zu bringen ist heute viel mehr eine Kunst als früher. Dies ist nur noch mit einer sehr guten Vernetzung zu kleineren und unabhängigen Halbleiterherstellern möglich, die natürlich auch gewisse Vorstellungen bezüglich Stückzahlen haben.