Eurovision Song Contest 2016

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Guter Text zur Abstimmung:
Die neue Punktevergabe ruiniert den Eurovision Song Contest | Übermedien

Kann ich nur voll zustimmen. Dieser neue Modus ist schlecht, intransparent und hat einen besonderen Reiz genommen.

 

Bei der Jury Wertung hat Australien die meisten Stimmen bekommen und bei den Zuschauern Russland, und am Ende gewinnt die Ukraine. Das ist schon ein seltsames System.

 

Das wäre ja schlimm wenn es andersrum wäre. Als ob die osteuropäische Vote-Mafia nicht genug wäre...

 

Was ist daran seltsam, wenn die Punkte insgesamt und nicht Einzelplatzierungen zählen? Australien punktete zwar bei der Jury, fiel aber bei den Zuschauern vergleichsweise durch. Das ist bisschen drastisch ausgedrückt, aber im Telefonvoting waren sie nur 4. Russland punktete dagegen bei den Zuschauern, fiel aber bei der Jury vergleichsweise durch mit dem fünften Platz. Die Ukraine spielte dagegen bei Jury- und Zuschauervoting immer vorne mit. Sowohl beim Zuschauer- als auch beim Juryvoting gab es einen zweiten Platz. Und was ist besser? Zweimal auf dem Treppchen oder nur einmal auf dem Treppchen.

Oder anders gefragt: Hätten Australien und Russland auch gewinnen sollen, wenn sie zwar bei Jury- oder Telefonvoting erster geworden wären, beim jeweils anderen Voting aber letzter und damit bei einer Gruppe tatsächlich durchgefallen wären?

Das Prinzip "Lieber immer vorne dabei statt am häufigsten ganz vorne" ist für den ESC im Übrigen auch kein neues Prinzip. 2013 gewann z.B. Dänemark auf diese Weise. Hatte nicht am häufigsten 12 Punkte bekommen, spielte dafür aber öfters vorne mit als Spitzenreiter Aserbaidschan. Gleiches gilt für Aserbaidschan im Jahr 2011, das nur dreimal 12 Punkte bekam. Bosnien und Herzegowina, das fünfmal 12 Punkte und damit am meisten 12 Punkte bekommen hat, landete nur auf dem 6. Platz, weil sie sonst nur relativ wenig Punkte bekommen haben.

 

Wie Deutschland nach neuem Modus im letzten Jahr abgeschnitten hätte, ist genauso schnurz wie ein imaginäres Abschneiden nach altem Modus in diesem Jahr. Und die ewigen Miesepeter rechnen wahrscheinlich auch schon eifrig, wie Deutschland 2010 nach aktuellem Modus abgeschnitten hätte und freuen sich wie die Schneekönige, wenn Lena bei alternativer Berechnung nicht gewonnen hätte...

Schicken wir 2017 eben doch den Xavier zum ESC, der singt dann etwas Traniges auf Französisch, und schon gibt's Punkte.

Süße Mädels, die aussehen, als ob sie auch dem Kinderprogramm oder einem Märchen stammen, haben beim ESC wohl nur schlechte Chancen, siehe Estland 2011 in Düsseldorf (Urbi lästerte damals im Halbfinale noch).

 

Dass Deutschland wieder mal letzter wurde ist halt mal so. J.L. hat es in meinen Augen zwar gut gemacht, das Lied war aber einfach zu langweilig und blieb nicht haften.
Was mich mehr gestört hat, war die neue Punktevergabe getrennt nach Jury und Televoting. Dass man es dadurch länger spannend halten will, kann ich zwar verstehen, es hat aber nicht den Reiz der alten Punktevergabe (der verlinkte Artikel weiter oben hat dies trefflich analysiert). Das Ergebnis, welches nach altem System zu Stande gekommen wäre, hätte für mich übrigens besser gepasst.
Und was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist das Verhalten der Jurys, und da macht die deutsche Jury keine Ausahme. Wie kann es sein, dass vier von fünf Mitgliedern dasselbe Lied auf Platz 1 haben, das fünfte Mitglied setzte es, glaub ich, auf 3; zumal der deutsche Jurysieger schon, vorsichtig ausgedrückt, sehr speziell ist. Sprechen sich die Jurymitglieder untereinander ab? Da kann man doch nicht mehr von einer objektiven Bewertung sprechen.

 

Das Televoting gehört abgeschafft, da es nur zu Verzerrungen führt, wer viele Landsleute im Ausland hat, wie z.B die meisten Oststaaten, kann sich dadurch einen Vorteil verschaffen, was vermutlich auch zu der hohen Punktzahl der Russen und Ukrainer geführt hat.

 

Nein, Televoting abschaffen, bringt's nicht. Ich finde die Regelung 50:50 schon ok. Dadurch ist ein gewisses gegenseitiges Korrektiv gegeben. Und dass die Jurys durchaus auch für Punkteschieberei Sorgen können, ist hinlängst bewiesen, wenn auch nicht so krass, wie beim Televoting.

 

Die 50:50 Regelung ist reine Volksverdummung. Entweder will man den Willen des Volkes ermitteln, dann darf man keine Fachjury mit 50% Stimmgewicht daneben setzen. Oder man will den Preis komplett von einer Fachjury vergeben, dann braucht man aber keine Publikumsabstimmung. Der ESC heute suggeriert dem Zuschauer, daß er etwas zu sagen hätte und zeitgleich reiben sich die Telekommunikationsanbieter die Hände, weil zig Millionen total sinnfreie Anrufe tätigen.

Im übrigen, nach welchen Kriterien soll diese "Fach"-Jury bewerten? Gesang, das kann man noch einigermaßen objektiv machen, wobei Lena uns ja eines besseren bewiesen hat. Aber wenn es um die Show geht, um die Art des Liedes, den Rhythmus, etc, das sind alles subjektive Entscheidungskriterien. Der eine findet Pop gut, der andere Rock. Wenn man nur Jurymitglieder hat, die mit Rock nichts anfangen können, wie werden die wohl wählen? Und diese paar Leute haben genauso viel Gewicht wie ein paar Millionen Menschen im Land, wo vielleicht 80% auf Rock stehen? Die Abstimmung ist nicht demokratisch, das ist ein klassisches Ständewahlrecht. Oben die "Adeligen", unten der "Pöbel". Und der "Pöbel" freut sich, weil er denkt er habe etwas zu sagen gehabt und konnte etwas mitbestimmen. Sorry, aber ist doch so.

 

Der "Pöbel" hatte aber etwas zu sagen, ohne den "Pöbel" wäre nämlich jetzt Australien Sieger. Und unter den ersten 8 Plätzen sind auch die ersten 7 des "Pöbels", sogar in ähnlicher Reihenfolge.