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Ich hätte Speer gern getroffen

Dieses Thema im Forum "Politik" wurde erstellt von IGLDE, 13. Dezember 2004.

  1. IGLDE

    IGLDE Talk-König

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    Ich stell das mal hier so ohne grossen Kommentar rein. Ich finde für einen Juden hat der Mann ganz vernüftige Ansichten über Deutschland und die Deutschen. Ich möchte aber noch dazu sagen ich bin auch einer der Berliner die gegen diesen Kollos von Mahnmahl ist.


    Der Architekt Peter Eisenman über sein Holocaust-Mahnmal, den Baumeister des Führers und die Fußball-Bundesliga

    Sein Holocaust-Mahnmal am Brandenburger Tor ist wohl das umstrittenste Bauwerk der Republik. Morgen wird der amerikanische Architekt Peter Eisenman die letzte der 2751 Betonstelen setzen. Die Eröffnung des Mahnmals ist für Mai 2005 geplant. Mit Eisenman sprach Rainer Haubrich.


    Berliner Morgenpost: Herr Eisenman, nach Jahren heftiger Debatten finden sich inzwischen immer mehr Menschen, die glauben, daß Ihr Holocaust-Mahnmal gelingt. Wann während der Planungen hatten Sie selbst die stärksten Zweifel?

    Peter Eisenman: Es ist noch zu früh zu beurteilen, ob es ganz gelingt. Aber ich bin sehr froh über diese positiven Stimmen. Denn natürlich hatte ich selbst Momente des Zweifels. Etwa bei der Wahl des Materials: Stein, Schiefer oder Beton? Bei der Farbe: Schwarz oder Weiß? Schließlich ist es ein wunderschöner Beton geworden von einer Qualität, wie man sie nicht häufig findet.

    Trotz des ernsten Themas sind Sie bei Ihren öffentlichen Präsentationen des Mahnmals immer sehr locker aufgetreten. Wie schafft man diesen Spagat?

    So bin ich halt. Das Leben ist tragisch genug: Wir müssen alle sterben. Und ich fühle mich jetzt mit 72 Jahren auf dem Höhepunkt meines Schaffens. Ich bin schneller als jeder in meinem Büro, ich habe genug Aufträge, ich mache mir keine großen Sorgen mehr. Ich liebe mein Leben, ich habe eine große Familie, ich bin ein begeisterter Baseball- und Fußballfan, verfolge auch die Ergebnisse der Bundesliga. Und zu allem gehört ein Sinn für Humor. Menschen, die nicht über sich selbst lachen können, sind wirklich ein Problem.

    Deutsche Vergangenheitsdebatten sind immer noch ziemlich schwierig.

    Ich weiß. Aber deswegen werde ich mich nicht ändern. Sie kennen die Probleme mit meinem Degussa-Witz im Kuratorium. Ich habe mir wirklich nichts dabei gedacht. Erst später habe ich erfahren, was diese Abkürzung heißt: Deutsche Gold- und Silber-Scheide-Anstalt. Wußten Sie das?

    Nein.

    Ich auch nicht. Den Witz habe ich erzählt, weil diese ganze Degussa-Geschichte schon im Kuratorium ausdiskutiert war. Und dann kam das Thema wieder hoch. Ich war extra aus New York für diese Sitzung angereist und wollte einfach diese Debatte beenden.

    Ihr Humor ist etwas speziell.

    Schauen Sie sich doch unsere Komiker wie Woody Allen oder Larry David an und ihre Witze über Schwarze oder Holocaust-Überlebende - ganz zu schweigen von den Witzen, die ich von Juden über den Holocaust gehört habe. Manche Tragik läßt sich doch nur mit Humor ertragen. Ich bin kein religiöser Jude, aber ich habe auch diesen jüdischen Humor.

    Sollten die Deutschen ähnlich locker mit dem Thema umgehen?

    Die dritte Generation der Deutschen versucht doch immer noch, mit der zweiten und ersten Generation klarzukommen. Was irritiert: Viele Deutsche gehen mir aus lauter Behutsamkeit geradezu aus dem Weg. Mit dem Effekt, daß ich mich in Deutschland mehr als Jude fühle als zu Hause. Mir wäre es lieber, wenn die Deutschen weniger nett zu mir wären. Eines Tages müssen die Deutschen über das Trauma hinwegkommen, daß sie zu allen immer nett sein müssen. Wenn Ihnen nicht danach ist - seien Sie nicht nett! Sie sprachen von der Fußball-Bundesliga. Was ist Ihr Lieblingsverein?

    Ich sehe das in New York im Kabelfernsehen, dabei kann ich wunderbar entspannen. Über den Fußball bekomme ich ein Gefühl für das Land. In Deutschland verfolge ich besonders Schalke 04. Hertha wäre mein Favorit, aber die waren zuletzt einfach nicht gut. Ich liebe es, in New York im Stadion zu sitzen mit 70 000 Menschen, und keiner weiß, wer ich bin.

    Wie gefällt Ihnen das umgebaute Berliner Olympiastadion?

    Ich kannte es vor dem Umbau und fand es da besser. So geht es mir oft bei der Modernisierung historischer Bauwerke, das Alte wird zum Kitsch degradiert. In Berlin ist nicht mehr viel übrig von dem, was für mich dieses Stadion ausmachte.

    War das Stadion aus den dreißiger Jahren gute Architektur?

    Ich glaube, ab und zu muß man Architektur und Politik trennen. Nehmen Sie den Flughafen Tempelhof: Das ist eines der besten Gebäude in Berlin, ein fantastisches Werk. Die faschistische Außenfront mag ich nicht, aber die Struktur des Halbkreises zum Flugfeld, diese überhängenden Stahlträger - wenn man dort mit dem Flugzeug ankommt, das ist atemberaubend! Ich assoziiere da nicht gleich die Luftwaffe, auch wenn das Gebäude Nazi-Anklänge hat. Wissen wir bei einer Borromini-Kirche, ob der Papst, der sie erbaute, ein Faschist war? Wir sehen nur das Kunstwerk.

    Gilt das auch für die Bauten von Albert Speer?

    Einige von Speers Gebäuden hatten eine unglaubliche Energie, seine Reichskanzlei in der Voßstraße war wirklich ein interessantes Gebäude. Der Plan für Berlin war bombastisch und grotesk in den Maßstäben. Aber andere Sachen von ihm, etwa in Nürnberg, haben etwas. Nehmen Sie Leni Riefenstahl und ihren Film "Triumph des Willens": War sie eine große Regisseurin? Ja! Und sie war eine Nationalsozialistin. Warum sollte ich nicht den Sohn von Albert Speer treffen? Er ist ein guter Freund.

    Aber würden Sie den Vater Albert Speer treffen?

    Ich hatte nicht die Gelegenheit. Aber wenn ich gekonnt hätte - ich hätte ihn gern getroffen.

    Was hätten Sie ihn gefragt?

    Er hatte einen sehr egozentrischen, narzißtischen Willen. Er war besessen von seiner Karriere und tat alles, um zu bauen. Bauen ist erregend, das kann ich Ihnen sagen! Ich plane gerade dieses Stadion, das ist ein tolles Gefühl. Hitler hatte eine parapsychologische Persönlichkeit, er hat Albert Speers Willen aufgesogen, und der machte mit. Und wer protestierte, wurde umgebracht. Was hätte ich gemacht, wenn ich damals gelebt hätte? Ich vermute, ich hätte den Kopf eingezogen. In den Konzentrationslagern gab es keine Helden. Es gab nur Überlebende. Und der Hauptunterschied zur Architektur nach 1945 war: Bis dahin konnte man den Tod markieren, traditionell war es der Stein über dem Leichnam. Aber als man nicht mehr ein Grab markieren konnte in Hiroshima oder Auschwitz oder anderen Orten des Massensterbens, da hat sich die symbolische Bedeutung von Architektur verändert.

    Womit wir beim neuen World Trade Center wären. Sind die Neubaupläne ein Segen für New York?

    Nein. Weil sich die Politik auf außerordentliche Weise eingemischt hat. Weil es nicht darum ging, was das Beste für die Stadt ist, sondern ob die politischen und finanziellen Aspekte stimmen.

    Von Anfang an?

    Leider ja. Ich rede ungern darüber, weil ich selbst am Wettbewerb teilgenommen habe. Aber was mit Libeskinds Masterplan passierte, wäre jedem von uns passiert. Ich mochte seinen Plan nicht. Es wird ein Mischmasch verschiedener Stararchitekten. An Libeskinds Stelle wäre ich ausgestiegen, schon vor langer Zeit. Mit der Erklärung, daß es so nicht geht. Das hätten wir alle sagen müssen.

    Warum hat Libeskind trotz seines Siegerentwurfs nicht einmal einen der kleineren Aufträge auf dem Areal erhalten?

    Schwer zu sagen. Ich biete Ihnen fünf mögliche Antworten an: 1. Man glaubte, daß seine Architektur zu schwierig ist. 2. Man glaubte, daß er zu schwierig ist. 3. Man glaubte, daß seine Frau zu schwierig ist. 4. Man fand, daß er nie Berlin hätte verlassen sollen. 5. Was auch immer - oder keiner der zuvor genannten Gründe. Sie entscheiden! Ich weiß es nicht, ich rede nicht mehr mit ihm.

    Seit wann?

    Seit er uns das Holocaust-Mahnmal wegnehmen wollte. Er schrieb dem damaligen Bundeskanzler Kohl in einem Brief, daß er es machen sollte. Danach wollte er uns das spanische Projekt wegnehmen in Briefen an die Verantwortlichen, obwohl er in zwei Wettbewerben unterlegen war. So was macht man nicht. Aber ich respektiere ihn als Architekten. An der Universität rede ich über die zehn besten Gebäude aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und sein Jüdisches Museum in Berlin gehört dazu. Aber ich mag seine politics nicht. Und vielleicht gibt es eine Menge Leute in New York, die sie auch nicht mögen. Aber das ist nur eine Vermutung . . .

    Berliner Morgenpost 13.12.04


    bye Opa :winken:
     
    Zuletzt bearbeitet: 13. Dezember 2004
  2. littlelupo

    littlelupo Guest

    AW: Ich hätte Speer gern getroffen

    Wohl wahr, wohl wahr. Wenn das Mahnmal eröffnet worden ist und ich mal Zeit dazu habe (soll heißen: wieder in Berlin bin), werde ich mir das auf jeden Fall mal ansehen. So schwer zu beurteilen.
    Auch das möchte ich mal eines Tages zu Gesicht bekommen, wenn es denn fertiggestellt ist.
     
  3. Lechuk

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    AW: Ich hätte Speer gern getroffen

    Wegen meiner hätten sie dieses "Mahnmahl" auch in Bonn errichten können.
    Nürnberg wäre dafür auch ein Geschichtsträchtiger (richtiger) Ort gewesen.

    Zu dem WTC sage ich mal nichts,sonst artet das wieder. ;)

    Sicher war Albert Speer ein interessanter Mann-er war ja nicht NUR Hauptschuldiger,
    er war ja auch Baumeister und Mensch-das macht die Sache noch abartiger
    und böse.
     
  4. hinweis

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    AW: Ich hätte Speer gern getroffen

    Oh Oh, hätte dies ein Deutscher gesagt - Hiroshima + Auschwitz mehr oder weniger auf der gleich Höhe - würde er ersthaften Ärger bekommen...
     
  5. IGLDE

    IGLDE Talk-König

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    AW: Ich hätte Speer gern getroffen

    Dieses Satz ist nicht von mir als möchte ich dich bitten dieses zu unterlassen. Es stammt von Eisenmann.

    bye Opa
    :mad:
     
  6. hinweis

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    AW: Ich hätte Speer gern getroffen

    gehts noch? nur weil es hier automatisch "Zitat von IGLDE" reinschreibt? glaube jeder kann lesen und wird dann auch wissen, das dies von Eisenmann ist...:confused:

    heute wieder einmal super-empfindlich?