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Ausverkauf der DDR-Industrie

Dieses Thema im Forum "Politik" wurde erstellt von Gag Halfrunt, 15. September 2010.

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  1. Gag Halfrunt

    Gag Halfrunt Lexikon

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    Gestern abend kam ein interessanter Bericht auf dem ZDF, der auch in der Mediathek zu sehen ist:

    Startseite - ZDF Mediathek

    Das Thema war die Privatisierung der DDR-Industrie durch die Treuhand. Da wir neulich bereits am Rande dieses Thema hier diskutiert hatten, möchte ich es hier nochmal aufgreifen, da der Bericht ein paar Hintergrundinformationen bringt, die auch mir neu waren.

    Dass es Betrügereien bei der Privatisierung gab, möchte ich hier nicht weiter thematisieren. Denn hier hatten sowohl westliche als auch östliche Betrüger ihre Finger im Spiel. Der nahezu vollständige Zusammenbruch der DDR-Industrie ist jedoch nicht damit zu erklären. Die Betrügereien sind nur ein finsterer Nebenkriegsschauplatz. Immerhin hat man ja einige noch zur Rechenschaft gezogen -- wenn auch zu spät.

    Hauptgrund für den Niedergang der DDR-Industrie war laut dem Bericht die Währungsreform, die mit einem Schlag nahezu alle Betriebe hat unwirtschaftlich werden lassen. Hier bleiben bei mir jedoch einige Fragen offen.
    In den Beitrag wurde als Beispiel ein Kühlschrankwerk genannt, das Handelsbeziehungen in den Westen hatte. So lange es seine Mitarbeiter mit DDR-Mark bezahlen musste, konnten die Geräte billig in den Westen verkauft werden und waren dort konkurrenzfähig. Mit der Währungsreform mussten jedoch die Löhne in DM bezahlt werden, was die Produktionskosten letztlich explodieren ließ. Damit waren schlagartig alle "Außenhandelsbeziehungen" hinfällig. Und mit der harten Währung in der Hand waren die DDR-Bürger in der Lage, auch beliebig beim Wettbewerb einzukaufen.

    Hier hab ich nun ein Verständnisproblem: Denn die Behauptung, dass diese Betriebe "wirtschaftlich" gearbeitet haben, kann doch dann nicht stimmen. Denn nach dieser Modellrechnung konnte dieses Werk ja nur aufgrund des Wechselkurses DM/M wirtschaftlich arbeiten. Aus DM-Sicht war die DDR ein Billiglohnland. Auch China würde sofort den Bach runter gehen, wenn man den Arbeitern dort westliche Gehälter zahlen würde.

    Nur so lange die Arbeiter mit -- aus DM-Sicht -- Billiglöhnen abgespeist wurden, die innerhalb der "Insel DDR" einen normalen Lebensstandard ermöglichte, hat das System funktioniert.

    Also was wäre nun die Alternative gewesen? Hätte man die DM nicht eingeführt, wären die DDR-Bürger selbst auch die angeschmierten gewesen, da sie sich für die DDR-Mark aufgrund des katastrophalen Wechselkurses nach wie vor nichts kaufen konnten, was nicht in ihrem Land selbst produziert wurde. Oder unterliege ich hier einem Denkfehler?

    Was ich an dem Beitrag zudem noch ein wenig vermisst habe, ist der Blick in andere Ostblock-Staaten, die ebenfalls eine Wandlung vom Sozialismus zum Kapitalismus durchgemacht haben. Dort haben dann Inflationen sämtliches Vermögen vernichtet.

    Kurzum: Auch nach diesem Fernsehbeitrag bin ich nicht wirklich schlauer. Ein Prozess, der in der Geschichte damals noch einmalig war, ist rückblickend betrachtet alles andere als optimal verlaufen. Niemand hat es damals wirklich besser gewusst. Und die DDR-Bürger wollten selbst so schnell wie möglich die DM haben, auf die Gefahren hat sie niemand aufmerksam gemacht. Und wenn, hätten sie zugehört?
     
  2. Wollis

    Wollis Gold Member

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    AW: Ausverkauf der DDR-Industrie

    Dem kann man zustimmen. Allerdings war die Lebensqualität trotzdem hoch in der alten DDR. Gab halt nicht alles, aber Not machte erfinderisch. Wegwerfgesellschaft kannte man damals gar nicht, da wurde alles gehortet und wiederverwertet

    In der DDR wurde ja Geld bis zu einem bestimmten Betrag 1:1 umgetauscht, der Rest 2:1. Sowas entfiel in anderen Ländern, wodurch die Verluste grösser waren
     
  3. Nelli22.08

    Nelli22.08 Lexikon

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    AW: Ausverkauf der DDR-Industrie

    Und was soll das nun? 20 Jahre nach der Einheit?
    Gelaufen ist gelaufen und in Zukunft wird es solch ein Experiment nicht wieder geben.
    Höchstens zwischen Nord und Südkorea.

    Und den meisten in den FNL geht es sogar mit Hartz IV besser als zu DDR Zeiten.
     
  4. Gorcon

    Gorcon Kanzler Premium

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    AW: Ausverkauf der DDR-Industrie

    Hatte auch einen Teil davon gesehen, war wirklich sehr informativ. ;)
    Das wäre dannso gekommen.
    Man wollte ca. 1Jahr vor der Wende in einigen Betrieben schon einen kleinen Teil in DM auszahlen (in den Betrieben wo viel für den Export ins NSW gearbeitet wurde) Es kam aber dann nicht mehr dazu.

    Sollte der Wohlstand in China und anderen "drittländern" steigen (und das wird er) dann wird sich hier auch einiges an den Preisen ändern.
     
  5. XL-MAN

    XL-MAN Lexikon

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    AW: Ausverkauf der DDR-Industrie

    Aus meiner Sicht war das Sterben der ostdeutschen Industrie mit dem Beitritt zur BRD besiegelte Sache. Wer geglaubt hat, weiterzuwursteln wie zu DDR Zeiten und dann in D-Mark bezahlt zu werden hat sich selbst in die Tasche gelogen.

    Hätte man jedoch die DDR-Mark beibehalten - um die Industrie am Leben zu halten, so haben die Bürger klar zum Ausdruck gebracht:

    „Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, geh’n wir zu ihr“

    So kam die DM und die Industrie ging den Weg ins "Abwickeln".

    Ganz wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.
     
  6. Eike

    Eike von Repgow Premium

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    AW: Ausverkauf der DDR-Industrie

    Die Frage ist nicht ob die modernen DDR-Betriebe in der DDR nach westlichem rationellen Gesichtspunkten gewirtschaftet haben, sondern ob sie eine Chance bekommen hätten dies später zu tun. Das hat eben in vielen Beispielen die Treuhand verhindert. Da gibts gar nichts zu diskutieren...

    Ich habe in einem so modernen Betriebsteil gearbeitet das der "Übernehmer" sogar sämtliche Computer und die modernen Betriebsmittel abgeschraubt und Verträge mitgenommen hat um diesen Betrieb dann zu schließen.

    Das der Großteil (aber eben nicht alle!) der Betriebe veraltet war und einem Planwirtschaft generell unflexibel und unwirtschaftlich arbeitet - darüber besteht doch kein Zweifel.

    Die Frage ist ob das Instrument Treuhand und die Überstülpung eines anderen Wirtschaft- und Sozialsystems von heute auf morgen nicht den Gau, an dem wir bis heute knabbern, bewusst hervorgerufen hat und gesteuert wurde oder ob es eine "weichere" Methode der Angleichung hätte geben können.

    20 Jahre - und die Befremdung beider deutschen Teile hält an. Das ist das Ergebnis des Gaus und das auch zu wenig Erhaltenswertes, was die DDR durchaus auch hatte, hätte übernommen werden können - wie selbst CDU-Politiker inzwischen zugeben.

    Die Diskussion bei Maischberger und die Gegensätze der Gemüter fand ich weit interessanter.
     
    Zuletzt bearbeitet: 15. September 2010
  7. Brilly Wandt

    Brilly Wandt Senior Member

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    AW: Ausverkauf der DDR-Industrie

    Wahre Worte die aber nur im Vergleich der Ostblockstaaten untereinander gelten können.Verglichen mit Westdeutschland sah sich so mancher Nachwendebesucher der ersten Stunde aus den alten Bundesländern unmittelbar in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts versetzt.
     
  8. besserwisser

    besserwisser Platin Member

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    AW: Ausverkauf der DDR-Industrie

    Wahrscheinlich hatte er die Miet- und Lebensmittelpreise erfahren.

    :winken:
     
  9. MSNBC

    MSNBC Silber Member

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    AW: Ausverkauf der DDR-Industrie

    Ganz symptomatisch ging es im Heimatort (Dorf) meines Vaters zu: Südzucker kauft Zuckerfabrik, 14d später wird Schornstein gesprengt. Klappe zu, Affe tot. An Symbolik nicht zu überbieten.

    Das mit dem Billiglohnland des Westens ist doch ein ganz alter Hut. Wieviel aus den Katalogen von Quelle, Neckermann, IKEA kam denn aus dem Osten???
     
  10. Sky-Kunde2

    Sky-Kunde2 Guest

    AW: Ausverkauf der DDR-Industrie

    Was soll hier die Märchenstunde? Die DDR-Industrie war marode insgesamt gesehen. Sicher gabs einige Filetstücke, die man hätte erhalten können. Aber grundsätzlich stand das System kurz vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch. Und die DDR-Bürger wollte ja die DM und das westliche System. Jedenfalls die meisten, Ewiggestrige trauern ja heute noch dem alten System hinterher. Von der enormen Umweltverschmutzung die es in der DDR gab, will ich gar nicht erst reden. Außerdem was soll dieses Nachkartern nach 20 Jahren? Zur inneren Einheit trägt dieser Beitrag bestimmt nicht bei, eher hetzt er die Deutschen nur gegeneinander auf.
     
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