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Was soll so schön gewesen sein in der DDR? (II)

Dieses Thema im Forum "Small Talk" wurde erstellt von Eifelquelle, 26. August 2015.

  1. atomino63

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    Früher lebten auch nur die Apparatschiks in einer Blase. :)
     
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  2. Berliner

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    Glaube ich nicht. Honecker und Mittag wurden regelmäßig von der Stasi informiert, vielleicht gab es sogar jeden Morgen Lageberichte, spätestens in den kritischen 80igern. Katastrophale Lageberichte von Kombinatschefs oder ähnliches wurde wohl durchaus aussortiert und kam nicht bei Honecker morgens auf den Tisch. Aber die Stasi hat durchaus geliefert und galt als vertrauenswürdig. Ob Stimmung im Land oder sogar Engpässe bei Kittelschürzen. Ich denke jeder hinter Honecker auf den Stühlen wusste Bescheid, aber nach aussen wurde immer gute Laune verbreitet. Das ging so lange gut, bis die verbreitete gute Laune nicht mehr im Einklang mit den wirtschaftlichen Verhältnissen an der Basis stand.

    Ich muss persönlich sagen, dass ich meist geblendet war. Ich war zu DDR Zeiten in einem topmodernen NVA Betrieb, da war ja für alles Geld da. Der Betriebsteil wo ich war wurde erst 1984 eröffnet und im Nachgang kann ich sagen...Unterschied bei den Hallen, drinnen in der Ausstattung wie draußen zu VW....0. Das Beste vom Feinsten. In Buna dagegen hätte ich wohl auch andere Ansichten gehabt. Da ich komplett unpolitisch war, kam 1989 für mich auch erst überraschend. Wieso so viele weg wollten. Ist doch super bei uns. Diese Ansicht habe ich dann später revidiert.
     
    Zuletzt bearbeitet: 26. Mai 2021
  3. DVB-T2 HD

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    Da warst du dann aber nicht nur komplett unpolitisch sondern komplett „betriebsblind“ im wahrsten Sinn des Wortes.

    und nein, schon die Kombinatsleitungen haben die „heile Welt“ vorgespielt. Was wirtschaftlich wirklich gelaufen ist oder eben nicht, haben die hochrangigen Politiker wohl nie erfahren, außer die IMs in den Betrieben haben es sich getraut in ihren Berichten zu erwähnen. Die wenigsten haben sich das getraut und wenn, dann zum Wohl des Betriebes, weil fremde Missstände, die den eigenen Betrieb behindert haben, weitergemeldet wurden.
     
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  4. atomino63

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    Altersstarrsinnige Realitätsverweigerung und weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Wenn die Erichs reisten, wurden schon mal Fassaden neu gepinselt und die Schaufenster hübsch gemacht und frisch aufgefüllt.
    Berlin hatte zudem grundsätzlich schon immer einen Sonderstatus, derzeit einen > vier Milliarden schweren.

    Den Sozialismus in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf, ein paar Sachsen aber dann doch...
     
  5. Schnellfuß

    Schnellfuß Guest

    Sowas ähnliches habe ich hier im goldenen Westen übrigens auch schon erlebt. :)

    Da, wo Frau Ministerin wandeln sollte, musste die Putzfirma extra reinigen. Aber nur da. :D
     
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  6. Berliner

    Berliner Lexikon

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    Ich war in keinen Betrieben die wie Abrißbuden aussahen. Da kam man als Betriebsfremder auch schlecht rein. Mein Betrieb hatte Westniveau in Sachen Ausstattung, ich habe als Berufseinsteiger ohne Abi mit 18 soviel verdient wie Akademiker nach 20 Jahren. Ich hatte mit 18 meine erste Wohnung, über den Betrieb. Ging logisch auch schnell. Dass es dieses und jenes nicht zu kaufen gab war für mich Realität und ich habe mich darüber nicht wirklich gewundert, weil ich es nie anders kannte. Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn ich 1988 zur Silberhochzeit meiner Tante nach Hannover hätte fahren dürfen. Durfte ich natürlich nicht. Und dann den Unterschied gesehen. Meine Betriebsleitung musste nichts vorspielen, wir hatten die NVA als Auftraggeber und zum Teil das russische Militär. Da gab es viel Arbeit im kalten Krieg.

    Mit 18 wurde ich natürlich in so einem Laden auch zur Kaderleitung zitiert und mir die Vorteile der SED Mitgliedschaft erläutert. Als Politik-Desinteressierter und wegen den Monatsgebühren :ROFLMAO: habe ich dankend abgelehnt. Daraufhin bekam ich dann die nächste Lohnerhöhung 6 Monate später als die mit rotem Buch.

    Mir ging es den Umständen nach sehr gut. Weiß ja nicht ob man damit hier schon als Unbelehrbarer oder Realitätsverweigerer gilt ;), wenn man kein Systembekämpfer war. Heute würde ich nie wieder dorthin zurückwollen, weils mir heute noch besser geht.
     
    Zuletzt bearbeitet: 26. Mai 2021
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  7. atomino63

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    Mir ging es im Sozialismus stalinistischer Prägung auch nicht schlecht. Das Gehalt war sehr gut und nebenbei ließ sich auch immer noch etwas verdienen. Trotzdem viel es mir nicht schwer, die Differenzen zwischen dem Geschwätz der Realitätsverweigerer in der Regierung und der ganz banalen Lebenswirklichkeit in der Republik zu erkennen, als auch die Tatsache, sich starrsinnig den politischen Veränderungen im restlichen Ostblock zu verweigern. Das zog sich und unabhängig von der sozialen Absicherung, von der Versorgungslage insgesamt, über die Ausstattung der Betriebe bis zum Verfall der Substanz des gesamten Landes hin. Die drei Vorzeigeunternehmen - in die ich auch nicht hinein kam - machten das eben nicht wett. Wäre es anders gewesen, würden man wohl heute noch zu gegebener Zeit und zur Bockwurst im Brötchen, ein Fähnchen schwenken.

    Was mich angeht, auch heute geht es mir überdurchschnittlich gut, dafür habe ich mich, wie bereits seinerzeit auch, redlich bemüht und auch jetzt fällt es mir nicht schwer zu erkennen, dass nicht jeder aus eigenem Versagen in einen Minijob oder prekären Arbeitsverhältnis hinein und eben auch nicht wieder heraus, an den Topf mit den größeren Fleischstücken kommen kann und wird. Wenn man will, lassen sich also durchaus auch jetzt gröbere Missstände zwischen Realität und vorgetragenem Geschwätz recht einfach erkennen, auch wenn man mir und nicht wie seinerzeit anstatt ständig über erfüllter Pläne, nunmehr ganz toll zurecht geschmierte Statistiken unter die Nase hält oder bspw. jeden Einwanderer als vom Krieg verfolgten Flüchtling oder den totalen Ausstieg ohne einen entsprechenden Einstieg, als Rettung der Welt und es als unsere und somit auch meine Verpflichtung verkaufen möchte. Mir geht dabei nur gegen Strich, von den Selbstgerechten, ein alter weißer Mann geschimpft zu werden und wieder mal das Maul verboten zu bekommen.

    Trotzdem würde ich auch heute noch immer keine Kraft und Zeit dafür verschwenden, an diesem System etwas zu verändern. Mein Zauberwort heißt nach wie vor - einrichten und zwar in die gegebenen Möglichkeiten und ohne den Blick über den Tellerrand hinaus zu verlieren und mich dabei auf zu reiben. :)
     
  8. rabbe

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    Das ist halt gelebte Tradition in Deutschland. Meine Oma hat mir noch zu DDR-Zeiten erzählt, dass sich mal der Kaiser angekündigt hatte (Zucht von Merinoschafen, Winterweizen und Runkelrüben Leutewitz (Käbschütztal) – Wikipedia) Da wurde gewienert und geputzt, das Moos zwischen den Pflastersteinen rausgekratzt etc. Am Ende kam nur irgendein Beamter aus dem auch schon damals fernen Berlin. ;)
     
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  9. Eike

    Eike von Repgow Premium

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    Eingerichtet haben wir uns damals wie heute.
    Auch mein Arbeitsplatz war vergleichsweise modern mit Analysetechnik aus dem Westen, hatten volle Auftragsbücher vor allen für den Westen und SU, hatte für DDR Verhältnisse gut verdient. Bei Überstunden sehr gut.
    War für den Betrieb sogar in der BRD ohne Parteiausweis, aber ganz sicher mit Aufpasser.
    Schon damals vielen mir die Missstände auch im Westen auf. Arbeitslose Gammler vor dem Hauptbahnhof in Hannover fand ich nicht toll. 100 Zahnpastasorten brauchte ich auch nicht.

    Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte die DDR Sicht nicht verabschieden müssen. Aber reformieren! Das war damals meine Agenda.....
    Na gut, ist Geschichte.
     
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  10. Schnellfuß

    Schnellfuß Guest

    Hoffnungslos.
    Die Aussicht auf DM und Konsum hat damals schon gewirkt, wie heute eine in Aussicht gestellte Teilnormalität. :)

    Da sind wir noch zu viel Steinzeitmensch. Haben, haben, haben, bevor der nächste Hunger kommt oder verordnet wird.
     
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