"Dr. Google" verführt zur Selbstmedikation

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Die Verführung ist wieder dahin, wenn für die voraussichtliche Behandlungsdauer ein vierstelliger Eurobetrag fällig wird.

 

Ich hatte vor ein paar Jahren auch mal so eine Phase, während der ich bei einer ernsteren Erkrankung über Monate jeden Tag stundenlang nur noch in Gesundheitsforen unterwegs war. Sich gezielt mal ein paar Informationen suchen, das finde ich (auch heute noch) in Ordnung.
Damals war das aber schon fast eine Sucht mit dem "Erfolg", dass ich mir durch Nebenwirkungen und Krankheitsgeschichten anderer alle möglichen Erkrankungen einbildete. Verrückt war dabei, dass der Körper manchmal sogar Symptome in einer befürchteten Richtung produzierte, was dann noch mehr die Überzeugung steigerte, diese Erkrankung zu haben.

Ich will das hier nicht näher ausführen, nur soviel, dass es dauerte, da wieder rauszukommen. Mein Hausarzt riet mir als Warnung für andere darüber ein Buch zu schreiben. Der Anfang und die Gliederung waren schon fertig. Es sollte heißen: "Einmal Hölle und zurück oder Irrtümer des Dr. Google". Dann habe ich mich aber dazu entschieden, mich nicht mehr mit dem Thema zu beschäftigen.

Heute kann ich über einige Dinge lachen, von denen ich damals überzeugt war. Wenn man hier beim DF soviel Zeit aufbringt, wie einige das offenbar tun, dann mag man das als harmlos ansehen. Bei Gesundheitsforen würde ich einen ähnlichen Zeitaufwand als bedenklich ansehen, es sei denn man ist da eher als Profi unterwegs. Ansonsten droht in etlichen Fällen eine gefährliche Abwärtsspirale.

Ein paar Jahre bin ich hier nun auch schon dabei, aber mir war noch nie eine Aussage (als Warnung!) wichtiger als diese.

 

In den letzten Wochen leide ich an Kopfschmerzen, Schwindel und hatte vor 2 Wochen plötzlichen Harndrang. Ich habe da natürlich im Internet gegoogelt. Von Diabetes bis Prostata Krebs war alles zu lesen. Letzte Woche ging ich dan endlich zum Arzt und ließ mir Blut abnehmen.
Gestern war ich wieder beim Arzt wegen die Werte. Alles in Ordnung kein Diabetes dafür aber hohen Blutdruck, davon kommt der Schwindel und die Kopfschmerzen. Und der Harndrang und die Schmerzen im Unterleib sind eine Harnwegsinfektion. Lässt sich alles durch Tabletten beheben.

Aber dank Google habe ich mir die schlimmsten Sachen vorgestellt.

 

Wenn ich bei Google meine Symptome eingebe, und sei es nur Husten, kommt gleich die Diagnose: Krebs.

 

Wenn man Google fragt müsste man schon tot sein.

 

Naja, Google ist eine Suchmaschine, die liefert keine Diagnosen, die zeigt dir lediglich Ergebnisse auf Basis dessen, was andere angeklickt haben, nachdem sie die gleichen Suchworte eingegeben haben wie du. Das sollte man schon immer im Hinterkopf behalten, wenn man eine Suchmaschine nutzt.
Deine Beobachtung zeigt also, dass die meisten Menschen die deine Symptome teilen, unter den möglichen Antworten, bevorzugt auf die klicken, die am schlimmsten sind. Da frage ich mich viel eher, warum machen die das eigentlich?
Ist es schön erst von Lungenkrebs zu lesen, von Lungenpest und Tuberkulose, um später zur Apotheke zu gehen und sich irgendein Erkältungsmittel zu kaufen? Freut man sich dann, nach dem Motto "Mensch, was ein Glück, nur eine Erkältung"?
Schon irgendwie interessant, wenn man bedenkt wie eine Suchmaschine funktioniert. Sie zeigt letztendlich das, was andere Menschen anklickten, nachdem sie die gleichen Worte eintippten.

 

Digitale Rezepte fände ich schon nicht schlecht. Ich darf bis an mein Lebensende Pillen schlucken. Im Jahresabstand ist ein Bluttest fällig, um zu sehen, ob die Dosis noch paßt oder geändert werden muß aber ich bekomme keinen Jahresvorrat an Pillen sondern immer nur genug für ein Vierteljahr. Also darf ich dreimal im Jahr nur wegen dem blöden Rezept beim Arzt antanzen. Wenn sich das ändern ließe, bin ich dafür.

 

Da haste noch Glück gehabt. Google hätte dir auch eine Schwangerschaft anhängen können ...

 

Das würde bestimmten Kreisen ganz neue Geschäftsmodelle eröffnen ...

 

Dann wäre ich ja eine Winterkönigin