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Der Osten, der Westen

Dieses Thema im Forum "Politik" wurde erstellt von Eike, 19. März 2023.

?

Dominiert der Westen seine Medien und seine vermeintliche Eliten das Meinungsbild über den Osten?

Diese Umfrage wurde geschlossen: 27. März 2023
  1. Ja

    14 Stimme(n)
    48,3%
  2. Nein

    15 Stimme(n)
    51,7%
Status des Themas:
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
  1. Eike

    Eike von Repgow Premium

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    Ab Minute 45....:rolleyes:
     
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  2. Coolman

    Coolman Streaming-Fan Premium

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    Ich bin im Westen geboren, aufgewachsen und lebe immer noch im Westen. Ich interessiere mich auf der politischen und gesellschaftlichen Ebene für die Politik und für die deutsche Geschichte, meistens ab 1945.

    Ich habe die deutsche Teilung bewusst erlebt und war auch kurz vor der Mauerfall für eine knappe Woche mit einer Jugendgruppe in der real existierenden DDR und kam auch mit der dortigen Bevölkerung auch in Berührung.

    Als erstens, als wir die innerdeutsche Grenze überquert hatten, fiel mir die nach Kohle stinkenden Luft in Eisenach auf, als wir aus dem Bus stiegen. Wir hatten Weimar, unter anderem auch KZ Buchenwald, Potsdam, Leipzig und Dresden besucht. Ich kann mich noch daran erinnern, wie "toll" die Getränke schmeckten. Sorry, für meinen Geschmack eine völlige Katastrophe. Mir ist es ein Missgeschick passiert, als ich von einem Stockbett zu einem anderen Stockbett springen wollte, aber das Ziel völlig verfehlte. Dabei riss ich mir das Bein auf und musste behandelt werden. Ich wurde zu einer Poli-Klinik in Weimar gebracht. Dort musste ich meinen Reisepass vorzeigen und man hatte mich gefragt, wie es mir in der DDR gefallen würde. Ich beantworte sinngemäß, mir würde es gut gefallen, weil ich auch zu dem damaligen Zeitpunkt auch noch recht jung und naiv war. Man hatte mich freundlich behandelt und ich wurde dementsprechend verarztet.

    Das ist meine persönliche Geschichte, die schon mittlerweile über 34 Jahren zurückliegt und da gerade jetzt eine interessante Diskussion auftaucht, wie die Ost- und Westdeutschen ihr Land sehen und warum die Ostdeutschen lieber AfD als andere Parteien wählen wollen, möchte ich hier meine Sichtweise darlegen. Mir liegt es absolut fern, auf die Ost- und/oder Westdeutschen einzuprügeln bzw. uns in einer bestimmten Schublade reinstecken zu wollen. Die Begriffe "Ossis" und "Wessis" möchte ich aus respektablen Gründen nicht benutzen, weil ich solche Begriffe eher abwertend finde.

    Es ist hier auch eine Diskussion aufgekommen, warum viele Ostdeutschen die Westdeutschen als belehrend, arrogant und vielleicht auch selbstverherrlichend sehen und ich kann ihre Sichtweise absolut nicht verübeln, denn ich behaupte mal, die wahren Gründe kennen zu wollen. Ob die Gründe auch zutreffend sind, steht es allerdings auf dem anderen Blatt. Mir geht es in erster Linie nur darum, in dem bestimmten Rahmen Verständnis für beide Seiten zu entwickeln und auch zu versuchen beide Seiten zu verstehen, weshalb und warum wir auf der politischen Ebene unterschiedlich ticken.

    Fangen wir mal mit dem Prozess der Wiedervereinigung an. Aus meiner Sicht wurden die Bedürfnisse der Ostdeutschen in dem Einigungsvertrag nicht ausreichend berücksichtigt. Man hatte also im Zuge der Wiedervereinigung ihre Biografien geraubt, die sie in den 41 Jahren, so lange existierten beide deutsche Staaten, in ihrem eigenen Land aufgebaut hatten. Da zu dem damaligen Zeitpunkt die Ostwährung völlig wertlos war, weil der inoffizielle Kurs schon bei ca. 1:8 (Verhältnis West- zu Ostmark) betrug, hat man offensichtlich ein Kompromiss daraus gemacht, dass man die Löhne und das Sparguthaben bis zu einer bestimmten Höhe im Verhältnis von 1:1 in harter Währung ausgezahlt hatte.

    Im weiteren Verlauf des Einigungsprozesses hat man alle oder zumindest die wichtigsten in der DDR befindlichen Betriebe auf dem Prüfstand gestellt, sie wohl unter der Verwaltung eines Treuhänders gestellt und im weiteren Verlauf hat man wohl fast alle Arbeitsplätze vernichtet, da die Westdeutschen wie Schwarm einer Heuschrecke über solche Betriebe hergefallen sind und alles zu "Gold" gemacht haben. Mit einem Schlag sind viele DDR-Arbeiter arbeitslos geworden, da sie bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht kannten, was es bedeutet, arbeitslos zu sein.

    Man hatte ihnen viele Zugeständnisse und auch Versprechungen gemacht, dass es ihnen besser gehen würde als zuvor. Sie wurden allerdings bitter enttäuscht, weil bis dahin ihre Bedürfnisse, die sie so hatten, nicht weiter berücksichtigt wurden. Es gab sicherlich viele gute Errungenschaften der DDR, die man sicherlich auch mit in den Einigungsvertrag reinnehmen hätte können. Deshalb fühlen viele Ostdeutschen, aber auch wir als Westdeutschen, von der Regierung nicht mehr ernst genommen und auch zum Teil nicht verstanden.

    Kürzlich hatte ich einen sehr interessanten Doku gesehen, indem es darum ging, die in der DDR gekauften Häuser, aber noch auf den Grundstücken der Westdeutschen standen, von den Westdeutschen zurückverlangt wurden. Da DDR 41 Jahre lang mit allen Rechten und Pflichten ausgestattet war, kann man nicht ohne weiteres, nicht von ihnen verlangen, nach 41 Jahren die Grundstücke mit den entsprechenden Gegenständen wie Häuser, Gärten oder ähnliches zurückzugeben, weil die Ostdeutschen die Häuser auch rein rechtlich erworben haben und ihre Häuser dementsprechend auch so eingerichtet haben.

    Ob solche Käufe rein rechtlich instanziell korrekt waren, steht es allerdings auf dem anderen Blatt, da mir solche DDR-Gesetze und -Rechte derzeit (noch) unbekannt sind.

    Verständlicherweise hat sich die Wut der Abgehängten, hier in diesem Fall die Ostdeutschen, aufgestaut, die sie derzeit zur Schau stellen. Es kam hier auch eine Diskussion rund um das Klima auf und ein User hatte hier es sinnbildlich sehr gut dargestellt. Man hatte sich ein Haus mit allen Rechten und Pflichten gekauft, es schön heimatlich eingerichtet, nach einer bestimmten Zeit war das Haus abbezahlt und schon kommen die Grünen mit ihrem Heizungsgesetz um ihre Ecke, stellen aus ihrer Sicht "unmögliche Forderungen" auf, die sie auch als Eingriff in ihrer Privatsphäre empfinden und sie dürfen wohl vermutlich wieder Kredit aufnehmen, die ihnen auch Geld kosten wird. Ich denke, das ist sicherlich nicht die Lebensphilosophie der vielen Hausbesitzer, die sich vorgestellt haben.

    Es kam auch zur Sprache, ob man DDR als Unrechtstaat bezeichnen kann. Viele schrieben hier, man hatte ein privilegiertes Leben geführt, sich mit dem System arrangiert und hatten auch (fast) alles, was sie brauchten. Sicherlich gab es auch kritische Personen, die sich gegen den Staat gestellt haben und sie kann man nicht einfach so wegdiskutieren, weil es auch politische Häftlinge gab. Die Bevölkerung wurde offensichtlich wohl flächendeckend von der Stasi überwacht, weil der Staat zu der eigenen Bevölkerung wohl zu wenig Vertrauen hatte.

    Ich habe auch einige Biografien gelesen, die den DDR-Staat bewusst als Unrechtsstaat erlebt hatten, als sie beispielsweise eine in den meisten Fällen eine versuchte (strafbare) Republikflucht ausgeübt hatten und sie deshalb in den Fängen der Stasi gerieten oder man hatte werdende Mütter unter Druck gesetzt, manche Kinder unfreiwillig zur Adoption freigegeben, die sich mit dem DDR-System mehr oder weniger nicht arrangieren wollten.

    Es sind einige Fälle, die man sicherlich zu den Akten "Unrechtsstaat" legen kann, aber man sollte auch versuchen, ein wenig differenzierter zu sehen, weil die DDR zu einem, wie oben bereits erwähnt, mit allen Rechten und Pflichten existiert hatte und zu anderem hat man versucht, die eigene Bevölkerung bei "Laune" zu halten, damit sie nicht in den Westen fliehen konnten.

    Ich bin nicht immer einer Meinung der vielen hier vertretenden Ostdeutschen, aber wenn ich mir manche Beiträge aus einer neutralen Sicht durchlese, erkenne ich in einigen Fällen dahinter auch Enttäuschungen, weil wir als Westdeutschen gegenüber den Ostdeutschen immer belehrend auftreten und das kommt bei ihnen in den meisten Fällen nicht gut an.

    Deshalb denke ich auch, man kann, wenn man so will, möglichst vorurteilsfrei in die Diskussionen treten und sachlich miteinander austauschen, um beide Seiten verstehen zu können.

    Es liegt mir völlig fern, mit (bestimmten) Vorurteilen und mit Bashing in die Diskussionen treten zu wollen.

    Danke an diejenigen, die es geschafft haben, meinen Beitrag bis zum Ende durchgelesen haben und auch Geduld aufgebracht haben. :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 6. Oktober 2023
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  3. SteelerPhin

    SteelerPhin Foren-Gott

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    Der Beitrag beschreibt zum Großteil auch meine Sichtweise.

    Beim Mauerfall war ich (Wessi) in einem ähnlichen Alter, war kurz darauf im Osten (Meiningen, Suhl, Erfurt) und hatte einen ähnlichen Eindruck vom Land.

    Tatsächlich hatte ich als naiver, uninformierter sechsjähriger, damals plump das aufgeschnappte nachgeplappert und hatte eine eher abwertende Meinung von den "Ossis".
    Vollkommen unbegründet, doch dies hielt sich einige Jahre, bis man älter und reifer wurde.
    Die Sicht auf die Menschen im Osten, hat sich bei mir heute eher ins Gegenteil geändert.

    Rückblickend auf die Wendejahre, bin ich auch der Meinung, das vom Westen (leider) vieles falsch gemacht wurde und speziell das überhebliche und besserwissende Verhalten von Politik und Wirtschaft gegenüber den Menschen des Ostens, wirkt aus gutem Grund bis heute nach.

    Tatsächlich empfinde ich heutzutage, das sich das "belehrende" gegenüber dem Osten, kaum gelegt hat und eher wieder zu nimmt.
     
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  4. Benjamin Ford

    Benjamin Ford Board Ikone Premium

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    @Coolman hat einen guten Artikel geschrieben, dem stimme ich auch zu, aber von nur einem einigen zu sprechen, die von der Stasi bespitzelt wurden und dann in den Gefängnissen gelandet sind wegen Republikflucht oder anderen Taten begangen haben, finde ich gewagt. Es gab offiziell 140 Mauertote und 300000 politische Gefangene in der DDR, die sollte man nicht vergessen. Auch wenn viele ein normales Leben in der DDR geführt haben wie auch meine Frau und sich mit dem Sozialismus sich arrangiert haben, sollte man sich als ehemaliger DDR-Bürger eingestehen, dass viel Unrecht in der DDR geschehen ist.
     
    Zuletzt bearbeitet: 6. Oktober 2023
  5. Gorcon

    Gorcon Kanzler Premium

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    Ja, die hat Biss.
    Ist mir auch neu.
     
  6. rabbe

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    Diesbezüglich hegen wohl die wenigsten ehemaligen DDR-Bürger Zweifel, dass es in der DDR Unrecht bzw. Ungerechtigkeiten gegeben hat. Und letztendlich ist es genau diese Haltung deinerseits, welche dann den einen oder anderen sauer aufstößt.
     
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  7. Benjamin Ford

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    Dann sollen hier sich im Forum auch dazu geäußert werden, aber man liest nichts, nur wie schön die DDR war.
     
  8. Coolman

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    Das bleibt jedem überlassen, inwiefern man sich über die DDR äußern möchte. Man hat als Westdeutscher nicht das Recht dazu, als Außenstehender das Leben in der real existierenden DDR zu beurteilen, weil man die dortigen Bedingungen auch nicht real miterlebt hatte.
     
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  9. Benjamin Ford

    Benjamin Ford Board Ikone Premium

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    Nun ich habe durch Erlebnisse meiner Frau schon einen Eindruck wie man in der DDR gelebt hat. Und Du versuchst dich ganz schön durch solche Äußerungen bei den Moderatoren einzuschleimen.
     
  10. Coolman

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    Wie kommst du auf diese These, dass ich mich bei den Moderatoren einschleimen würde, wenn ich selbst ein Moderator hier bin? Ich habe ausführlich in dem längeren Beitrag meine frei geäußerte Sichtweise dargelegt und es hat sich bis jetzt nichts daran geändert.
     
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