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Kathrein: "Diplomingenieur war Qualitätsmerkmal"

Dieses Thema im Forum "DF-Newsfeed" wurde erstellt von DF-Newsteam, 24. April 2011.

  1. zuhause

    zuhause Silber Member

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    AW: Kathrein: "Diplomingenieur war Qualitätsmerkmal"

    Ein zeitgemäßes Problem ist auch unsere heutige Einstellung: "Allgemeinwissen ist nicht notwendig, wie haben ja Google/Wikipedia".
    Nicht nur, daß ein Praktikantin in der Arztpraxis nicht mal mehr eine Papierene Patientenakte alphabetisch korrekt in den Hängeordner korrekt einhängen kann (Handies sortieren die Kontakte ja automatisch alphabeitsch und anstelle im Telefonbuch nach einem Namen zu suchen, gibt man diese heute bei GoYellow ein.
    Aber egal ob in der Ausbildung oder dem Studium wird allgemeines komplett außer Acht gelassen. Man konzentriert sich auf das Kernthema. Klar, wir bekommen Superfachkräfte. Aber jemand wie ein Sauerbruch, der mit handwerklichem Geschick und einem Schreiner die erste Unterdruckkammer für OPs am offenen Brustkorb konstruieren oder Jemand wie ein Zuse/Hollerit, der mit Elektrokenntnissen auch gleich noch den Rahmen und das Gehäuse konstruieren, das fehlt heute.
    Dieses "Fachidiotentum" ist zwar eine Supervoraussetzung, wenn man, wie in Japan oder China ein bereits im Ausland entwickeltes Objekt optimieren bzw. verbessern und weiterentwickeln will, aber selbst etwas innovativ neues zu machen, dazu gehört mehr.
    Das galt für die Evolution im KFZ-Bau genauso wie bei Computer und Unterhaltungselektronik.
    Auch Apple baute das Gehäuse des ersten Compis mit der Laubsäge. Und die Grundideen für iPhone und Pad wurden ebenfalls nicht von Telefontechnikern entwickelt. Auch wenn irgendwann ein Nokia oder Samsung das technisch bessere und ausgereiftere Pad bauen werden.
    Japaner und Asiaten sind super, wenn es um Optimierung der Produktionsabläufe geht. Und Verbesserungen bzw. Weiterentwicklungen können sie auch deutlich günstiger machen. Und Osteuropäer können zu sehr günstigen Konditionen Buckeln und arbeiten.
    Aber trotzdem benötigt es auch allgemeines Knowhow und Phantasie. Und in diesen Bereichen tat sich in der Vergangeheit immer Europa und Amerika hervor. Aber je mehr wir unsere Ausbildungswege aneinander anpassen, immer mehr auf reine Fachbereiche konzentrieren und gleichzeitig jeden der nicht optimale Ergebnisse liefert gleich als unnütz aussortieren, desto mehr werden wir uns auf ein Niveau von Japan oder China begeben. Wir können dann nur noch kopieren und haben für weniger Fähige keine Möglichkeiten mehr, ihre Existenz selbst zu erarbeiten.
    Die Innovativstens Köpfe waren in Europa und Amerika meist nicht die besten Schüler, aber sie hatten Visionen und Ideen.

    Aktuell kann man es auch an Fukushima beobachten. Hatte man in der Sowjetunion (leider ohne Rücksicht auf Verluste) gehandelt - und das obwohl man noch nie eine entsprechende Erfahrung gemacht hatte, mit leidlichem Erfolg, ist das hochtechnische Japan kaum in der Lage eine koordinierte Handung zu bewerkstelligen, denn es gibt keinen Prozess, keinen Arbeitsablauf, auf den man zurückgreifen, bzw. diesen optimieren kann.
    In Europa oder den USA würde man, zwar improvisiert und ebenfalls unter vielen Opfern, neue, unerprobte Strategien entwickeln - auch wenn das eine oder andere eine Sackgasse wäre. Man konnte so Harriesburg und auch Sellafield meistern.
    Letztendlich war auch bei der Ölkatastrophe in Florida diese Handlungsweise erfolgreich.
    Für innovative Neuentwicklungen sind nun mal nicht nur Fachidioten notwendig, sondern auch Tüftler und Allrounder.
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. April 2011
  2. KlausAmSee

    KlausAmSee Wasserfall

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    AW: Kathrein: "Diplomingenieur war Qualitätsmerkmal"

    Genau das wollte ich mit "es will sich keiner mehr die Finger schmutzig machen" ausdrücken. In der Elektronik gehört es nunmal einfach dazu, das man den Lötkolben in die Hand nimmt und auch mal ein Loch in ein Gehäuse bohrt.
    Seitdem ich beruflich in der Elektronikentwicklung arbeite, habe ich nie wieder ein Differential oder Integral lösen müssen. Dafür bin ich froh über meine Berufsausbildung inklusive Metallbearbeitung, denn die Mechanik-Kenntnisse brauche ich viel mehr als "Systemtheorie" oder "Angewandte Mathematik". Die BWL-Vorlesungen aus dem Studium helfen mir noch weniger.
    Mir ist ein Ing oder Techniker auf dem "2. Bildungsweg" nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung lieber als ein Abiturient, der nur Praktika gemacht hat.
    Wir haben damals im 1. Semester übrigens mit 150 Studenten angefangen, am Ende waren wir 7 Leute in "Hochfrequenztechnik und EMV", der Rest hat entweder digitale Kommunikation oder gleich Informatik gemacht, ein paar noch Energietechnik und Regelungstechnik, ungefür die Hälfte hat aufgegeben.
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. April 2011
  3. AndyMt

    AndyMt Gold Member

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    AW: Kathrein: "Diplomingenieur war Qualitätsmerkmal"

    Das kann ich bestätigen. Evtl. weil ich selbst diesen Weg eingeschlagen hatte. Aber als ich fertig war hatte ich schon Jahre an Berufserfahrung und ich war von den Angeboten die ich auf meine Berwerbungen erhielt mehr als positiv überrascht.
    Wenn ich an meine Zeit als Software-Leiter zurückdenke und die Bewerbungen die ich dort so aufgetischt bekam... Auf Grund von Budget-Vorgaben musste ich direkte Abgänger nehmen. Die haben es aber nicht über die Probezeit geschafft. Am Schluss ich dann einen einzigen angestellt, der aber eine ähnliche Berufserfahung und Ausbildung wie ich hatte. Der hat zwar fast das doppelte gekostet (was für ein Kampf das durch zu bringen) aber auch weit mehr als das doppelte geleistet. Der ist nachdem ich in die Schweiz gezogen bin inzwischen mein Nachfolger dort.
     
  4. Terranus

    Terranus ErdFuSt Premium

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    AW: Kathrein: "Diplomingenieur war Qualitätsmerkmal"

    @Klaus: oft ist es aber auch umgekehrt, so habe ich es an der Uni erlebt: viel technisches Verständnis, auch "Liebe" zum Lötkolben, dann scheitert es aber oft and den brutalen Matheanforderungen.
    Das hält SEHR viele vom E-Technik Studium ab. Nicht weil man keinen Bock auf's Löten oder Bauen hat, sondern weil man einfach das Mathegrundstudium nicht packt, dass von den Unis auch meist als "Friss oder Stirb" Veranstaltung ausgelegt ist. Was da teils verlangt wird, würde in einen eigenen Studiengang passen und das soll dann nebenher zur eigentlichen E-Technik absolviert werden.

    Daher springen viele, die eigentlich sehr an der Technik interessiert sind, ab, weil sie kein Licht am Ende des Tunnels sehen. Nicht umsonst bleiben bereits nach dem 4.Semester kaum mehr 50% eines Jahrgangs übrig.

    Das E-Technik Studium entwickelt sich langsam genauso wie das Medizinstudium: extrem harte Anforderungen, und immer weniger Lorbeeren hinterher. Denn anders als in so manch anderen Studiengang ist das eben nicht das heitere Studentenleben wie sonst immer dargestellt, sondern durchgehend harte Arbeit. Und das gehen immer weniger an, wenn du mit BWL hinterher mit 35h Woche das Doppelte auf'm Lohnzettel stehen hast...
     
  5. borg2

    borg2 Platin Member

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    AW: Kathrein: "Diplomingenieur war Qualitätsmerkmal"

    @Terranus

    Deine Beobachtung wiederspricht den vorausgegangenen Beiträgen nicht im Geringsten. Es werden "Fachidioten" mit dem Schwerpunkt Mathe, Formeln etc. gefördert. Menschen mit Ideen würden jedoch gnadenlos scheitern. Personen wie Nixdorf, Zuse etc. waren nicht die großen Mathegenies, sondern sie hatten Visionen und Ideen. Wenn dann durch falsche Berechnungen oder Mathefehler etwas nicht sofort funktioniert, dann würde immer Versuch&Irrtum zum Ziel führen.
    Aber heute dient ja das chinesische oder japanische Paukstudium eher als Vorbild. Klar, die Japaner und Chinesen sind führend, bei dem was sie auf die Beine stellen. Aber alles in allem sind es nur verbesserte Kopien. Ob es sich nun Computer oder ICEs handelt.
    Andererseits führt unser mittlerweile extrem-formelfixierte Tunnelblick dazu, dass dass die Achsen des ICEs dann zu dünn sind. Früher hätte man PixDaumen etwas dicker geplant und es wäre wieder ein Produkt für die Ewigkeit geworden.
    Heute drückt der BWLer auf die Kostenbremse und der Mathematik-Fixierte Ingeneur rechnet bis auf den Milimeter aus, wie gross die Reserve maximal sein muss. Eine Unabwägbarkeit und alles bricht auseinander. Ok, das Enddesign sind dann asiatisch fragiler und eleganter aus. Aber heute ist ja nur noch Optik und nicht mehr Funktionalität und Lebensdauer gefragt.
     
  6. KlausAmSee

    KlausAmSee Wasserfall

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    AW: Kathrein: "Diplomingenieur war Qualitätsmerkmal"

    @Terranus:
    Ich erinnere mich noch an die ersten Worte meines Mathe-Profs im 1. Semester: "Im ersten Semester frischen wir erst mal Ihre alten Kenntnisse wieder auf". Ich kam direkt von der Fachoberschule, also war noch guter Dinge und hätte Fit sein sollen. Nach 3 Vorlesungen waren meine Kenntnisse aber schon am Ende!!! Dann ging es tatsächlich nur noch mit dem Trichter weiter. Und vor allem Mathe der Mathematik willen. Das war zum größten Teil so abstrakt, das es mir in der E-Technik nie wieder über den Weg gelaufen ist. Man muß dazu sagen, daß die "Spezialsachen" wie Regelungstechnik, Modulationstheorie, Filterdesign usw. ohnehin später in Spezialvorlesungen abgehandelt werden und sich diese Berechnungen dann auch nur auf wenige mathematische Grundlagen stützen. Im Grundstudium habe ich mich wirklich gefragt, ob das eigentlich das ist, was ich wollte.
    Mag zwar sein das ich als HF-ler eher in die Bastel- und Mechanikecke der Elektrotechnik gerutscht bin, aber ganz ehrlich brauche ich heute nur noch das ohmsche Gesetz und hin und wieder rechne ich mal eine LC-Kombination aus. Natürlich ist es wichtig die Zusammenhänge zu kennen, aber zum Dimensionieren von Striplines gibt es kleine Tools wie Appcad, da schlage ich mich nicht mit Integralen rum. HF-Filter rechnet auch keiner von Hand aus. Und die wenigen, die die Programme schreiben, sind so wenige und kommen wahrscheinlich gar nicht aus der E-Technik.
     
  7. Terranus

    Terranus ErdFuSt Premium

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    AW: Kathrein: "Diplomingenieur war Qualitätsmerkmal"

    Ich hab mich mal mit dem Chef des Fraunhofer IIS in Erlangen unterhalten, der meinte, er hat durchgesetzt, dass es im 1.Semester zumindest eine "Schnuppervorlesung" mit elektrotechnischen Inhalten geben soll, also Stromkreis, Schwingkreis usw. damit nicht alle vor lauter Mathe und Informatik gleich wieder abspringen.
    Wenn du nur noch Integrale löst und Matrizen etc. aber keinen Widerstand oder Kondensator in Echt siehst, dann ist die Motivation schnell im Eimer.
    Aber die Mühlen mahlen sehr langsam an den Unis.
    Naja und die Matheprofs, ich sags mal so, die sind gut im Forschen, aber bei der Lehre hakt es nicht selten...
     
  8. KlausAmSee

    KlausAmSee Wasserfall

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    AW: Kathrein: "Diplomingenieur war Qualitätsmerkmal"

    Mein "alter" Prof hat mir vor ein paar Monaten einen Fragebogen zugeschickt. Da geht es darum, den Studiengang zu modernisieren und der "Realität" anzupassen. Fand ich wirklich keine schlechte Idee und ich habe auch nicht mit Kommentaren gespart, woraufhin er sich bedankt hat. Ich denke das sich da mächtig was tun wird, denn wenn keine Studenten mehr kommen, braucht es auch keine Professoren.
    Es hängt so vieles von den Profs/Mitarbeitern an der jeweiligen Hochschule ab. Ich kenne es noch so, das uns für bestimmte Projekte Jobs als "Studentische Hilfskräfte" angeboten wurden. Wir haben dann z.B. für Firmen EMV-Messungen durchgeführt, da hatte man ein paar Euro gut und auch ein etwas Praxis, die im Studium ja meistens zu kurz kommt.
    Ich bin nach etlichen Jahren im Beruf mit einem Kollegen extra quer durch Deutschland an meine alte FH gefahren, um dort spezielle EMV-Messungen durchzuführen. War eine super Aktion, nicht nur das man sich nach langer Zeit mal wiedergesehen hatte, sondern das man sich auch fachlich wiedergetroffen hat. Wegen uns hat er in "seine" GTEM-Zelle Löcher für 75Ohm-Durchführungen gebohrt. So etwas gibt es viel zu selten, weil die meisten Studiengänge viel zu theoretisch sind.
     
  9. cable-guy

    cable-guy Platin Member

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    AW: Kathrein: "Diplomingenieur war Qualitätsmerkmal"

    Auch meine Meinung. Aber erzähle das mal Anton Kathrein... Gerade Kathrein ist ein absolutes Negativbeispiel.
    Bei der Auswahl wird nur auf Anzahl der Abschlüsse und die Noten geschaut. Wirkliche Fachkenntnis spielt keine Rolle.
    Hauptsache viele Spachen auf einmal (C, Java, u.s.w.) und möglichst überall Höchstpunktzahl.
    Ein "Fachidiot" der nur eine Sprache kann hat bei Kathrein keine Chance, auch wenn er noch so gut ist.

    Ich kenne sowohl professionelle Entwickler als auch Entwickler aus unserer Szene.
    Quereinsteiger haben es schwer bei Firmen wie Kathrein. Es erfolgte noch nicht mal eine Antwort auf eine Bewerbungsanfrage...
    Derjenige entwickelt übrigens jetzt selbst DVB Empfangstechnik. (und will eine eigene Firma gründen)

    Das Thema Rechtschreibung ist auch so eine Sache. Tron war zum Beispiel Legastheniker.
    Bei Kathrein hätte er nie eine Chance gehabt...

    Ich würde bei der Auswahl niemals nur auf die Art der Bewerbung und die Zahl der Abschlüsse schauen.
    Ein paar persönliche Fragen und man ist viel schlauer ob jemand geeignet ist oder nicht.
    Das Problem bei großen Firmen heute ist: Die Personalchefs haben selbst meist keine Ahnung von der (Fach)Materie.
     
  10. zahni

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    AW: Kathrein: "Diplomingenieur war Qualitätsmerkmal"

    Wer Fachkräfte sucht, muss sich welche ausbilden.

    Vielen Firmen, die über Fachkräftemangel lamentieren ist die Ausbildung aber zu teuer. Das können ja die "Anderen" machen. Und Firmen, die tatsächlich noch ausbilden, werden die Fachkräfte anschließend "wegekauft".

    Als ob gute Fachkräfte im Ausland im Überfluß vorhanden sind. Welcher Müll teilweise aus Chna kommt, wissen wir ja.