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Fall der Mauer.

Dieses Thema im Forum "Politik" wurde erstellt von Eike, 9. November 2004.

  1. Eike

    Eike von Repgow Premium

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    Vor 15 Jahren ist also durch einen unvorsichtigen Satz von Schabowski, live übertragen im DFF, die Mauer eingerannt worden.
    Das ist für mich dei eigentliche Gedenktag. Nicht der 3.Oktober, der ein reiner "Anschluss"-Tag wurde.

    Wie habt Ihr das erlebt? War die Kernaussage von Schabowski Euch klar oder habt Ihr das nicht so für ernst genommen?

    Wie habe ich das erlebt...
    Der Herbst in der DDR war unruhig. Die Wende in vielen Bereichen schon da. Im Fernsehen bei "Elf99" wurden erstaunliche Bilder über Wandlitz gebracht und die Demos (an den ich z.T. teilgenommen habe) allgegenwärtig. Ihr werdet erstaunt sein sein weil ich ja hier eher als "Rote Socke" gehandelt werde, aber ich hielt eine Wende für überfällig! Dabei hatte ich aber nie den Untergang der DDR im Auge, sondern eine bessere.

    Nun denn, am diesem Tag kam ich abends von der Arbeit nach Hause und habe den Fernseher angestellt. Damals lief fast jeden Abend nur DDR-TV, es war auf einmal spannend geworden. Beim Abendbrot um 19:00 Uhr lief die Pressekonferenz, vor der "Aktuellen Kamera". Die Pressekonferenz mit den Neusten Meldungen war damals Täglich. Und ich maß dem keine Bedeutung bei. Mitten drinn dann der Satz das man über Grenzübergangspunkte der DDR ausreisen könnte. Auch diesem Satz maß ich keinerlei Bedeutung bei. Denn ich dachte das die Ausreise über Ungarn und der CSSR nun damit unterbunden werden sollte! Es handelte sich noch nicht um ein Reisegesetz, was erst in Planung war. Ich denke auch das das so nicht geplant war. Egal was da heute reininterpretiert wird. Mit relativ klarem Kopf ging ich nach langem Fernsehabend ins Bett. Erst aus dem Nachtradio von NDR 2 habe ich von den Massenanstürmen an den Grenzen erfahren. Mit Schlaf war es vorbei, im Betrieb war es das Thema. Und einige fehlten weil sie auch mal die Grenze überschreiten wollten. Kamen auch alle wieder.

    Was dann folgte war nur Chaos. Meine Mutter wollte, wie alle damals, auch in den Westen mal kucken. Ich wollte also mit meinem Lada mit Ihr rüberfahren. Keine Chance, die Tankstellen waren übervoll. Ich beruhigte sie das wir ein paar Tage warten sollten. Ein zweiter Anlauf war mit dem Zug. Schon im Tunnel unter den Bahnsteigen war absolutes Chaos. Mit ach und krach sind wir mitgekommen. Fast alle stiegen in Helmstett aus. Ich sagte lass uns gleich bis Braunschweig fahren, da wär es nicht so voll. Die Fahrt ging dann bis Hannover, wo wir in Ruhe (vor allem meine Mutter) schauen konnten.
    Sie hatte sich natürlich das Begrüßungsgeld geholt und sich die Nase an den Schaufenstern platt gesehen.
    Ich war da schon immer nüchterner, kannte den Westen von einigen Reisen. Wenn auch nicht Westdeutschland. Dennoch war ich nicht so überrascht.
    Später sagte ich nur, die Jubelrufe werden bald verschwinden. So ist es auch gekommen.
    Die Wende habe ich erst allmählig realisiert. Vor allem dann als ich große Umbrüche in meinem Leben erfahren habe.

    Wie war Eure Erinnerung?
     
  2. solid2000

    solid2000 Lexikon

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    AW: Fall der Mauer.

    Ich war damals zuhause nach der Schule und im Fernseher lief überall das man absofort in den Westen kann aber damals hiess es wohl noch mit Visum.

    Dann 1-2 Tage später war ja klar das man kein Visum brauchte und ich bin mit meiner Mutter über die Bernauer-Strasse zum ersten mal in meinem Leben in den Westen.

    War schon komisch. Das ein paar Hundert Meter von einem entfernt eine völlig neue unbekannte Stadt lag. Wir sind gleich in den nächsten Supermarkt und haben gestaunt und gegafft. War echt überwältigend. Da wurde von den paar DM die wir hatten ein Langnese Eis gekauft und am Kudamm kaufte meine Mutter einen Döner und ich hielt sie für verrückt wie man so einen Frass wie Döner überhaupt esse kann.

    Irgendwann später gabs dann auch mal die 100 DM Begrüssungsgeld ^^ Die wurden bei Wegert gleich in einen Walkman mit Radio umgesetzt.

    Mein Gott war das eine Glückliche Zeit. Da hat man sich schon über solche kleinen Sachen Wochenlang gefreut.
     
  3. SchwarzerLord

    SchwarzerLord Wasserfall

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    AW: Fall der Mauer.

    Ich kann mich an dieses Datum nicht mehr so präzise erinnern, war glaube ich bei meinem Onkel auf dem Geburtstag und hab es dann zuhause im Fernsehen gesehen. Ich war bewegt wie selten in meinem Leben.
    Die Wende war das Beste was Deutschland passieren konnte, zweifelsohne ein großer Verdienst von Kohl und der Union/FDP über das Blocken der SPD. Die Überbleibsel der DDR, eine vollkommen marode Wirtschaft, dürfen wir noch auf Jahre bezahlen. Experten schätzen, daß ohnehin 4-5 Jahre später das System aufgrund dessen gekippt wäre. Es ist eine Selbstbelügerei wenn man glaubt, mit etwas menschlicherem Anlitz hätte man eine DDR am Leben halten sollen/können. Eine Diktatur, die ihre Menschen knechtete, ausspionierte, einsperrte. Nichts daran ist überbleibenswert.
    Daß wir heute noch die SED-PDS haben ist so gesehen ungeheuerlich!
     
  4. Lechuk

    Lechuk Institution

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    AW: Fall der Mauer.

    Ich liebe Deine kompetenten Zusätze.
    Da können wir ja von Glück reden,das hochrangige Nazis nie in die "Volksparteien"
    aufgenommen wurden.
     
  5. HardyL

    HardyL Senior Member

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    AW: Fall der Mauer.

    Hi,


    ich war zu der Zeit im Krankenhaus (Uni Magdeburg). Da lief jeden Abend der Fernseher, es gab ja jeden Abend irgendeine Pressekonferenz.

    So richtig wahrgenommen hatte man diesen Satz von Herrn Schabowski nicht. Erst als am nächsten Morgen in den Nachrichten darüber berichtet wurde, habe ich gedrängelt, dass ich über's WE nach Hause durfte. Ich habe dann also WE-Urlaub bekommen. Gegen 12.00 mittag war ich dann auf dem Weg nach Hause. Aber als erstes ging's zu 'nem Kumpel, da der ein Auto hatte. Dann sind wir zur Meldestelle (MD Nord).
    Da gab's ein Riesenauflauf. Nachdem wir 2h gewartet hatten, ging das Gerücht um, dass man den Visum-Stempel auch an der Grenze bekommt. Also ab auf die A2. Da mein Kumpel für den Mossi seines Vaters keine Papiere finden konnte, sind wir zu viert mit seinem Trabbi losgedüst.

    Auf der A2 ging ab Ostingersleben gar nix. Für das Stück bis zur Grenze haben wir 10h gebraucht.
    Das Gefühl war aber phänomenal. Die Massen standen an der Grenzstelle Helmstedt und haben gefeiert, jedes Auto wurde beinahe einzeln durchgewunken...

    Etwas komisch war das Überfahren der eingefahrenen LKW-Sperren.

    Wir wollten ursprünglich nach Braunschweig, weil es in Helmstedt total überlaufen war. Uns hat allerdings eine Bekannte, die über Ungarn abgehauen war erkannt. Die ist hinter uns her und hat uns auch eingeholt. So sind wir dann in Peine gelandet. Da gab's fast keine DDRler. An der Tanke haben wir kostenlos Sprit bekommen. Am 11.11. hatten wir unser Begrüßungsgeld abgeholt.
    An dem Sontag 12.11. sind wir dann in Helmstedt gewesen. Der ALDI kam mit dem Auffüllen der Regale gar nicht nach. Die 100 DM hatte ich an diesem WE nicht angerührt.

    Am Sonntag war die A2 ab Irxleben dicht.


    So habe ich die Öffnung erlebt.

    Wir haben aber garnicht darüber nachgedacht, ob es Konsequenzen geben kann, da es ja ursprünglich nur Erleichterungen für Ausreisewillige geben sollte. Wir wollten aber zurück und waren heilfroh, dass die Grenzer uns wieder reingelassen haben...:winken:


    Gruß

    Hardy
     
  6. SchwarzerLord

    SchwarzerLord Wasserfall

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    AW: Fall der Mauer.

    Blabla. Könntest mir bitte inhaltlich etwas entgegnen? Z.B. über die Bedeutung der Kommunistischen Plattform etc.?
    Oder widersprichst du mir, daß die DDR ihre Bürger einsperrte?
     
  7. littlelupo

    littlelupo Guest

    AW: Fall der Mauer.

    Schreibt hier jemand mit, der vor dem 9. November 1989 an den Demonstrationen in der DDR teilgenommen hat? Wie gefährlich war das, an diesen Demonstrationen teilzunehmen?
     
  8. Eike

    Eike von Repgow Premium

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    AW: Fall der Mauer.

    Ich war in Magdeburg dabei.
     
  9. Eike

    Eike von Repgow Premium

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    AW: Fall der Mauer.

    @Schwarzer Lord, die DDR muß differenziert gesehen werden, ich für meinen Teil hab da ein glückliches Leben gehabt. Mit Deiner Schwarz-Weiß-Haltung kommst Du kein Stück weiter. Wenn ich erst mal die schlechten Sachen in der jetzigen BRD aufzähle knallt der DF-Server wieder durch.
     
  10. Creep

    Creep Guest

    AW: Fall der Mauer.

    Ich war dabei. Allerdings musste ich gerade meinen Wehrdienst ableisten und stand deswegen auf der anderen Seite. Und Du kannst mir glauben, dass es fuer uns Soldaten anfangs (also bis zur Abloesung der Honecker und danach der (wie hiess er nochmal?) Regierung) eine absolut schlimme Zeit war.

    Ich wurde am 5.9.89 eingezogen, mit Ausgang oder Urlaub war es die ganze Zeit nichts. Ich war in Lehniz bei Berlin stationiert. Wir wurden an Schlagstoecken ausgebildet und darauf gedrillt, gegen die eigene Bevoelkerung eingesetzt zu werden. Wir dachten lieber nicht daran, wie wir uns im Ernstfall verhalten wuerden. Haben nur gehofft, dass es nie soweit kommt.

    Den 9. bzw. 10. November verbrachten wir in der hoechsten Gefechtsstufe. Das heisst, es wurden Munitionskisten verladen, 122mm Haubitzen wurden an die Ural LKW angekoppelt, und wir warteten darauf, dass der Befehl zum Ausruecken kommt. Der kam zum Glueck nicht. Und in den naechsten Wochen entspannte sich die Situation stetig.

    Wohl kaum ein Berliner hat geahnt, wie nahe selbst nach Maueroeffnung noch eine blutige Loesung war.