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Liberty Global soll Interesse an Maxdome haben

Dieses Thema im Forum "DF-Newsfeed" wurde erstellt von DF-Newsteam, 5. November 2014.

  1. DF-Newsteam

    DF-Newsteam Moderator Mitarbeiter

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    Derzeit verhandeln Insidern zufolge hochrangige Kabelmanager mit dem zur ProSiebenSat.1-Gruppe gehörenden Anbieter Maxdome zur Übernahme von Inhalt, der auch in Deutschland über die Horizon-Plattform von Unitymedia ausgestrahlt werden könnte. Aber offenbar geht es inzwischen um weit mehr als nur um Inhalte: Übernimmt Liberty Global Teile von VoD-Anbieter Maxdome?

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  2. Popper

    Popper Gold Member

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    Maxdome kommt durch Netflix & Co unter Druck. Die verscherbeln im Zweifel nicht nur das Tafelsilber in Form von Inhalten, sondern auch Maxdome selbst, kann ich mir gut vorstellen. Die haben zwar viele Anmeldungen und somit viele angebliche "User", aber wer nutzt denn Maxdome noch täglich? da gibt es inzwischen zahlreiche Alternativen, die besser sind...
     
  3. Shadowman

    Shadowman Junior Member

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    AW: Liberty Global soll Interesse an Maxdome haben

    Also ich persönlich fand das Angebot von Maxdome auch immer nicht unbedingt attraktiv, vor allem in den Zeiten, als nur eine handvoll Filme im Monatsabo kostenfrei waren. Mag sein, dass es inzwischen etwas besser geworden ist, aber die Angebote von Amazon und Netflix finde ich deutlich attraktiver und vor allem nicht so verwirrend (ist der Film nun im Paket enthalten oder nicht...).
    Wahrscheinlich hat sich Maxdome zu lange auf seinen Kundenzahlen ausgeruht.
     
  4. Le Chiffre

    Le Chiffre Platin Member

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    AW: Liberty Global soll Interesse an Maxdome haben

    Würde mich ehrlich gesagt wundern. Denn Maxdome ist ja nicht wie etwa Watchever ein Portal eines ausländischen Investors. Maxdome gehört zu ProsiebenSat.1, die eigentlich schon strategisches Interesse an einem deutschen Streaming-Angebot haben sollten. Es wunderte mich daher schon, dass RTL angeblich abgewunken hat, als ihnen Watchever angeboten wurde. Denn mit ihren Videoseiten MyVideo (ProsiebenSat.1) und Clipfish (RTL) sind beide ja auch schon länger mehr oder weniger erfolglos vertreten. Und Streaming-Angebote wie Watchever oder Maxdome sehe ich da schon eher als sinnvolles Investment.

    Aber bei ProsiebenSat.1 wird ja auch eher auf den Ruf des Geldes als auf die strategische Aussicht gehört; sie wurden dabei jahrelang auch entsprechend durch Hedgefonds darauf getrimmt. Ich warte schon auf den Tag, wenn die deutschen Sender in ein paar Jahren jammern, dass ihr Geschäftsmodell nun von großen amerikanischen Firmen bedroht wird. Vielleicht kann dann die Bundesregierung ein passendes Gesetz zum Schutz des deutschen Qualitätsfernsehens verabschieden. ;)

    Also irgendwie fehlen mir in Deutschland Köpfe wie Leo Kirch und Co. Man kann von solchen Leuten persönlich halten was man will, aber sie riskierten etwas und hatten auch eine langfristige Strategie, die sie verfolgten.
     
  5. Wambologe

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    AW: Liberty Global soll Interesse an Maxdome haben

    Frau Schäferkordt sieht keine First-Mover-Vorteile, schon jetzt ein eigenes Portal zu starten. Derzeit wäre das nicht sinnvoll, weil es kein nachhaltiges Geschäftsmodell für RTL ist. Die bereits vorhandenen Portale hätten jedenfalls nicht die Größe, um auf soliden Beinen zu stehen.

    siehe: DWDL.de - "Sollte nicht darum gehen, wie geguckt wird, sondern was"
     
  6. Le Chiffre

    Le Chiffre Platin Member

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    AW: Liberty Global soll Interesse an Maxdome haben

    Wenn man es so sehen will, hätte es RTL nie gegeben. Denn im Jahr 1984 war der Start unter Thoma auch nicht gerade einfach. Aber was will man auch von Frau Schäferkordt erwarten, die ja bekanntermaßen aus dem Controlling kommt.
     
  7. 2712

    2712 Silber Member

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    AW: Liberty Global soll Interesse an Maxdome haben

    Ich hätte es gerne genutzt, aber die haben weder ihre Technik, noch ihren Support im Griff. Apps unterscheiden sich, Jugendschutz nicht einheitlich....Netflix macht das alles deutlich besser, deshalb>Maxdome gekündigt.
     
  8. Wambologe

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    AW: Liberty Global soll Interesse an Maxdome haben

    Die Lage ist durchaus ein bisschen anders. Es gab keine bestehende Konkurrenz, über deren Erfolg man urteilen konnte. Das Argument "die bestehenden Plattformen haben keinen Erfolg" konnte beim RTL Plus-Start keiner anbringen. Und das ist ja ihr Hauptargument gegen ein Netflix aus dem Hause RTL.

    Zudem gab es damals auch First Mover-Vorteile. Sendeplätze waren stark begrenzt. Aber bei VoD-Plattformen gibt es das Problem nicht, begrenzt sind allenfalls Exklusivrechte. Aber die kann RTL auch später noch bekommen, teils haben sie ja durchaus schon entsprechende Rechte, die über RTL Now auch genutzt werden. Und über Clipfish hat man auch Beziehungen. Das was Watchever ihr anbieten kann, kann sie auf jeden Fall auch selbst aufbauen.
     
  9. Le Chiffre

    Le Chiffre Platin Member

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    AW: Liberty Global soll Interesse an Maxdome haben

    Ach, also gibt es bei Netflix keine Skaleneffekte, da sie nun als größter Streamingdienst in den USA etwa für mehrere Milliarden Dollar Serien selbst produzieren können? Auch in den USA gab es einige, die Netflix erfolglos nachgeeifert sind. Und dass jetzt sowohl HBO als auch Showtime an einem eigenständigem Streaming-Angebot arbeiten, bedeutet eine Menge, wenn man die Macht der Kabelnetzbetreiber miteinbezieht. Gerade im Internet wird doch eine Monopolisierung von Angeboten erkennbar. Ampya hieß etwa der erfolglose Versuch von ProSiebenSat.1, den Musikstreamingmarkt aufzumischen. Das Angebot war nahezu identisch wie das von Spotify - der Preis ebenfalls. Dennoch zog es die meisten zu Spotify, während Ampya aus der Not bei Deezer unterkam. Und das Musikstreaming ist durch die kompakte Struktur der Musikbranche eigentlich noch ein leichtes Spiel. Im Videobereich ist die Sache wesentlich vertrackter.

    MyVideo und Clipfish sind doch im Regelfall eher als Nachverwerter ihrer Konzernmütter zu sehen, Netflix, Maxdome und Co. bieten dagegen ein Programm an, dass oftmals ebenso aktuelle Programminhalte bietet wie ProSieben oder RTL. Zur Zeit läuft bei Netflix zum Beispiel der Stromberg-Film und Skyfall - noch vor der Free-TV-Premiere.

    RTL Now, etc. kann man ebenfalls nicht als Konkurrenz sehen, da nicht plattformübergreifend. Man hätte eher das am Kartellamt gescheiterte Projekt "Amazonas" als solches sehen können. Aber selbst das wäre vermutlich an der Trägheit der Sender gescheitert, da sie meines Wissens nach nicht eine Flatrate anbieten wollten, sondern wie etwa RTL Now ein Angebot per Einzelabruf. Man sieht doch generell, dass die Privatsender in ihren Onlineplattformen eher eine Gefahr als eine Chance sehen, sonst hätte RTL ihr Now-Angebot wesentlich attraktiver gestaltet. Sie wollen einfach nicht, dass ihre Einschaltquoten nachvollziehbarer werden, da sie sonst Verluste bei den Werbeeinnahmen an YouTube fürchten müssten. Denn ProSiebenSat.1 und die RTL Gruppe haben sich seit einiger Zeit in dem Oligopol bequem gemacht und wollen dieses Paradies ungern aufgeben. Dass sie gleichzeitig aber durch Low-Budget-Programm an ihrer Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt haben, kommt ihnen bald sehr teuer zu stehen.

    Man muss sich einfach nur vor Augen führen, dass gerade ein Sender wie ProSieben unter der Beliebtheit von Netflix leiden wird. Denn ProSieben baut vor allem auf amerikanische Serien und Filme, nur ein kleiner Teil besteht aus eigenproduzierten Formaten. Gerade die jüngere Zielgruppe, die ProSieben ebenfalls im Blick hat, will die Serien nicht mehr zu vorprogrammierten Zeiten sehen. Und umso größer der Streaming-Markt wird, desto gefährlicher werden die Anbieter für die etablierte Konkurrenz beim Rechteeinkauf von US-Ware. Wenn sich das Programm von ProSieben nicht mittelfristig ganz gewaltig ändert, dann spreche ich dem Sender die Zukunftsfähigkeit ab. Schon jetzt beginnt Netflix in den USA mit Chelsea Handler eine Talkshow zu produzieren. Warum sollte nicht auch irgendwann eine deutsche Talkshow, etc. bei Netflix laufen?

    Fazit: Die deutschen Privatsender schaufeln sich mit ihrer Trägheit das eigene Grab. Wenn sie nicht bald anfangen, das eigene Programm online besser zu vermarkten, dann werden sie über kurz oder lang eine ganze Menge von Zuschauern an Streaming-Angebote verlieren. Nicht im VoD-Markt vertreten zu sein, halte ich geradezu für fahrlässig. Watchever gab doch gerade Zahlen bekannt, dass ein durchschnittlicher Nutzer täglich 122 Minuten bei ihnen verweilt - Tendenz steigend. Währenddessen schaut ein durchschnittlicher Zuschauer in der Zielgruppe der 14-29-jährigen nur noch 128 Minuten täglich fern - hier geht die Nutzung schon seit Jahren zurück. Ich würde auch hierbei behaupten, dass bei einem durchschnittlichen Streamingnutzer in der Altersklasse 14-29 die Nutzung des klassischen Fernsehens noch dramatischer zurückgeht bzw. schon jetzt auf einem weitaus niedrigeren Niveau liegt. Und der Streaming-Markt ist noch längst nicht gesättigt.

    Natürlich kann VoD ein teures Unterfangen sein, wie man gerade an Watchever sieht. Aber diese Summen spiegeln nur einen Bruchteil dessen wieder, was in den letzten Jahren etwa in Sky gesteckt wurde. Und das Geld kann man - wenn es sinnvoll angelegt ist - zumindest als eigene Lebensversicherung ansehen. Denn Streaming substituiert mittelfristig in großen Teilen das klassische Fernsehen.

    Man braucht einen gewachsenen Namen und man braucht lange Erfahrung. Eben mal nebenbei ein Angebot aus den Boden zu stampfen und den Markt im Sturm einnehmen ist dagegen eine wenig realistische Option, gerade wenn sich Amazon und Netflix mit ihrer Expertise und Technologie seit kurzem breit machen. Beim technologischen Sachverstand, wie etwa beim Nutzertracking, der Empfehlungsfunktion oder dem Aufbau der Webseite, sind die Amerikaner der heimischen Konkurrenz gerade meilenweit voraus. Das sind Investitionen, die auf dem ersten Blick gar nicht direkt erkennbar sind. Man bedenke nur: Jeder kann sich heute ohne Probleme eine eigene Suchmaschine aufbauen. Um aber das Niveau von Google zu erreichen, braucht es jährlich mehrere Milliarden Euro an Entwicklungskosten. Genauso wird es sich bald auch mit den Streamingdiensten verhalten. Wenn es nach Frau Schäferkordt geht, dürfte Spotify auch keinen First-Mover-Vorteil besitzen. Das tun sie aber definitiv. Nicht ohne Grund spottete Helmut Thoma vor einiger Zeit, dass in Gütersloh, der Heimat von RTL-Mutter Bertelsmann (wo auch die Karriere von Frau Schäferkordt im Konzern startete), "auf jedem Baum ein Controller [sitzt]".
     
    Zuletzt bearbeitet: 6. November 2014
  10. Wambologe

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    AW: Liberty Global soll Interesse an Maxdome haben

    Natürlich, je mehr Leut ein Netflix-Abo haben, desto schneller lassen sich Serien finanzieren und desto mehr Geld steht zur Verfügung. Aber was hat das damit zu tun, dass die RTL Group der Ansicht ist, dass sich solche Plattformen in Deutschland nicht finanzieren?

    Übrigens ist es auch immer leichter, mit den auf Englisch produzierten Serien aus den USA heraus zu expandieren als mit ursprünglich deutschen Serien aus Deutschland heraus. Da hat die RTL Group so oder so ein Nachteil.

    Dir ist schon bewusst, dass der Musikstreaming-Markt ein gänzlich anderer ist?

    Nein, eigentlich ist es genau anders herum. Im Videobereich ist es leichter, da kann man exklusive Rechte kaufen und damit ein Alleinstellungsmerkmal schaffen. Sollte RTL die Rechte an allen Disney-Filmen exklusiv kaufen, müssten alle, die Disney-Filme sehen wollen, zu RTL gehen.

    Im Musikbereich geht das nicht und du sagst es ja selber: Ampya war nur eine Kopie von Spotify, lieferte nichts eigenes. Wieso also wechseln? Da besteht schlichtweg nicht die Möglichkeit, irgendwas großartig exklusives zu haben. Wer die GEMA bezahlt, hat alles. Man kann sich vielleicht Premiere exklusiv sichern, aber die hat man nur für ein paar Stunden.

    Zu Clipfish liest man in der Tat keine Jubelmeldungen, aber MyVideo hat sich in den letzten Jahren durchaus erfolgreich an eigene Wege gebracht. Die erste Staffel von Sons of Anarchy generierte 15 Millionen Aufrufe, das sind im Schnitt mehr als eine Million pro Folge. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass P7S1 laut eigener Aussage bei SoA nur die Originalfassung extra gekauft hat (für wenig Geld), der Rest über den TV-Deal dabei war. Deswegen ist MyVideo (und auch Clipfish) als Nachverwerter für ProSieben (bzw. RTL) interessant. Zu einem guten Teil werden da bestehende Rechte verwertet, die Kosten sind entsprechend niedrig.

    Dann hat sich MyVideo YouTuber eingekauft, die recht erfolgreich sind. Mit den exklusiv generierten Inhalten für MyVideo, u.a. in Form von Livestreams, hat man dann auch den Erfolg bei sich selbst.

    Der wesentliche Unterschied zwischen MyVideo/Clipfish und Netflix ist aber nicht die Vor- oder Nachverwertung: sondern das Geschäftsmodell. MyVideo und Clipfish finanzieren sich zu 100% über Werbung, Netflix nicht. Damit sind Portale wie MyVideo und Clipfish eigentlich die größere Gefahr für RTL. Die Leute, die Geld in RTL gesteckt haben und das sind nicht die Zuschauer, werden nicht zu Netflix gehen. (Aber klar: wenn keine Zuschauer mehr da sind, wird auch die Werbebranche kein Geld mehr in RTL stecken).

    Die Schäferkordt weiß bestimmt, dass Netflix & Co. Filme vor ihrem RTL zeigen dürfen. Aber was ändert das daran, dass Netflix & Co. ihrer Meinung nach kein Geld verdienen (sie aber schon)?

    Amazonas hätte ein deutsche Hulu werden sollen. Quasi RTL Now trifft die Video-Sparte von ProSieben.de, ein werbefinanziertes Catch-Up-Angebot. Das war auch einer der Hauptgründe, wieso das Kartellamt gegen Amazonas war. Es hat befürchtet, dass ProSiebenSat.1 und RTL dann auch im werbefinanzierten Video-Markt den größten Marktanteil auf sich vereinen. (Der andere war, dass sie auch andere Marktteilnehmer als TV-Sender auf die Plattform hätten lassen sollen)

    Die Diskussion erübrigt sich insofern, weil RTL ja eigentlich etwas anderes als RTL Now hätte machen wollen. Aber vermutlich wird dir die Schäferkordt sagen, dass sie mit der Werbevermarktung von RTL Now recht zufrieden ist und auf über 16 Millionen Abrufe pro Monat verweisen.

    Was versteht denn die Werbebranche nicht an den Einschaltquoten? Welche offenen Fragen gibt es denn? Vielleicht kann man das klären.

    Spaß beiseite. Die Werbebranche akzeptiert die Messung der TV-Quoten als Kompromiss und trägt sie letztlich mit. Sie lässt auch regelmäßig Studien durchführen und lässt so die Werbewirkung ermitteln. Dort sind die Ergebnisse wohl so zufriendendstellend, dass sie weiterhin TV-Werbung buchen.

    Und für Online arbeiten die Sender an einer offiziellen Messung, erste Zahlen werden ja auch schon veröffentlicht. Bis das ganze rund läuft und von der Werbebranche als DIE Währung akzeptiert wird (ähnlich wie die TV-Quote als DIE Währung akzeptiert ist), unterscheidet sich für die Werbebranche kaum, ob sie bei RTL Now oder YouTube Werbung buchen. Gezahlt wird ein TKP, Tausend-Kontakt-Preis. Sofern nicht eine dritte unabhängige Stelle misst oder der Werbekunde eine eigene Messung einbaut, muss der Werbekunde seinem Partner einfach glauben, wann 1000 Streams abgespielt worden sind.

    Zumindest teilweise dürfte es der Schäferkordt egal sein, wenn sich Werbebudgets auf YouTube verlagern. Immerhin hat sich RTL zumindest da zuletzt auch in Stellung gebracht.

    Es ist anstrengend, wie du zwischen den Themen springst. Wir diskutierten doch darüber, wieso RTL noch kein eigenes Netflix an den Start gebracht hat. Der Schäferkordt dürfte es herzlich egal sein, was mit ProSieben in Zukunft passiert. Sie wird vermutlich Freudentänzchen machen, wenn ProSieben als Konkurrent weg ist. ProSieben hingegen hat bereits ein eigenes Netflix und das auch mit exklusiven Rechten - maxdome.

    Ich auch - und halt dich fest: die Schäferkordt auch! Sie ist aber - anders als ProSieben - in der glücklichen Lage, dass sie erst relativ spät die Auswirkungen zu spüren bekommt. RTL (und auch VOX) haben ja relativ wenig Plätze für Ware aus den USA. Da werden viel Eigenproduktionen gezeigt und solange die Leute Wer wird Millionär, Supertalent oder Bauer sucht Frau sehen wollen, werden die nicht abwandern. Diese Sachen gibt es nicht bei Netflix zu sehen. Und das ist in erster Linie Risiko: nur noch Programme zu produzieren, die keinen mehr interessieren. Und dieses Problem hat sie - bei den Jungen.

    RTL hat auch insofern auch schon auf das Problem reagiert, als dass sie die EM- und WM-Qualifikation eingekauft haben und ihr Programm tatsächlich erneuern wollen. Ob das unterm Strich erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten. Manchmal funktionierts (Jenke, Wallraff), manchmal funktioniert nicht (Rising Star).

    Die Schäferkordt weiß auch, dass sie es mit ihrem RTL (und VOX) bei den jungen Zuschauern schwer hat. Nicht umsonst wollte ihre Sendegruppe 20-59 als neue Referenzzielgruppe einführen.

    Jetzt zwei Schocker für dich: Die Schäferkordt war eine der ersten, die eine Fragmentierung des Marktes vorhergesagt hat (nicht nur im Fernsehen). Kürzlich hat sie bei einer Diskussion sogar nicht nur gesagt, dass sich die Nutzung bei den jungen Zuschauern verschiebt, sondern dass das besonders bei den jungen Männern der Fall ist. Damit hat sie dir was voraus.

    Die Schäferkordt kennt die Probleme.. sie hat nur keine Lösung dafür und hält VoD derzeit auch für keine Lösung. Das ist ein Unterschied.

    Am wichtigsten sind die Inhalte. Amazon und Netflix können die beste Empfehlungsfunktion der Welt haben. Wenn sie keine passenden Inhalte zum Empfehlen haben, schließ ich kein Abo ab.

    Wie viele Märkte willst du denn noch in die Diskussion werfen, die mit dem VoD-Markt nichts zu tun haben? Der Videomarkt ist ein anderer als der Suchmaschinenmarkt ...

    und ein anderer als der Musikstreamingmarkt, der sehr wohl einen First-Mover-Vorteil hat, den wohl auch die Schäferkordt bestätigen wird. Das habe ich schon oben erklärt und neue Anbieter können sich in erster Linie nur noch über den Preis unterscheiden (was beim Gewinne machen schwer sein kann). Viel mehr Technik kann man bei Musikstreaming nicht mehr anbringen. Bei Google bzw. Suchmaschinen ist der Unterschied noch gravierender. Da kann man sich ausschließlich über die Technik unterscheiden, weil sich jeder über das Internet die gleichen Inhalte ziehen kann (also im Normalfall zumindest) und günstiger als kostenlos nicht geht.

    Aber der Video-Markt oder der Filmmarkt ist von Exklusiv-Lizenzen geprägt. Das ist der entscheidende Punkt, um sich zu unterscheiden.

    Also Thoma hat in erster Linie gespottet, um in den Medien zu sein und gefeiert zu werden. Mit anderen Sachen generiert er ja allenfalls negative Schlagzeilen.

    Mit seiner Aussage hat er natürlich trotzdem Recht und ich bin durchaus auch der Ansicht, dass man manchmal auch mal was riskieren muss, um das große Geschäft zu machen. (So nebenbei: Thoma selbst investiert ja auch nicht wirklich viel Geld und überlegt daher nur, Fußballspiele von Handykameras filmen zu lassen. Große Klappe, mehr ist da auch nicht).

    Aber im Fall von SVoD bin ich trotzdem auf Schäferkordts Seite. Und das liegt an der Tatsache, wie der Markt funktioniert. Die Rechte für Lizenware muss periodisch erneuert werden. Alle paar Jahre muss neu geboten werden und damit werden die Karten neu gemischt. Und das ist der Grund, wieso ich die Schäferkordt bei der Entscheidung verteidige.

    Es besteht für RTL regelmäßig die Chance, entsprechende Film-Rechte für ein RTL-Netflix zu erwerben. Wie das Bieten auf Rechte funktioniert, weiß man bei RTL wohl ganz gut, das macht man ja schon länger als Netflix. Und das entscheidende sind bei SVoD in erster Linie die Inhalte. Technik kommt letztlich erst ins Spiel, wenn sie so ***** ist, dass es kein Genuss mehr ist. Niemand würde sich ein technisches Meisterwerk wie Netflix holen, wenn es da nur aufgewärmte Ware gibt, während es auf einer technisch akzeptablen Plattform aufgewärmte Ware und neues Zeug gibt.

    Und es reicht für RTL in den Bieterwettstreit einzusteigen, sobald der Markt seinen Durchbruch erlebt. Solange sich das Geschäft nicht trägt, können sich die bereits am Markt teilnehmenden Mitbewerber auch nicht die Kriegskassen füllen. Und RTL selbst würde es in Zukunft nicht leichter haben, wenn man Geld in den Wind bläst und sich schon jetzt die Premieren von Hollywood-Filmen sichert. Sobald die Rechte neu vergeben werden, fängt jeder bei Null an. Man sieht es an Sky. Alles was sich Premiere oder Sky erarbeitet hat, ist praktisch nichts wert, wenn es an die neue Ausschreibung der Bundesliga geht. Wenn der Preis nicht stimmt, erhält auch eine noch nicht existierende Plattform die Rechte.

    Und die Rechte an neuem Lizenzmaterial sind ein Punkt, der über Kunden in Zukunft entscheidet. Wenn RTL die Serien und Filme anbietet, die ich sehen will, gehe ich eher zu RTL als zu Netflix, wenn das meine Serien und Filme nicht gibt. Nochmals: Die Technik kann so gut sein, wie sie will, entscheidender sind die Inhalte. [Übrigens kleiner Fun Fact am Rande: RTL lässt seine Web-Applikationen extern entwickeln und muss entsprechend keine technischen Kompetenzen entwickeln. Sie müssen nur einen kompetenten Dienstleister finden]

    Neben den Lizenz-Materialien gibt es dann natürlich auch Eigenproduktionen, die bisschen dankbarer sind. Die verbleiben schließlich immer im Portfolio. Aber auch das hat RTL keinen Grund sich zu viele Sorgen zu machen. An Orange Is the New Black und anderen Netflix-Serien kommen die ja ohnehin nicht ran. Aber RTL könnte ja auch so Serien produzieren, die mehr wie OITNB und weniger wie Mitten im Leben sind. Im Zweifelsfalle fliegen sie in die USA und fragen dort nach Drehbüchern, sollte es keine aus Deutschland geben. RTL macht das derzeit nicht, weil Nicht-Mainstream-Serien wie House of Cards eben nicht auf Plattformen wie dem TV-Kanal RTL funktionieren, die auf Mainstream angewiesen sind.

    Und sie muss, um den Bogen wieder zum Anfang bekommen, auch keine keine Angst vor Skalierungseffekten bei Netflix haben. Netflix kann in den USA Milliarden verdienen, die werden das Geld aber nicht dauerhaft ins Deutschland-Geschäft pumpen, wenn das am Ende bedeutet, Geld zu verbennen. Sollte Netflix Deutschland es nicht schaffen, auf eigenen Beinen zu stehen (ich glaube nicht, dass das misslingt), würde es eben bei Netflix Deutschland in Zukunft nur noch die eigenproduzierten Inhalte geben, die ohnehin schon da sind, und billig eingekaufte, eingekaufte Ware.

    tl;dr: ein früher Einstieg kann Netflix nicht fernhalten (bzw. jetzt: wieder aus den Markt rausdrängen), weil zumindest neue Serien (und irgendwann auch Filme) immer automatisch und kostengünstig aus den USA zu Netflix Deutschland kommen. Aber für RTL besteht auch regelmäßig die Chance, interessante Rechte (Serien aus dem "richtigen" TV, Kinofilme) zu erwerben. Derzeit muss sich RTL berechtigt nur wenig Sorgen machen, weil die Geschäftsmodelle derzeit nur wenig Überschneidungen hat.
     
    Zuletzt bearbeitet: 7. November 2014