Warum Deutschland beim Glasfaserausbau so weit abgeschlagen ist

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Als in 1995 das Internet mit 5 Pfennig pro Minute abgerechnet wurde, hat auch keiner gemeckert. Mit so einer Einstellung blockiert man jeden Fortschritt.

Telefonanlagen sind sowieso von gestern. Bei meinem letzten Auslandseinsatz in Brasilien lachte man mich fast aus, wie rückständig wir noch sind. Da gibt es in vielen Unternehmen gar keine Telefone mehr, weil ja sowieso jeder Whatsapp hat. Mir gefällt das zwar auch nicht, aber das sieht aus, als wäre es ein unumkehrbarer Prozess. Selbst der Zahanarzt dort hat sein Material über whatsapp telefonisch bestellt. Ich dachte, ich sehe nicht richtig. Und Telefonkonferenzen laufen ohnehin nur noch über skype oder andere online-Dienste.

 

Man kann es auch anders sehen, die in Brasilien sind so rückständig, daß die kein funktionierendes Festnetz haben und müssen daher alles über Mobilfunk machen.

 

So rückständig ist die Telefonie in der Firma bei uns gar nicht. Wir haben neben dem Hauptsitz der Firma einige Außenstellen (eine sogar in Spanien) und am Hauptsitz eine „zentrale“ TK-Anlage, die mit den TK-Anlagen in den Außenstellen über firmeneigene VPN-Verbindungen untereinander mit VoIP verbunden sind. Somit sind alle Außenstellen über die Zentrale in Deutschland unter einheitlichen TK-Anlagenrufnummern abrufbar und auch interne Telefonie zwischen allen ist so möglich. Die eigentlichen externen Rufnummern der Außenstellen sind nur für den Notfall, dass keine VPN-Verbindung übers Internet möglich wäre. Schon mancher Anrufer hat sich darüber gewundert, dass er die spanische Außenstelle und auch andere in Deutschland über eine berliner Rufnummer der Zentrale erreicht.

WhatsApp usw. ist uns im medizinischen Bereich spätestens seit dem in Kraft treten der EU-DSGVO verwehrt, wie auch Faxe usw. mit Patientendaten bzw. zu/von den Patienten und anderen medizinischen Einrichtungen/Ärzten. Was noch erlaubt ist, sind allgemeine, geschäftliche Kommunikationen ohne Patientenbezug zwischen anderen Unternehmen wie z.B. Materialbestellungen usw.

 

Das habe ich auch erst gedacht. Aber die sind weiter. Das Festnetz nutzen nur noch die ganz Alten, also die über 80-jährigen. Die jüngeren haben oft gar kein Festnetzanschluss mehr. Und weil mobile Daten da so billig sind, brauchen die auch keine flatrates mehr. Wer da über die mobile Leitung angerufen wird, fühlt sich regelrecht angegriffen, weil man den Angerufenen so aus seinen mobilen Apps wirft, z.B. whatsapp. Glaub mir, da gehen über 90% aller Anrufe nur noch als Sprachnachricht oder gleich als Whatsapp-Anruf.

Oder nehmen wir China. Wer da mit einem Smartphone noch traditionell telefoniert, gilt bereits als hoffnungslos outdated. Die Festnetznummern nutzt keine Sau mehr. Rückständig ist hier Deutschland, obwohl ich Festnetztelefonate qualitativ erheblich höher einschätze, vor allem wegen der unerreichten kurzen Signallaufzeiten. Man kann die Fortschrittlichen auch als gestört bezeichnen. Aber da kann man mal sehen, was Gruppenzwang alles zerstören kann. Wenn da das Festnetz klingelt, fühlen sich die übrigen Familienmitglieder genervt, weil keiner weiß, für wen es ist.

 

VoIP-Anlagen ist der Stand von vor zehn Jahren. Ich bin Unternehmensberater und komme viel rum. In neuen Firmen gibt es keine VoIP-Anlagen mehr. Man ruft sich auch nicht mehr mit altmodischen Mobilnummern an. Da dauert ja die Anwahl schon viel zu lange. Man muss sich mal vorstellen, wie verbreitet hier noch das GSM-Netz ist. Man muss sich im Ausland schon schämen, wenn die mitkriegen, dass wir hier trotz der Uralt-Technik GSM noch Funklöcher haben. Deutschland kann da international längst nicht mehr mithalten. Von HD-Voice, was es vor 18 Jahren schon geben sollte, wollen wir gar nicht erst reden. Mobilfunk ist hier auf Steinzeit-Niveau, und trotzdem noch teuer wie Sau.

 

Aha, dann rate mir mal bitte (ganz kurz), wie wir sonst kostengünstig einen zentralen Hauptstandort und einige kleine Außenstellen mit interner Telefonie realisieren sollten. Interne Telefonate sind das wichtigste Kommunikationsmittel im Unternehmen, schon auch weil im intensivmedizinischen Bereich SmartPhones, Handys u.a. funkbasierende Dinge nicht überall genutzt werden dürfen. Neben interner Telefonie ist auch die externe Telefonie immer mal notwendig, auch wenn die kostenfreie interne Telefonie das wichtigste ist.

Internet mit VPN-Verbindung der Außenstellen zum Hauptstandort brauchen wir eh immer, damit auch in den Außenstellen die zentralen Computeranwendungen nutzbar sind!

 

Wie gesagt: Man sollte sich an denen orientieren, die es einfach machen, statt an denen, die sich mit Verboten rumplagen müssen. Für VOIP braucht man keine Anlagen. Die lassen sich längst virtuell aufsetzen. Rechenpower gibt es dafür mehr als ausreichend. Hier wird immer noch so getan, als wäre Telekommunikation Raketenwissenschaft. Hier fehlen nur die hellen Köpfe, um das Land auf den neuesten technischen Stand zu bringen. Der braindrain hinterlässt zunehmend Spuren...

 

Richtig, aber soweit mir das bekannt ist lohnt sich das betriebswirtschaftlich erst dann falls eine genügend hohe Anzahl an analogen Telefonanschlüssen pro DSLAM zusammenkommen.
Eine Linecard welche von IP auf POTS wandelt stellt üblicherweise mehrere analoge Telefonanschlüsse bereit.

ISDN in dieser Form war ohnehin eine rein deutsche Lösung, die ISDN-Lösungen welche in anderen Ländern verwendet wurden sind nicht kompatibel zur deutschen Version von ISDN.
Es gibt keine Unternehmen mehr welche Vermittlungstechnik in dieser deutschen Form von ISDN bauen.
Die Unternehmen haben auf IP-Technologie gewechselt, entweder per DSL-Kupferdraht oder Glasfaser übertragen.
64 kbit/s sind doch heute, ausser für Sprachübertragungen, ein Witz was die Datenrate betrifft.
Ausserdem war über ISDN nie eine echte Flatrate vorgesehen. Die klassische Vermittlungstechnik war von der Übertragungskapazität nicht dafür ausgelegt dass Leitungen eine Verbindung dauerhaft halten.

Klassischer IP-Anschluss mit VoIP & QoS als SIP-Trunk konfiguriert ist hierfür eine Lösung.
Natürlich benötigen Unternehmen dann dafür entsprechende IP-fähige Telefonanlagen.
Privatleute benötigen üblicherweise nicht mehrere ISDN-Anschlüsse, das war nur für Unternehmen interessant; da gab es sog. ISDN-Primärmultiplexanschlüsse welche nun auf VDSL oder Glasfaser mit IP bzw. VoIP umgestellt werden.

 

Und welche Unternehmen welche auf Datenschutz Wert legen nutzen bitte Whatsapp um darüber Firmeninterna auszutauschen?
In Deutschland sind die Geschäftsbedingungen von Whatsapp und der DSGVO nicht miteinander vereinbar.
Für die Nutzung zu privaten Zwecken mag das rechtlich noch möglich sein, aber die Nutzung von Whatsapp für geschäftliche Zwecke geht rechtlich so (in Deutschland) nicht.
Es dürfte Unternehmen geben die es nutzen, aber diese bewegen sich auf rechtlich unsicherem Boden.

 

Deutschland hätte schon längst einen eigenen, unabhängigen Telefonanbieter gründen können, der geschützte Gespräche für fast umsonst anbietet. Aber vermutlich ist das auch total verboten, und deswegen traut sich keiner. Wenn schon scheitern, dann wenigstens gesetzeskonform.